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Distanzeiten WM 2012

Distanzreiten - Gabriela Förster aus Altenstädt

WM in Euston Park - England  - am 25. August 2012

Gabriela Förster aus Altenstädt ist wieder mit ihrem Pferd Priceless Gold dabei! Wie bei vergangenen Wettbewerben gibt es wieder ein Tagebuch geben - Danke an Martin Bösel und Gabriela und VIEL ERFOLG!

Hier Links zum Thema WM 2012:
 - Reitwelten/ WM 2012
 - Wikipedia

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Hallo Altenstädt,

leider ist Distanzreiten noch nicht olympisch, aber wir arbeiten dran. Also treffen wir Distanzreiter der Welt uns, wie die vielen Olympioniken, ebenfalls nahe London um am 25.08. unseren Weltmeister zu ermitteln. Und mein Pferd Priceless Gold und ich dürfen dabei sein. Das gibt mir die Möglichkeit ein kleines Tagebuch von den Vorbereitungen bis hin zum Rennen zu schreiben.

Eure

Gabriela

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Abschlussbericht von Gabriela  3.9.2012

Schön war es in  England. Eine tolle Eröffnungsfeier mit einer atemberaubenden Lichtschau. Ein technisch abspruchsvoller sehr schneller Kurs, der unglaublich viel Spaß gemacht hat, beste Versorgung für Reiter und Pferd und eine rundum gute Stimmung.
Nur das I-Tüpfelchen hat gefehlt, Priceless und ich im Ziel.
Bei 140 km war eine leichte Lahmheit zu sehen, nicht weiter schlimm, aber mit  Rücksicht auf die Gesundheit des Pferdes ausreichend um nicht auch noch die letzten 20 km in Angriff zu nehmen. 
Der Fluch eines jeden Sportlers, die kleine, kaum nennenswerte Verletzung, die aber so entscheidend behindert, dass kein großer Erfolg möglich ist. Und es hätte ein großer Erfolg sein können. Die Chance auf ein Medaille, wie damals in Kentucky, war diesmal zwar nicht gegeben, zu stark waren die Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und die Profis aus Spanien. Aber ein Platz unter den besten 15 wäre sicherlich möglich gewesen.
Zum ersten Mal konnte Scheich Mohammed bin Raschid als Maktoum, der Herrscher des legendären Dubai den Weltmeistertitel holen. Damit ging einer seiner Träume nach Jahren in Erfüllung. Ja, auch ein Scheich hat offensichtlich noch Träume und in diesem Fall einer, dessen Erfüllung sich auch ein Scheich erst erkämpfen muss. Denn geschenkt haben ihm die anderen Reiter diesen Titel auch diesmal nicht. In Kentucky noch zweiter, setzte er sich aber auf der letzten Runde dann durch, gefolgt von einem seiner Söhne und einem weiteren Reiter aus den UAE. Die zweifache Weltmeistererin aus Spanien, Maria Alvarez Poton, musste diesmal mit dem undankbaren 4. Platz vorlieb nehmen, was sie aber gelassen hinnahm. Ihre Pferd, der schon 17-jährige Nobby, hat in seinem Sportlerleben alles erreicht, was es im Distanzsport zu erreichen gilt.
Das deutsche Team konnte mit meinen Kolleginnen Petra und Christina zwei Pferde im Mittelfeld platzieren, das Pferd Bernhard Dornsiepens erwischt es leider wie mich mit einer kleinen Lahmheit. Somit war die Mannschaft früh aus dem Medaillenrennen, denn dafür müssen 3 Reiter ins Ziel kommen. Aber ganz realistisch hätte es allenfalls zu einem Platz 6 gereicht, den für die Bronzemedaille hätten wir mindestens drei Pferde unter die ersten 20 bringen müssen. Die UAE holten unangefochten die Goldmedaille in der Mannschaftswertung, vor den Franzosen und den Reitern aus dem Oman. Der Oman überraschte und überzeugte mit den Plätzen 16, 17 und 18 und einer sehr souveränen Leistung. Es hatte den Eindruck, als hätte dieses Team mit einer klaren Taktik es auf eben diese Medaille abgesehen und die Taktik ging dann auch voll auf, denn die dahinter liegenden Amerikaner kamen nur auf 50 Minuten heran, ein deutlicher Abstand.
Diese wunderschöne Veranstaltung endete dann leider im Regenchaos. Sindflutartige Wolkenbrüche zwangen den Veranstalter das Rennen abzubrechen. Die Reiter, die noch auf der Strecke waren, mussten bis zum nächsten Stop reiten und aufhören. Das führte dazu, dass einige Reiter das Rennen beendeten ohne die ganze 160 km geritten zu sein. So ungewöhnlich das war, so sinnvoll war es. Die Zahl der Stürze häuften sich, es wäre einfach zu gefährlich für Mensch und Tier gewesen.
Am nächsten Morgen fand es alles seinen versöhnlichen Abschluss in einer gelungenen Siegerehrung.
Danach packten wir in aller Ruhe und fuhren am Montagmorgen Richtung Heimat. Auch diesmal war das Meer gut zu uns, so dass Priceless tief unten im Bauch der Fähre die ganze Zeit Heu gefressen hat. Tanja und ich verabschiedeten uns kulinarisch von England mit einem traditionellen Fish and Chips-Essen. Nach 15 Stunden Fahrt rollten wir dann wieder ins heimische Altenstädt.
Mein besonderer Dank gilt meinen Betreuern, die vor, während und nach dem Rennen Priceless und mich perfekt versorgt haben und so mir ein dieses so spannende Erlebnis überhaupt erst ermöglichten. Also eine rundum perfekte Veranstaltung, bei der leider das I-Tüpfelchen fehlte.
Gabriela   

