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Über die Altenstädter Schulgeschichte!
Weiter unten: - die Lehrer in Altenstädt tabellarisch - Schulfotos - Schulgeschichten von Rüdiger Löber
Siehe auch: Auszüge aus der Schulchronik 1946-1956 (unter “Nachkriegs-Altenstädt” ) und Ältenstädter Erzählcafé.
Wer alte Schulbilder hat, bitte melden! Gibt es garantiert unbeschadet zurück!
1624 wird Heinrich Schröder als Schuldiener (wie die Lehrer damals bezeichnet wurden) genannt. Wie auch bei der erstmaligen urkundlichen Erwähnung eines Dorfes muss dies aber nicht mir der Gründung einer Schule übereinstimmen, vielmehr hat es sicherlich schon einige Jahre zuvor eine Schule gegeben, vielleicht aber auch mit Schröder als ersten Lehrer. Die Schulen dienten in diesen Jahren der Obrigkeit und Kirche, um “demütige, gefügige und lenkbare Kirchen- und Staatsdiener zu liefern”, wie Luther sich ausdrückt. Bereits 1656 muss Altenstädt - und dies überrascht - ein Schulhaus besessen haben, denn nach dem Befehl des katholischen Oberamtmannes von Pappenheim zu Fritzlar sollte der evangelische Schuldiener Isenberg dieses nicht mehr betreten dürfen, andernfalls würde er ins Naumburger Gefängnis gebracht. Am 20.6.1624 wurden die Schuldiener vom Erzbischof und Kurfürsten von Mainz angewiesen und gemahn: “... im gleichen soll der Kirchendiener die Jugend fleißig unterrichten und sowohl Sommers als Winters Zeit ohnablässiglich continuiren”. Diese gutgemeinte Verordnung wurde aber durch die Schrecken des 30jährigen Krieges unwirksam. Außerdem war für die Kirche von Altenstädt - und somit auch für die Schule - der Landgraf von Hessen zuständig. Für Altenstädt (und Altendorf) ergab sich das Paradoxe, dass die evangelisch ausgerichtete Schule dem Erzbischof von Mainz - der Obrigkeit - “tüchtig und gehorsam Diener lieferte”. Ein zwiespältiger Gehorsam! Im Jahre 1724 wurde in Hessen die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Bis dahin gab es nur die Winterschule, die von Martini (11. November) bis Ostern dauerte. Der Unterricht war täglich, vor- und nachmittags. Der Mittwoch und Samstag Nachmittag waren davon ausgenommen. Die Sommerschule dauerte von Ostern bis zur Ernte. Sie hatte nur 2 Unterrichtsstunden (9-8Uhr früh). So hatten die Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder zur Hilfe bei den landwirtschaftlichen Arbeiten oder im Haus tagsüber heranzuziehen. Die Schule beschränkte sich auf das Allernotwendigste, die sogenannten Elementarfächer Rechnen, Schreiben, Lesen, Singen und Rechnen. Schulträger war die Dorfgemeinde. Ein erhebliches Problem war das Schulgeld, für die damaligen Einkommens- und Vermögensverhältnisse zu hoch und daher nur ungern gezahlt. So hielt sich wohl die Begeisterung für die Schule auch in Grenzen, was auch einigen Schriftstücken zu entnehmen ist (siehe Quelle). Wo die alte Schule stand, kann nicht nachgewiesen werden. Im Jahr 1806 wurde die “neue Schule” gebaut, heute Teichstraße 12. Das geschah ganz gewiss erst auf Anordnung des neuen Landesherrn, des Kurfürsten von Hessen. Für 701 Taler, 4 Albus und 3 Heller, entstand aber hier kein “moderner Bau”. Die neue Schule hatte eine “unterste” und eine “oberste” Schulstube. Ein Kuh- und Schweinestall und ein “Schulabtritt” ist auch vorhanden. Schon nach wenigen Jahren zeigen sich die ersten Mängel. Die Reparaturen häufen sich und nehmen kein Ende. Nach einer Schulvisitation 1846 heißt es: “Der Lehrer wohnt in diesem Hause, das in diesem Zustand unbewohnbar ist: die Wände und Fenster sind zerfallen, und es befindet sich dabei weder Scheune noch Miststätte und Holzplatz, doch hat der Lehrer 11a (Acker?) Schulland. Ein Decken-Träger hat eine Riss, der untersucht werden muss..”