Die Zeit nach dem II. Weltkrieg
II. Aus der Schulchronik 1946-1956 (Auszüge) siehe auch: “Schule und Lehrer”
1946 „Die Bevölkerungszahl der Gemeinde wuchs mit dem Zustrom an Ausgewiesenen aus der Tschechei. Sie stieg über 1.000, davon 27% Neubürger. Der Wohnraum wurde eng, das Problem der Unterbringung machte der Gemeinde ernste Schwierigkeiten. Nicht immer war der gute Wille da auf beiden Seiten, um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen. Oft fehlte es auch an der nötigen Energie der zuständigen Stellen den Einheimischen gegenüber, um den schwer geprüften Ausgewiesenen zu einem menschenwürdigen Dasein zu verhelfen. Die Zahl der Schulkinder wuchs auf 170. Immer war nur ein Lehrer tätig.“ „Zu Weihnachten veranstaltet die Schule eine Weihnachtsaufführung ….. Der geldliche Reinertrag des Abends, etwas über 600,-RM, wurde je zur Hälfte dem Hilfsfonds für die Neubürger und für zurückkehrende Kriegsgefangene aus Russland überwiesen. Als Weihnachtsgabe erhielten die Neubürger am Nachmittage in einer kleinen Feier, die auch die Schule ausgestaltete, für die Person ein Pfund Weizenmehl und alle Kinder eine Tüte mit Gebäck, von Gemeindemitgliedern gebacken und verpackt; die Zutaten dazu waren durch freiwillige Spenden in der Gemeinde aufgebracht worden.“
1947 „Der Minderertrag der Kartoffelernte gefährdete die Einkellerung an Kartoffeln im Lande. Da das Liefersoll der Gemeinde voll erfüllte wurde, konnte an die Nichtselbstversorger 1. allgem. 2 Ztr. Winterkartoffeln je Person ausgegeben werden.“ „Besonders wohltuend wird empfunden, daß die im Jahre 1947 vorgenommenen Reparatur bzw. der Neubau der Wasserleitung die geordnete Wasserversorgung der Gemeinde gebracht hat, sehr zum Ärger mancher Kreise, die selbst vorher keinerlei Fortschritt im Dorfe erzielen konnten, weil sie ihn aus Geiz und Kurzsichtigkeit nicht wollten, nun aber missgünstig beiseite stehen. Die Wasserleitung funktioniert, das ganze Dorf hat ausreichend Wasser, obwohl die Seelenzahl um rund 60% zugenommen hat.“ „In der Gemeinde war auch in diesem Jahr gesammelt worden (zu Weihnachten), um die Kinder der Neubürger in einer kleinen nachmittäglichen Feier, die ganz von der Schule gestaltet war, mit einer Tüte voll Äpfel und Gebäck zu erfreuen. Auf Initiative von Ortslandwirt Derx war die Mehlsammlung innerhalb der Gemeinde so groß ausgefallen, dass pro Kopf der Neubürger 1 Pfund Weizenmehl ausgegeben werden konnte. Deutsche Hilfe, Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt, hatten sich der Ärmsten und Alten angenommen, um Weihnachtsfreude zu bereiten. Der Abend des ersten Feiertages brachte die gemeinsame Weihnachtsfeier im überfüllten Saale Ritter …. Der Reinertrag des Abends, etwa 500,-RM floß in den Unterstützungsfonds für die Neubürger.“
1948 „Die Wahlen werden mit eine Wahlkampf vorbereitet, der nicht in fairer Weise von Seiten der CDU und LDP (in der Gemeinde noch in Verbindung mit dem Hauptteil der Flüchtlinge) geführt wird und zu persönlichen Verunglimpfungen der im öffentlichen Leben stehenden Personen führt. Die Wählergemeinschaft (CDU – LDP u. Flüchtlinge) geht aus dem Kampfe mit 6 Gemeindevertretern hervor, die SPD als stärkste Partei kam nur auf 3 Vertreter“. „Die Währungsreform zeigt uns allen, wie arm wir sind. Mit neuen Hoffnungen erfüllt sie die Vertriebenen, die bislang keine Sachwerte zu Tauschgeschäften hatten. Enttäuschungen bringt sie den Bauern. Die Auszahlung der Kopfquote – 1. Rate 40,-DM je Person – gibt das erste Geld. Da der Warenhunger groß ist, ist die Kauflust ungemein rege. Es gibt mit dem Geldschnitt wieder alles zu kaufen, die Schaufenster und Läden sind mit den seltensten Waren gefüllt. Die teilweise Aufhebung der Zwangswirtschaft und die Lockerung des Preisstopps lassen die Preise sprunghaft in die Höhe steigen….“
1949 „Die politischen Spannungen innerhalb der Gemeinde haben sich gelegt. Mehr und mehr ist die Einsicht unter den Altbürgern gewachsen, dass nur verständnisvolles Miteinanderarbeiten dem Wohle der Gemeinde dient und alle Eigenbröteleien und egoistische Sonderinteressen hintenan stehen müssen.“ „Es setzt eine große Arbeitslosigkeit ein….“
1953 „…ist die Schülerzahl auf 113 gesunken, da der Abzug der im Kriege – zumeist aus Kassel – Evakuierten un der Flüchtlinge anhält….“
1956 „Im neuen Schuljahr komme noch 3 Kinder aus der Ostzone zu uns.“
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