 

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Die Eröffnungsfeier mit Lichtschau
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Wasserdurchritte
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Spektakuläre Stands
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Dirk betreut mich auf der Strecke
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So wohnen Scheichs wenn sie in England sind
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Siegerehrung
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Mein Betreuerteam
Tanja auf der Fähre über den Kanal

Schade: hat leider nicht gereicht - trotzdem: Anerkennung für die tolle Leistung!
10. Tagebucheintrag, 25.8.2012:

Hallo Bernd,
Gabriela und Priceless sind leider in der letzten Tierarztkontrolle bei 140 km ausgeschieden.
Pricey lief nur leicht unsauber, aber eine absolut korrekte Entscheidung im Sinne der Gesundheit des Pferdes.
Das Rennen musste dann eine halbe Stunde nach Gabrielas Ausscheiden abgebrochen werden.
Die Gewitter mit Unmengen von Regen gefährdeten die Reiter und die Pferde, so dass die Organisationsleitung die Notbremse zog. Wer weiß wie regenfest die Engländer sind, kann ermessen wie schlimm es war.
    Liebe Grüße
    Martin    
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9. Tagebucheintrag, 24.8.2012:
Priceless leuchtet in schneeweiß. Meine Crew hat ihn auf Hochglanz gestriegelt und wir warten darauf, dass wir beim Tierarzt an die Reihe kommen. Als es endlich soweit ist, erkenne ich mein Pferd nicht mehr wieder. Das liebe brave Tier, dass mit jedem Kind kuschelt, benimmt sich total daneben. Dem Tierarzt droht er eine zu verpassen und dann schubst Prieceless noch Dirk rüpelhaft zur Seite. Sowas hat er mit Dirk noch nie gemacht. Aus dem Vortraben wird ein Vorgallopieren mit diversen Buckeleinlagen. Ich schäme mich in Grund und Boden. Der Tierarzt kann nur bei einem trabenden Pferd Lahmheiten korrekt erkennen, im Galopp sieht man eher nichts. Ich befürchte schon, man schickt uns weg, damit wir ersteinmal das Pferd erziehen. Aber der Tierarzt lächelt milde. Er erkennt die Situation. Die Pferde haben ihren maximalen Trainingszustand erreicht, es wird Zeit, dass das Rennen beginnt. Priceless bekommt in allen Punkten Bestnoten. Aber wenn es Noten fürs Betragen gäbe, wie früher auf meinen Schulzeugnissen, dann sähe das bei Pricey anders aus.   

Ich werde nachdenklich. Hoffentlich benimmt er sich nicht beim Start so daneben. Aber bisher erwies er sich in der Startsituation immer als sehr professionell. Ich hoffe mal, dass Pricey sich dieser Tugend Morgen erinnert.

Leider sind wir nur noch vier im deutschen Team. Nachdem schon ein Paar gar nicht anreisen konnte, wurde ein weiteres Paar bei der Voruntersuchung wegen Lahmheit rausgenommen. Das ist echt bitter. Jetzt heißt es also Daumen drücken fürs morgige Rennen.