. Am 20.6.1864 erklärt Lehrer Wiegand beim Landratsamt in Wolfhagen, dass die Schulstube viel zu klein sei; es könnten in derselben nur 80 Kinder sitzen, während er in der Klasse der jüngsten Kinder 97 habe, welche teilweise auf der Erde sitzen müssen. Die Lehrer oder Schuldiener verdienten nicht mehr als ein Knecht, obwohl Respektperson, so waren sie gleichzeitig Kirchendiener (Küster), in der Kirche meist auch Vorsinger oder Organist - also Assistent des Pfarrers. Ab 1802, als das mainzische Amt Naumburg zu Hessen kam, wurde die Schulaufsicht konsequenter und straffer, die Schulvisitationen ultimativer und strammer. Die Gemeinde hielt sich dagegen zurück. Für die Schule hatte sie nie Geld, nur Schulden. Als die “Neue Schule” längst erneuerungsbedürftig und wiederum zu klein geworden war, forderte der Landbaumeister vom Landratsamt Wolfhagen ein neues Schulhaus, weil die Reparatur und Erweiterung des bisherigen zu kostspielig und nicht zu vertreten wäre. Der Ortsvorstand wird aufgefordert, die vorhandenen Schulräume nach Höhe, Länge und Breite zu vermessen und die genaue Anzahl der Schulkinder zu ermitteln. Er wird kurzfristig zur Berichterstattung nach Wolfhagen beordert. Dort erklärt Bürgermeister Johannes Döring am 12.9.1846, die Anzahl der Schulkinder betrage 160, die in dem 30 Fuß langen, 21 Fuß breiten und 10 Fuß hohen Schulsaale nicht Platz finden und zu zwei Klassen zu verschiedenen Zeiten von einem einzigen Lehrer unterrichtet würden. Die Gemeinde sei verschuldet und könne kein neues Schulhaus bauen. Darauf hin wird die Reparatur des bestehenden angeordnet. Erst im Dezember 1848 ist diese beendet. An der Unzweckmäßigkeit und Unzulänglichkeit des Gebäudes ändert dies aber nichts. Der Landrat hatte sich davon persönlich überzeugt und die Gemeinde immer wieder zu einem Neubau gedrängt. Die Angelegenheit zog sich dennoch bis 1856 in die Länge. Der Zimmermeister Martin Hildebrandt hatte sich in der heutigen Teichstraße 3 ein Wohnhaus gebaut, geriet aber in finanzielle Schwierigkeiten. Er bot das Wohnhaus der Gemeinde als zukünftige Schule an. Er war bereit, sein Anwesen gegen das bisherige Schulgebäude und die Schulgärten an der Hardt einzutauschen zuzüglich 470 Reichstaler. Mit der Gemeinde wurde Hildebrandt handelseinig. Die Behörde bestand aber zunächst auf einige bauliche Veränderungen, die 850 Taler kosteten. Die ganze Angelegenheit zog sich dann bis 1857 in die Länge. Endlich - 1858 - hatte Altenstädt eine neue Schule. 1878 ist auch diese Schule schon wieder zu klein, weil die Schülerzahl über 150 beträgt. Die Schule ist dreistufig geworden, so dass Platz für 65 Schüler fehlt. Die Regierung besteht wiederum auf einen Neubau. Die Gemeinde schlägt einen Anbau vor, der nach vielen hin und her und Auflagen beschlossen wird. Die Auflagen: Einrichtung des Schulsaales, Ökonomieräume für die Lehrer und eine 2. Lehrerwohnung. Am 19.10.1881 berichtet der Bürgermeister Riedemann dem Landrat: “Der Schulbau ist im Monat August durch den Bauaufseher Vogel 2ten zu Naumburg abgenommen wurde und ist für Gut abgenommen, nun Fehlen die Bänke und Bolt und was dazu gehört noch, das Bewohnt denke ich zu Neujahr diese Jahr.”, also 1.1.1882. Am 26.10.1881 regt nun die Regierung die Begründung einer zweiten Lehrerstelle - bei nahezu 160 Kindern - an. Der Königliche Schulvorstand soll mit der Gemeinde darüber verhandeln: Lehrergehalt jährlich 750 Mark, für Feuerung 90 Mark, freie Wohnung. Die Gemeinde erklärt hierzu: Sie habe ihre Ausgaben bisher aus eigenen Einkünften bestritten, habe aber keine Umlagen erhoben, die jetzt unvermeidlich würden. Sie habe bisher 600 Mark Schulgeld und Geschoss erhoben, sonst nichts. Die Bevölkerung sei größtenteils arm und nicht begütert; von 162 Kastensteuerpflichtigen seien 49 wegen zu geringen Einkommens befreit. 93 gehören den drei niedrigsten Steuerstufen an, 74 der allerniedrigsten und nur ein einziger sei einkommensteuerpflichtig. Die Klassensteuer bringe der Gemeinde nur 1044 Mark ein. Durch den Schulanbau habe sie jetzt 9800 Mark Schulden. Eine angemessene staatliche Beihilfe zu der zweiten Lehrestelle sei sehr erwünscht und dringend notwendig; schon zur ersten Schulstelle sei Zuschuss bewilligt. Daraufhin wird ein widerruflicher Staatszuschuss von 300 Mark jährlich bewilligt. 1885 fordert der Minister den Landrat auf, zu prüfen, ob die Gemeinde die 300 Mark jetzt nicht selbst aufbringen könne. Der Bürgermeister nimmt dazu Stellung: Im Jare 1885 seien die Häuser von 19 Familien abgebrannt. 