Erinnerungen zum Thema Klobesabend von Andrea Rumpf, geb. Knatz (2014): Der Klobesabend war für uns Kinder in den siebziger Jahren ein Ereignis, dem wir lange entgegenfieberten, versprach er doch neben dem Reiz des Verkleidens ungeahnte Mengen an Schnuckzeug. Unerlässlich war zu dieser Zeit noch eine Maske, die man sich per Gummiband um den Kopf spannte. Diese Masken gab es ab November im Lebensmittelgeschäft Schnellenpfeil zu kaufen. Manche sahen richtig unheimlich aus, weil ja lebendige Augen aus den starren Gesichtern guckten. Das habe ich zumindest so empfunden, als ich noch zu klein war, um selber mitzugehen. Wenn dann Klöbese bei uns auftauchten, war mir richtig beklommen zumute. Als ich älter wurde und die Vorteile dieser Veranstaltung zu erahnen begann, legten sich meine Befürchtungen jedoch schnell. Sobald es draußen anfing zu dämmern, ging es los. Meist waren Trupps mit mehreren Klöbesen unterwegs, die sich zusammentaten. Man ging von Haus zu Haus, klingelte und sobald jemand öffnete, sagte jeder sein Sprüchlein auf. Ehrlich gesagt wurde es oft genug einfach runtergerasselt oder hingenuschelt, aber das war nicht weiter schlimm. Dann kam der spannende Teil: Meist wollten die Leute nämlich wissen, wer man war, und fingen an zu raten: "Bist du dann Gerholds Heike?" Man freute sich diebisch, wenn man nicht erkannt worden war. Normalerweise gab man sich anschließend aber zu erkennen. Zuguterletzt - und das war eigentlich das Wichtigste - gab's dann endlich was in die aufgehaltene "Dutte": Nicht nur gekauftes Schnuckzeug, was uns natürlich am liebsten war, sondern auch Äpfel aus dem eigenen Garten, Nüsse, selbstgebackene Honigkuchen, Mandarinen oder "Plätzerchen". Schnell sprach sich unterwegs per Buschfunk herum, wo was besonders Gutes zu holen war ("Bi Springs kricht jeder ne ganze Tafel Schokolade!"). Darauf konnte man, vorausgesetzt, es war noch nicht zu spät, flexibel reagieren und den Tourenplan kurzfristig ändern. Zwischendurch kam man ordentlich ins Schwitzen, denn unter der Maske wurde es richtig heiß. Dagegen behalf man sich, indem man auf dem Weg zum nächsten "Kunden" das Visier mal für einen Moment hochklappte. Spätestens um acht war der Spaß dann vorbei und wir mussten unsere Tour beenden. Zu Hause angekommen, wurden gleich die Dutten auf dem Küchentisch ausgeschüttet. Jeder inspizierte seine Beute und verglich mit den Geschwistern. Auch erste Tauschgeschäfte fanden statt. Beim Anblick der ganzen Herrlichkeiten konnte einem wirklich das Herz aufgehen. Schnuckzeug war für uns damals immer noch etwas Besonderes, das es auf Zuteilung gab. "Me muss nit jeden Tag was schnucken", sagte mir meine Mutter einmal, als ich um etwas Süßes bettelte. Und wenn es dann was gab, wurde sauber abgezählt und auf vier Kinder aufgeteilt. Umso unfassbarer war der reiche Segen, den der Klobesabend mit sich brachte. Bis Weihnachten reichten die Vorräte bei guter Einteilung locker, und dann warteten ja schon die nächsten Gaumenfreuden auf uns ...
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