8. Tagebucheintrag, 23.8.2012:
Priceless wird zunehmend ungenießbar. Er will endlich loslaufen. Es wird jeden Tag schwerer ihn zu reiten. Ich muss mir immer was Neues überlegen um ihn ausreichend zu beschäftigen ohne ihm die Kraft zu nehmen, die er fürs Rennen braucht. 
Unser französischer Trainer zeigte sich sehr zufrieden mit seiner Rennkondition. Solche Rückmeldungen an uns Reiter sind wichtig. Je näher das Rennen kommt, umso nervöser werden wir und umso mehr stellen wir unsere Arbeit der letzten Monate infrage. Da tut es gut, eine fachlich fundierte und unabhängige Bewertung zu bekommen. 
Meine Crew ist nun vollständig und ist emsig dabei die anstehende Arbeit zu organisieren. Aber es sind alles sehr erfahrene Leute, so dass ich mich auf die Dinge konzentriere, die nur ich machen kann. Auch das ist eine Beruhigung und so verbringe ich viel Zeit auf Trail. 
Die Markierungen der Reitstrecke scheinen perfekt zu sein. Das ist keineswegs so selbstverständlich wie man es annehmen sollte. Ich habe schon einige Male erlebt, dass selbst bei Weltmeisterschaften nicht gut markiert wurde und sich viele Reiter verritten haben. Soweit ich das einsehen konnte, ist hier diese Gefahr nicht gegeben.     
Gerade komme ich von der offiziellen Eröffnungsveranstaltung. Es war ein bisschen „Kleinolympia“ mit  Lasershow und Feuerwerk, wirklich sehr eindrucksvoll. Der Veranstalter gibt sich sehr viel Mühe eine gastliche und spektakuläre Veranstaltung zu bieten. Leider habe ich keine guten Bilder zu bieten. Vielleicht kann ich die noch später nachreichen.
Es spät, ich muss dringend ins Bett, denn der morgige Tag ist gekennzeichnet von der Vorbereitung des Pferdes auf die Eingangsuntersuchung. Jedes Pferd braucht vor dem Rennen die Freigabe durch einen Tierarzt. Es reichen schon kleine Verletzungen oder gesundheitliche Einschränkungen und fliegt das Pferd raus. Natürlich ist das auch richtig so, denn keine Pferd soll angeschlagen in ein so schweres Rennen gehen. Entsprechend nervös steht man dann bei Tierarzt. Natürlich kennt jeder Reiter den Zustand seines Pferdes, und Priceless ist wirklich fit. Aber ein wenig gezittert wird trotzdem, denn er könnte sich ja über Nacht ein Verletzung zu ziehen oder sich erkälten usw...

7. Tagebucheintrag, 22.8.2012:

Wir haben alles eingepackt und sind am eigentlichen Veranstaltungsort angekommen. Dort hat Mustafa aus den USA Priceless nochmals neu beschlagen. Entgegen unserer Erwartungen hat es in England seit Wochen nicht mehr geregnet, die Böden sind knochentrocken und somit ist die Strecke griffig und eher hart. Konsequenz: Ein anderer Beschlag ist angebracht. Irgendwie ist das wie bei bei den Vettels in der Formel eins. Regenreifen fahren die wirklich nur beim Regen. Wir haben jetzt eher Intermediate drauf. 
Apropro Mustafa: Der Distanzsport war irgendwie von Anfang an international. Mustafa ist eigentlich Inder, hat jahrelang in Dubai gearbeitet und lebt nun in den USA und beschlägt natürlich, wenn man ihn denn bittet, auch deutsche Pferde. Aber eigentlich ist Priceless ja ein US-Amerikaner, also passt das auch wieder. Aber eigentlich ist bei diesem Sport Herkunft und Hautfarbe komplett egal und so reitet der Scheich neben der Hausfrau und ein König neben dem Automechaniker. Ich hoffe, dass mir dieses bunte und friedliche Gemisch an Menschen mit so unterschiedlichen Kulturen und Religionen noch lange erhalten bleibt  
Zu meiner Freude sind die Reiter aus Guatemala auch wieder da. Mit denen hatte ich schon viel Spaß bei der WM in Kentucky. Mit Naomi Müller aus Südafrika bin ich dann gleich ausgeritten. Naomi kenne ich auch schon ein paar Jahre und sie wohnt ganz in der Nähe einer Cousine von Frau von Butlar aus Elbenberg. Die Welt ist eben doch kleiner als man meistens denkt.