10 Personen würden durch Reihumessen und milde Gaben unterstützt. Der Landrat befürwortet eine Weiterzahlung. Die Schule des 19. Jahrhunderts war nicht mehr die Schule des Mittelalters und eine Einrichtung der Kirche. Sie unterstand nunmehr dem Staat, von dem sie die Richtlinien bekam, doch wurde nicht alles Überholte beseitigt. So blieb die Ortsschulaufsicht beim Pfarrer in Balhorn bis 1918. Erst danach wurde die Trennung von Kirche und Schule durchgeführt. Der Pfarrer als örtlicher “Schulinspektor nahm natürlich seinen Einfluss wahr. Als z.B. Pfarrer Münch am 5.3.1883 bei der Schulvisitation feststellte, dass “die Schüler im Rechnen entsetzlich weit zurückliegen”, die Konfirmanden kaum multiplizieren, die Aufgaben der Mittelstufe nicht lösen und nicht einmal lateinisch schreiben könnten, empfahl er dem Lehrer, “allen unnützen Ballast, z.B. Zeichnen über Bord zu werfen und sein Hauptaugenmerk auf Religion, welche Hauptsache bliebe, Rechnen, Lesen und Schreiben zu richten”. Bei einer Revision am 1.9.1880 klagte aber auch der Lehrer Wettlaufer “über die häusliche Faulheit der Schüler und zu häufige Urlaubsgesuche der Eltern, denen es am liebsten wäre, wenn den ganzen Sommer hindurch Ferien wären”. Ein anderes Mal heißt es im Prüfungsbericht: ”Die Rechtschreibung der Kinder lässt zu wünschen übrig. Einige Kinder sind weit zurück; es liegt an der großen geistigen Beschränktheit der betreffenden Kinder”. So erhält mancher Schüler das Abgangszeugnis “nicht genügend vorbereitet für das bürgerliche Leben”. Andernfalls enthalten die Visitationsberichte aber auch über Lehrer und Schüler erfreuliche Urteile, die gegenüber dem Negativen doch überwiegen. Nach zwei vorliegenden Aktenstücken hatten 105 Altenstädter Grundstücke, die der Schule und Küsterei gehörten, inne. Die Besitzer waren darum verpflichtet, verschiedenen Abgaben an “Roggen, Hafer und Brod” zu entrichten. Mit Wirkung vom 1.10.1883 gingen die Grundstücke gegen entsprechende Ablösung in das Eigentum der bisherigen Besitzer über.
Wie aus der mit der Wiedereröffnung der Volksschule am 8.10.1945 begonnenen neuen Schulchronik hervorgeht, war die Chronik für die Zeit bis 1945 durch die Verwüstung der Schule am Ende des Nazi-Regimes untergegangen. Deshalb nun aus der neuen Schulchronik ab 1945:
Bei Wiederbeginn der Schule meldeten sich 126 Kinder, die in 3 Klassen eingeteilt und von eine einzigen Lehrer unterrichtet wurden. Mit Beginn des neuen Schuljahres im März 1946 stieg die Schülerzahl auf 160 an. Ein 9. Schuljahr wird eingeführt, weil Tausende des Entlassungsjahrganges 1945 nicht in den Arbeitsprozess eingegliedert werden konnten. Durch den Zustrom von Flüchtlingen und Ausgewiesenen nahm die Bevölkerung stark zu, und die Schülerzahl stieg auf 170. Am 1.6.1946 kam Frau Kullmann als erste Hilfe und Laienlehrkraft. Am 1.7.1946 kam der Lehrerstudent Mehrgardt hinzu. Lehrer Kockegey wurde damit Leiter der Schule. Das neue Schuljahr begann mit den Herbstferien und mit 30 Schulanfängern. Die Schule wurde fünfklassig: Klasse 1= 1. Schuljahr, Klasse 2 = 2. Schuljahr, Klasse 3 = 3. und 4. Schuljahr, Klasse 4 = 5. und 6. Schuljahr, Klasse 5 = 7. - 9. Schuljahr. Für sie standen nur 2 Schulsäle zur Verfügung. Die Lehrkräfte unterrichteten von 8.00Uhr vormittags bis 16.30 Uhr mit 1 Stunde Mittagspause. Manche Jahrgänge mussten darum vormittags und nachmittags zur Schule kommen. Im Sommer 1947 wurden die dringend erforderlichen baulichen Veränderungen und Ergänzungen begonnen (WC!), doch fehlte es immer an Handwerkern und Materialien. Die Gemeinde konnte nur mit Geld bezahlen und hatte keine Tauschobjekte zur Kompensation. So zog sich die Fertigstellung bis zum 1.9.1949 hin. Der Bau des dritten Schulsaales wird begonnen, geht aber auch nicht vor sich. Bürgermeister August Pfennig sorgte dafür, dass er am 16.6.1950 bezogen werden konnte. Es haben im Laufe der Zeit noch weitere Veränderungen, Erneuerungen (Treppe) und Renovierungen stattgefunden. Die Unstetigkeit der Nachkriegszeit wirkte sich auch auf die Schulverhältnisse aus. Einmal stieg die Zahle der Schüler durch die nach Altenstädt gekommenen Neubürger, dann aber sanken sie wieder von Jahr zu Jahr durch den Abzug der im Kriege zumeist aus Kassel Evakuierten. Andererseits wanderten aber auch zahlreiche Neubürger ab, weil sie hier die ihnen entsprechende Arbeit nicht finden konnten. Bei der hohen Schülerzahl war natürlich auch der einzige Lehrer überfordert. Es dauerte lange, bis er entlastet wurde. Dann hatten die stark sinkenden Schülerzahlen - bei großem Lehrermangel - auch wieder den Abzug der Lehrkräfte im Gefolge. Der Wechsel der Schulpädagogen war auffallend stark. Die besten Lehrkräfte wurden in die Städte abgezogen. Bei hohen Schülerzahlen war die Schule vier- und fünfklassig, bei sinkenden wurden die Klassen auf zwei reduziert. Das alles musste sich auf den Schulbetrieb stark hemmend auswirken. Die Zahl der Schüler betrug:
