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Klobesabend

Altenstädt - ein Dorf und seine Geschichte

Eine nord-hessische Tradition am 6.12. (Nikolaustag)
 - auch in Altenstädt: der Klobesabend!


Siehe Beispiele und Fotos in den Schlagzeilen:
2005, 2006, 2008, 2010, 2012, 2013 und 2016
sowie auf dieser Seite hier unter Klobes 2011 und Kolbes 2015.

Vor etwa dem  Jahr 2000 hatten die Klobese auch noch Masken auf und wurden so nicht so leicht erkannt - heute eher die  Seltenheit - siehe Bericht von Andrea Rumpf, geb. Knatz, weiter unten!

HDSC07131ier zum Begriff aus Wikipedia:
“Cowesabend oder Glowesowend ist in der Gegend um Kassel die Bezeichnung für den Nikolausabend.
Als Glowes (Mehrzahl Glöwesse), früher auch Klowes (Dialektform von Klaus), bezeichnet man die als Nikolaus oder auch anders verkleideten Kinder, die jeweils am 6. Dezember nach Einbruch der Dunkelheit an den Haustüren und in kleinen Geschäften Sprüche aufsagen, um Süßigkeiten zu erlangen (Heischebrauch). In der Region südlich um Kassel ändert sich die Schreibweise auch in Klobes oder Clobes.”

Bitte um Mithilfe:
WER KENNT NOCH SPRÜCHE?
WER KANN VON SEINEN EIGENEN ERFAHRUNGEN ERZÄHLEN?
WER KANN NOCH FOTOS VOM KLOBESABEND BEITRAGEN (aktuell und historisch?)
Mail an Web-Master oder an Bernd Ritter, Tel. 5420

Spruchbeispiele:

   Ich bin en kleiner Könich,
    gebt mer net zuwenich.
    Wünsche euch en langes Leben,
    müsst mä au was Schönes geben.

    Ich bin en kleiner Frosch,
    gebt mä doch'n Grosch.
    Gebt mä'n Stücke Speck,
    dann hüpp ich widder weg.

    Ich bin die kleine Erika,
    und komme aus Amerika.
    Ich komme aus Bonn
    und will was honn.

    Hände hoch,
    und keine Mätzchen.
    Arsch an de Wand
    und her midde Plätzchen.

    Ich bin der kleine Nick,
    ich wünsche dir viel Glück,
    ich wünsche dir ein langes Leben,
    kannst mir auch 'nen Taler geben.

    Ich benn dr kleine Dicke,
    ich winsche uch viel Gligge,
    ich winsche uch 'n langes Läwen,
    müssd mä au auch was Schenes gäwen.

Weitere Sprüche eingereicht von Bernhard Ewald aus Vollmarshausen (2012):

   Ich bin die kleine Erika,
   und komme aus Amerika
   Ich hab mein Brot vergessen,
   gib mit bitte was zu essen.


   Äbbel russ,
   Nüsse russ,
   oder ich schlach en Loch ins Huss.

   (In Deutsch: Äpfel raus, Nüsse raus oder ich schlag ein Loch ins Haus.)

Hier ein Spruch von Dr. Gudrun Schwarz:
  Ich bin ein kleiner Bauer
  Heiße Adenauer
  Komme aus Bonn
  Un will auch was hon

Hier ein Spruch von Barbara Sonnenbeger (Marburg/ Hofgeismar 2015):
  "Ich bin der kleine Zwerg
   und komm vom Kelzer Berg,
   lasst mich nicht zu lange stehn,
   denn ich muss noch weitergehn."

Hier ein Spruch von Andrea Rumpf (Fulda/ Altenstädt 2015):
  "Ich bin ein armer Sünder,
   hab 99 Kinder
   und eine dicke Frau,
   die schlägt mich blitzeblau.”

Erinnerungen zum Thema Klobesabend von Andrea Rumpf, geb. Knatz (2014):
 
Der Klobesabend war für uns Kinder in den siebziger Jahren ein Ereignis, dem wir lange entgegenfieberten, versprach er doch neben dem Reiz des Verkleidens ungeahnte Mengen an Schnuckzeug. Unerlässlich war zu dieser Zeit noch eine Maske, die man sich per Gummiband um den Kopf spannte. Diese Masken gab es ab November im Lebensmittelgeschäft Schnellenpfeil zu kaufen. Manche sahen richtig unheimlich aus, weil ja lebendige Augen aus den starren Gesichtern guckten. Das habe ich zumindest so empfunden, als ich noch zu klein war, um selber mitzugehen. Wenn dann Klöbese bei uns auftauchten, war mir richtig beklommen zumute. Als ich älter wurde und die Vorteile dieser Veranstaltung zu erahnen begann, legten sich meine Befürchtungen jedoch schnell.
Sobald es draußen anfing zu dämmern, ging es los. Meist waren Trupps mit mehreren Klöbesen unterwegs, die sich zusammentaten. Man ging von Haus zu Haus, klingelte und sobald jemand öffnete, sagte jeder sein Sprüchlein auf. Ehrlich gesagt wurde es oft genug einfach runtergerasselt oder hingenuschelt, aber das war nicht weiter schlimm. Dann kam der spannende Teil: Meist wollten die Leute nämlich wissen, wer man war, und fingen an zu raten: "Bist du dann Gerholds Heike?" Man freute sich diebisch, wenn man nicht erkannt worden war. Normalerweise gab man sich anschließend aber zu erkennen. Zuguterletzt - und das war eigentlich das Wichtigste - gab's dann endlich was in die aufgehaltene "Dutte": Nicht nur gekauftes Schnuckzeug, was uns natürlich am liebsten war, sondern auch Äpfel aus dem eigenen Garten, Nüsse, selbstgebackene Honigkuchen, Mandarinen oder "Plätzerchen". Schnell sprach sich unterwegs per Buschfunk herum, wo was besonders Gutes zu holen war ("Bi Springs kricht jeder ne ganze Tafel Schokolade!"). Darauf konnte man, vorausgesetzt, es war noch nicht zu spät, flexibel reagieren und den Tourenplan kurzfristig ändern. Zwischendurch kam man ordentlich ins Schwitzen, denn unter der Maske wurde es richtig heiß. Dagegen behalf man sich, indem man auf dem Weg zum nächsten "Kunden" das Visier mal für einen Moment hochklappte.
Spätestens um acht war der Spaß dann vorbei und wir mussten unsere Tour beenden. Zu Hause angekommen, wurden gleich die Dutten auf dem Küchentisch ausgeschüttet. Jeder inspizierte seine Beute und verglich mit den Geschwistern. Auch erste Tauschgeschäfte fanden statt. Beim Anblick der ganzen Herrlichkeiten konnte einem wirklich das Herz aufgehen. Schnuckzeug war für uns damals immer noch etwas Besonderes, das es auf Zuteilung gab. "Me muss nit jeden Tag was schnucken", sagte mir meine Mutter einmal, als ich um etwas Süßes bettelte. Und wenn es dann was gab, wurde sauber abgezählt und auf vier Kinder aufgeteilt. Umso unfassbarer war der reiche Segen, den der Klobesabend mit sich brachte. Bis Weihnachten reichten die Vorräte bei guter Einteilung locker, und dann warteten ja schon die nächsten Gaumenfreuden auf uns ...

Klobesabend_70er

Das Foto ist wahrscheinlich am 6. Dezember 1972 oder 1973 entstanden. Es zeigt (von links) Iris geb. Klei,
Ulrich Klei und meine Wenigkeit in der Küche von Konrad und Christine Wicke in der Korbacher Straße

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