1946
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170
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1952
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?
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1958
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79
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1964
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85
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1947
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160
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1953
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113
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1959
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84
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1965
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100
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1948
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?
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1954
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97
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1960
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87
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1966
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110
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1949
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?
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1955
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102
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1961
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87
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1967
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104
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1950
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156
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1956
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103
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1962
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92
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1968
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101
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1951
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144
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1957
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90
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1963
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?
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Hier nun einige Ereignisse und Besonderheiten der Schule in Altenstädt bis zur Schließung 1968:
Im Frühjahr 1954 legte die Schule unter Anleitung des Försters Heger, Naumburg, anstelle des langjährigen Schuttabladeplatzes auf der kleine Hardt einen Schulwald an. Besondere Verdienste hatte sich hierbei Lehrer Lackinger erworben. Pfingsten 1958 wurden hier nochmals 300 zweijährige Fichten und Lärchen gepflanzt. Allerdings musste die Gemeinde 1961 eine Neuanpflanzung vornehmen. Im Werkunterricht hatten die Jungen Vogelnistkästen angefertigt. Am 27.10. 1954 beging Lehrer Adolf Pieck sein 40jähriges, am 1.9.1956 Lehrer Alois Lackinger sein 25jähriges Dienstjubiläum. Zum 200. Geburtstag von Freiherrn vom und zum Stein führte die Schule am 26.10.1957 eine Gedenkstunde durch. Er führte im Jahre 1807 die Bauernbefreiung durch. 1958 erhält die Schule Sport- und Spielgeräte im Werte von 1.000DM. Daran war die Gemeinde mit 300DM und die Totogesellschaft mit 700DM beteiligt. Am 29.11.1959 fand eine Schülerveranstaltung mit Gesang, Musik und Theatervorstellung im Saal des Gasthauses Ritter statt. Der hier erzielte Überschuss wurde der Gemeinde zur Errichtung des Ehrenmals gespendet. Die von den Schülern am 16.12.1962 und am 24.2.1963 gestalteten Elternnachmittage müssen besonders herausgestellt werden, weil zahlreiche Eltern ihren Kindern zur Musikerziehung in der von der musikalischen Lehrerin Quiehl (siehe auch Ev. Kirchenchor) gebildeten Musikgruppe Instrumente für über 1000DM beschaffen und schenkten. Am 10.9.1963 fand eine Leistungsprüfung im Rechtschreiben und Rechnen für das 8. Schuljahr statt. Im Durchschnitt lauteten die Noten 3,8-4. Die Schule beteiligte sich alljährlich an den Bundesjugendspielen, machte Ausflüge in den Harz, an die “Zonengrenze”, auf den Meißner, an den Edersee, Wanderungen zur heimatkundlichen Erkenntnis in die nähere Umgebung, führte Schulfeste, Weihnachtsfeiern durch, besuchte berufskundliche Ausstellungen in Kassel, die Ausstellung Himmelreich in Bründersen, den Frankfurter Zoo und war auf vielen anderen Gebieten aktiv. 1960 wird die Gefallenen-Gedenkstätte eingeweiht, an der sich auch die Schule beteiligt: Hierzu heißt es in der Schulchronik wörtlich: “Am Volkstrauertag,13. November, wird die Gefallenen-Gedenkstätte auf dem Gemeindefriedhof feierlich enthüllt. Es waren etwa 500 Personen beteiligt. Herr Landrat von Mielecki hält die Festansprache. Herr Pfarrer Gutmann nimmt die kirchliche Weihe vor. Die Pfarrer Mädrich und Hruschka gedenken in würdiger Weise der Toten. Männergesangverein und Kirchenchor singen Lieder. Schulkinder bringen Gedichte zum Vortrag. Zahlreiche Kränze werden am Ehrenmal niedergelegt. Auch die Schule stellt einen Kranz. Die ganze Anlage samt Ausgestaltung des Friedhofes hat etwa 20.000DM gekostet. Jagdpächter Heimer spendete 2.000DM, der Männergesangverein 150DM, die Volksschule auch 150DM (Theaterspiel). VDK und Heimkehrerverband beteiligten sich mit Geldspenden an dieser Aktion. Der Altenstädter Friedhof soll laut Zeitungsmeldung wohl einer der schönst gelegenen und gestalteten Friedhöfe im Wolfhager Land sein.” Beim 80jährigen Bestehen des Männergesangvereins 1963 Macht die Schule beim Fackelzug und Festzug mit. Sie setzt hierbei das “große Schulorchester” ein. Musikalisch beteiligt sich die Schule in der Folgezeit an vielen Veranstaltungen nicht nur in Altenstädt. Mit Wirkung vom 1.10.1961 wird der bisherige Gemeindeschulvorstand lt. Gesetz vom 28.6.1961 “Gesetz über die Unterhaltung und Verwaltung öffentlicher Schulen und die Schulaufsicht (Schulverwaltungsgesetz)” aufgelöst. An seine Stelle tritt eine Schuldeputation im Sinne der §72,79 Abs.6 der Hessischen Gemeindeordnung. Am 28.5.1963 findet eine Vorausbesprechung über die geplante Mittelpunktschule statt, der am 10.6.1963 eine Großveranstaltung in Naumburg über Sinn und Zweck der Mittelpunktschule folgt. Weiter Diskussionen sollen folgen. Am 8.7.1963 wird in einer Elternversammlung der Sinn der Mittelpunktschule erklrät und erläutert. Die 60 Anwesenden stimmten der Errichtung dieser Schulart einhellig bei. In einer öffentlichen Gemeindevertretersitzung im Mai 1964 wird einstimmig beschlossen, dass sich Altenstädt der Mittelpunktschule anschließt. Am 21.4.1966 wird in einer Bürgerversammlung wiederum einstimmig und endgültig beschlossen, dass alle Eltern ihre Kinder aller Altersklassen nach Naumburg in die neue Mittelpunktschule schicken wollen. Zur gleichen Zeit erfolgte der erste Spatenstich zu dieser neuen Einrichtung. Am 12.7.1968 wird die Mittelpunktschule in Naumburg feierlich eingeweiht. Die Oberstufe der Schule Altenstädts beteiligt sich an der Ausgestaltung der Feierstunde. Lehrer A. Lackinger beschließt die Schulchronik mit den Worten: “Die Schule in Altenstädt wird gründlich aufgeräumt, die Bücher gebündelt, das Mobiliar und Lehrmittel transportbereit gehalten....Mit dem 16.Juli 1968 schließt die Schule in Altenstädt ihre Pforten. Eine Epoche geht zu Ende, das Dorf hat keine Schule mehr.” Wohl rund 300 Jahre bestand die Schule in Altenstädt, geliebt und ungeliebt, unerwünscht und begehrt. So oder so war sie Jahrhunderte lang ein kultureller Mittelpunkt des Dorfes. “Als wär’s ein Stück von mir”. Man hatte Altenstädt Wesentliches entzogen.
Quelle: 1150 Jahre Alahstat - Aldenstede - Altenstädt 831-1981 von Georg Feige (1981)
Kuriositäten und weitere Schulgeschichten - mitgeteilt von Rüdiger Löber (Ziegenhagen, 02+07+11+12/2009+03+12/2010+12/2011):
Der Einschulungsjahrgang 1958 bestand neben Hans Franke nur aus Mädchen! 1963 holte Lehrerin Quiel (sehr lebendiger Unterricht) Frau Milli Engelbrecht (Zur Pforte) für ein paar Unterrichtsstunden in die Klasse : Sie erzählte Geschichten auf Ahlenschdetter Platt; das war eine Sensation, da die meisten von uns zu Hause zum Hochdeutsch sprechen angehalten wurden, da es Fälle gegeben hatte dass Erstklässler bei der Einschulung gar kein Hochdeutsch konnten.
“Ende der 50 er Jahre gingen wir Kinder ( u. a. mit Lothar Beier) in Walter Dörings Gutshaus, die Haustür war auf, schlichen leise die Treppe hoch und sangen ein Lied; dafür gab’s dann 50 Pfennige, was für uns sehr viel Geld war; wir gingen zu Schnellenpfeils und kauften eine große Papiertüte voll Bonbons, die dann entsprechend der elterlichen Besitzverhältnisse an die "Sangesbrüder" von Lothar Beier verteilt wurde. Viel Spaß hatten wir auch mal als Werner Gerhold am Krizzeweje aus dem Fenster des Hausbodens Aluminiumstreifen auf die Freileitungen warf, die dann unter Knallen verbrannten.
Die Volksschule , das heisst die Lehrer, hatten damals ja auch erzieherisch zu wirken, in so weit das den oft überlasteten Eltern nicht so gänzlich gelungen war. So gab es ja auch böse Buben, zum Beispiel jene, die im Jahr 1963 in der Ippinghäuserstraße quer über die Straße ein dünnes Seil oder einen Draht spannten. Diesen bemerkte eine Frau auf einem Fahrrad zu spät und stürzte. Sie beklagte sich darauf bei Lehrer Lackinger und am nächsten Tag bekamen die Betreffenden ein furchtbares Donnerwetter in der oberen Klasse zu hören. Sie mussten zu der Frau gehen, um sich zu entschuldigen. So war der Lehrer die Beschwerdestelle, wenn man sich nicht an die Eltern wenden wollte, oder sich wie in diesem Falle, gleich an mehrere Eltern hätte wenden müssen.
Das revolutionäre Jahr 1961: Das Jahr 1961 brachte für die untere Klasse einen Umbruch größten Ausmaßes: Unter Lehrer Krah war alles noch sehr traditionell. Mit dem Schuljahresbeginn 61/62 nach den Osterferien kam Lehrerin Quiehl in die Klasse. Damit wurde fast alles anders: Die Tische wurden anders gruppiert, an die Wände wurden Bilder von Schülern gehängt, auf die Fensterbretter kamen Blumen, der Unterricht (Schuljahre 1-4) wurde sehr lebendig gestaltet, es gab neue Schulbücher und einen sehr guten Werkunterricht; gute Schüler gaben den weniger begabten Nachhilfestunden am Nachmittag in der Klasse, es gab eine neue Tafel; dann wurden Dienste eingeführt: Tafel-, Ordnungs- und Blumendienst im wöchentlichen Wechsel; Frau Milli Engelbrecht kam zu Plauderstunden auf Ahlenstetter Platt; es gab Elternnachmittage mit Vorstellung von Bastelarbeiten der Schüler; In den Sälen der Gasthäuser wurden Schülervorführungen gemacht mit Sketchen und Musikdarbietungen. Alles in Allem also eine kleine Schulrevolution! Die Schüler waren begeistert mit dabei, so machte das Lernen Spaß. Eine Klassenbücherei wurde eingerichtet mit uns so völlig unbekannnten Büchern wie denen vo Astrid Lindgren. Dann gab es da noch was, das uns autoritätshörige Schüler aber doch etwas sehr verwirrte: Die Einrichtung des "Petzepfennigs": Wir warens ja gewohnt, daß wir, wenn wir Ordnungswidrigkeiten von Mitschülern (es betraf ja meist die Jungens) entdeckten, zum Lehrer rannten, um diese zu melden; womit wir gleichzeitig signalisierten, daß wir selbst brave Schüler sind. Nun aber wurde demjenigen, der solches tat, von Frau Quiehl der "Petzepfennig" umgehängt; es war das eine runde Pappscheibe (Durchmesser ca. 30 cm) auf die ein brauner Pfennig aufgemalt war. Der oder die "Petze" wurde so vor der Klasse bloßgestellt. Also petzten wir nicht mehr. Außerdem hatte Frau Quiehl auch Vorschläge zur Dorfverschönerung, die uns damals noch etwas befremdlich vorkamen, z.B. daß die Bauern ihre Misten (Dungstätten) von vor dem Haus doch lieber hinters Haus verfrachten sollten. Frau Quiehl blieb bis 1964 und hat wohl bei allen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Noch eine Begebenheit aus der Altenstädter Schule des Jahres 1963 oder 1964: Ein gerade eingeschulter Erstklässler packte bereits nach der 2. Schulstunde seine Sachen in den Ranzen; auf die Frage von Lehrerin Quiehl, wo er denn hin wolle, antwortete er ganz selbstverständlich: "'Wir fahren heute Mist!" Ein grosses Kapitel schulischer Erziehung sind ja die für Verfehlungen verhängten Strafen. So gab es noch bis in die 60er Jahre die sogenannte "Eselsbank"; das war die erste Bankreihe.Da mussten diejenigen sitzen (immer nur Jungen), denen der angebotene Unterrichtsstoff doch nicht so interessant erschien, so daß sie sich zu allerlei kleinen Neckereien oder Tätigkeiten unter der Bank hinreißen ließen. Zeitweise griff ein Artillerievergnügen um sich: Wir formten kleine Papierkügelchen, legten sie auf eine Rampe ( ein Buch), die einen bestimmten Winkel haben musste und schossen dann mit dem Zeigefinger in Richtung auf das Ziel. Leider schoss ich einmal zu weit und das Kügelchen landete auf dem Lehrerpult gerade auf Frau Quiehls aufgeshlagenem Buch; da gabs Ärger. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts waren die Strafen ja sehr viel drastischer; da gabs den berüchtigten Rohrstock, womit der Lehrer bei entsprechender Verfehlung das Hinterteil polierte. Nun gab es da einen gewitzten Schüler, der den gestrengen Lehrer einmal in Verlegenheit bringen wollte. Da Zuhause gerade geschlachtet wurde, nahm er sich die Schweinsblase, füllte etwas Blut rein, band sie sich mit einem Hanfseil unter der Hose am Hintern fest, ging zur Schule, machte provokante Dummheiten, sodaß der Lehrer sich genötigt sah, den Rohrstock zu schwingen; da platzte die Blase und das Blut rann; der Lehrer war zutiefst erschrocken und schickte den grinsenden Schüler zur "Wundversorgung" nach Hause. Dann gabs da noch die Strafe "in die Ecke stellen" oder, noch schlimmmer, "vor die Tür gehen", bis man wieder herein gerufen wurde. Ein Schüler legte es einmal darauf an, denn er hatte sich was ausgedacht, um die Klasse mal zu belustigen; dazu hatte er einen Strohhalm mitgebracht; die Provokation klappte; er musste vor die Tür; da nahm er nun den Strohhalm, steckte ihn durchs Schlüsselloch und pustete Spucke hindurch, sodaß bald eine kleine Pfütze an der Innenseite der Tür entstand; in der Klasse machte sich anschwellende Heiterkeit breit, was den Lehrer verwunderte, bis er, den Blicken der Schüler folgend, die Ursache entdeckte; da gabs dann wieder mal ein Donnerwetter.
Noch etwas zur Schulchronik (12/2010): Im Jahr 1961 oder 62 lud Lehrerin Qhiel Fritz Klei zu einem anschaulichen Vortrag über die richtige Pflege von Zimmerpflanzen ein: es ging um Gießen, Düngen, Umtopfen und richtige Standortwahl für die beliebtesten Exemplare. Es gab im Schulhaus ja auch die Klasse über der Lehrerwohnung. Diese stand bis wohl 1963 leer; darin gab er große Wandtafeln; Lehrer Lackinger schickte gelegentlich Erwin Schwarz (Huteweg), der wunderbar zeichnen konnte, in diese Klasse um alle Wandtafeln mit Märchenbildern zu schmücken. Wohl im Jahr 1963 wurde dann dieser Klassenraum wieder benutzt, denn es wurden die Schuljahre 4 und 5 darin unter Lehrer Gruhn zusammengefasst. Das 4. Schuljahr murrte anfangs sehr, denn der Unterricht von Frau Qhiel war hoch interessant. Im Werkunterricht wollte man gerade eine Tankstelle basteln. Außerdem gab es in der unteren Klasse schon neue Tische und Stühle, während man nun wieder auf alten, unergonomischen, fest verschraubten Bänken sitzen mußte. Doch welche Überaschung: Der anfangs aufmerksam beäugte Lehrer Gruhn erwies sich als Glücksgriff; er hatte eine ausgesprochen ruhige Art; die Schüler und Schülerinnen waren konzentriert bei der Sache; außerdem wußte er sehr spannend Geschichten zu erzählen: aus seiner Kindheit und Jugend und vor allem aus dem Krieg, an dem er als Soldat teilgenommen hatte; eine Kindheitsgeschichte hieß "der Tomatenkrieg", eine Kriegsgeschichte betraf die Besetzung eines ostdeutschen Schlosses durch die Rote Armee. Als Belohnung für erledigte Lernaufgaben gab es gelegentlich diese Erzählungen. Es war also eine Schöne Zeit, an die man sich gern erinnert.
“ Kämmerchen-Verwaltung” (12/2011): Ein Ehrenposten in der oberen Klasse war die ”Kämmerchen”-verwaltung. Dort wurden die Lernmittel z.B. die Landkarten aufbewahrt, die dann auf Geheiß des Lehrers geholt und wieder weggebracht wurden. Die Verwalter hatten das Privileg, in der Pause oben bleiben zu dürfen, was dann natürlich zu allerhand Umtrieben genutzt wurde. Auch hatten sie den Sirenen-Job: Auf ein verabredetes Zeichen von Lehrer Lackinger gingen sie während des Unterrichts ins Kämmerchen, stellten sich auf den Flur und zogen die rote Handsirene - darauf rannten beide Klassen auf den Schulhof - das war die Feueralarmübung, die vom Lehrer mit der Stoppuhr gemessen wurde. Auf der Innenseite der Kämmerchenschrankt verewigten sich die “Verwalter”unter der Rubrik ”Die hattens Kämmerchen”.
Der Schulhof (12/2011): Da die Notwendigkeit schulischen Lernens uns dann doch nicht durchgängig plausibel gemacht werden konnte und das trotz des von den Lehrkräften gern gebrauchten Spruchs "Man lernt nicht für die Schule, sondern für das Leben", während uns es eher schien, daß wir die ganze Sache doch wohl eher zu erdulden hätten, um die Erwartungen der Lehrkraft zufrieden zu stellen, war die Pause dann die Gelegenheit, den durch langes Sitzen auf harten Stühlen und aufmerksames Zuhören- müssens hervor gerufenen motorisch-emotionalen Staudruck ab zu lassen. Die Schulhofbilder zeigen das sehr eindrücklich. Da gab es jede Menge Aktivitäten in festen oder wechselnden Gruppierungen. Einige Beispiele: Krichchen ( Kriegen) spielen; Hinkelhäuschen spielen, wobei die Mädchen dann oft den größeren Erfolg hatten; Ringelreihen; Gummitwist, was eher ein Mädchenvergnügen war; Singen; ein Lied lautete "Als ich auf die Bürgerschule ging, war ich schon mit 13 Jahr´ ein ganz verliebtes Kind. Ein Schüler vom Gymnasium, der brachte mich nach Haus und schenkte meinen Eltern den schönsten Blunenstrauß"; worauf dann Lehrer Lackinger gelegentlich unkte: "Die sollten lieber Volkslieder singen". Das Geländer der Schultreppe wurde als Turngerät benutzt, während das Geländer der Lehrerwohnungstreppe Tabu war. Der große Baum an der Straßenseite war zum Klettern wie geschaffen; eines Tages kam Wilfried Pfennig vorbei und meinte zum Lehrer: "Herr Lehrer, früher war das aber nicht erlaubt." Die Lehrkräfte gingen während der Pause auf dem Schulhof auf und ab, damit das bunte Treiben dann doch nicht in weniger erwünschte Exzesse einmündete. Das schmerzliche Ende der Pause wurde mit einer Trillerpfeife signalisiert, worauf die Schülerschar zur Treppe strömte, auf der sich dann ein lebhaftes Gerangel um die vordersten Plätze entwickelte. Auf dem Schulhof standen 2 weisse Fahnenmasten, an denen dann zu den nationalen Feiertagen (z.B. 17. Juni) die Bundes- und die Landesflagge aufgezogen wurden; bei eher traurigen Anlässen auf Halbmast. Wer in der Pause das Toilettenhäuschen aufsuchte, ging durch einen etwas dunklen Gang unter der Lehrerwohnung hindurch auf den hinteren Schulhof und von da den eingezäunten Weg entlang. Da dieser Bereich den wachsamen Augen des Lehrpersonals entzogen war, bot sich hier eine ausgezeichnete Gelegenheit zu allerlei Umtrieben, z.B. zum Zünden von "Ladykräckern". Im Sommer wurden auf dem Schulhof die Turngeräte für das Mädchenturnen aufgestellt. Die Jungen gingen mit Lehrer Lackinger auf den Sportplatz an der Hardt. Dort wurde auch für das Jahreshighlight, die Bundesjugendspiele trainiert. Ein besonderer Spaß war das Spielen von "Räuber und Schandeckel"; dazu ging es in die untere Hardt in eine Schonung, genannt die "Tännerchen", die mit dichtem, jungen Fichtenbestand ein gutes Verstecken ermöglichte; die Räuber versteckten sich und die Schandis mußten sie suchen. So hatte Schule, neben dem Lernen von Inhalten, deren Nutzen für das eigene Leben einem doch oft wenig plausibel erschien, auch ihre erfreulichen Seiten. Dank an die Lehrkräfte, die es ja mit uns auch nicht immer einfach hatten. |