Priceless geht es prächtig. Er mag den Trubel und genießt die Aufmerksamkeit, die ihm geschenkt wird. Fast alle kennen ihn und zeigen ihre Freude darüber, dass er es erneut auf eine WM geschafft hat. Mein Betreuungsmannschaft wird immer vollzähliger und die Spannung steigt.

2012-08-24 14.49.31
2012-08-24 16.06.24
2012-08-24 19.23.38

Hübscher Priceless

Futtervorbereitung

2012-08-24 11.00.37 2012-08-23 17.01.46

Teambesprechung

2012-08-24 14.49.36

Der Trail ist bestens markiert

Betreuer bei der Arbeit

2012-08-23 16.49.09
2012-08-19 19.40.05

Warten auf die Voruntersuchung

Die Strecke wird besichtigt.

Gabriela auf der Strecke

6. Tagebucheintrag, 20.8.2012:
Hallo Altenstädt,
heute ist Sonntag und wir geniessen ein richtiges Sonntagsfrühstück. Danach geht es zu Pricey, der fühlt sich inzwischen schon recht heimisch, begrüßt uns und freut sich, sich die Beine vertreten zu können. Diesesmal kommt Tanja auf dem Fahrrad mit. Es dauert nicht lange, bis er auch das Fahrrad zu seiner Herde zählt und immer geduldig wartet, wenn es bergauf mit dem Radl etwas langsamer geht.
Am Nachmittag haben wir bei unseren Freunden einen typisch englischen Familiensonntag erlebt. Es gab Pims und Crumble und noch einiges was wir noch nie gehört und gegessen hatten. Jedenfalls alles sehr lecker.
Abends gab es nochmal einen gemeinsamen Fahrrad-Reit-Spaziergang für Pricey, also alles bestens.

5. Tagebucheintrag, 18.8.2012:

Hallo Altenstädt,
heute hieß es früh aufstehen und früh reiten, unsere englische Freundin hat auch ein Reitpferd für Tanja und so ging es früh um 7 Uhr durch East Sussex. Highlight war die Brücke, an der die Winnie Pooh-Geschichten spielen.
Anschließen fahren wir zum Veranstaltungsort (180km) dies ist wichtig um den geeigneten Rennbeschlag auszuwählen. Nachdem es nicht geregnet hat, ist alles sehr trocken viel fester Boden mit Steinen, auch Wiesenwege sind fest. Wahrscheinlich werden wir einen Plastikbeschlag nehmen, der optimalen Schutz gegen die Steine bietet und eine gute Dämpfung für Priceys Gelenke.
Letztendlich warten wir den Wetterbericht ab, wenn es regnet werden die Wiesen aufgeweicht sein und dann wäre ein Metalbeschlag mit Stollen geeigneter. Die Strecke ist pferde- und reiterfreundlich, scharfe Ecken, große Steine und Baumstämme sind rot angesprüht, so dass sie gut zu sehen sind.
Die Stelle, wo Pause, Start und Ziel stattfindet, ist bereits eingerichtet, sieht großzügig und praktisch aus.
Das amerikanische Team ist bereits vor Ort, wir konnten mit meiner Freundin Valeria Kanavy, von der ich Pricey gekauft habe, treffen und waren gemeinsam Mittag essen. Gerne wären wir länger im Gespräch über dieses oder jenes Pferd geblieben, Pricey wartete aber auf sein Abendessen.
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Sonntagsfrühstück

Strecke

Englische Kirche

Schweine haben es in England gut

Chicken and Chips überall

Fasane überall

Reiterfreundliches England

4. Tagebucheintrag, 17.8.2012:
Hallo Altenstädt,
Tanja und ich haben unsere erste Nacht in England in einem sehr alten Fachwerkhaus bei Freunden
verbracht. Gestern Abend gab es noch spät eine Willkommensessen Ham and Potatoes, (Schinken
und Kartoffeln) Gemüse und Soße, so dass wir wunderbar gesättigt ins Bett fallen konnten.
Appropos Bett, diese sehen auch so aus, als wenn sie ein paar hundert Jahre auf dem Buckel haben,
man schläft aber hervorragend darin. Nach dem Frühstück sind wir umgehend zu Priceys Quartier
gefahren. Pricey erwartete uns schon und freute sich auf sein Pferdfrühstück.
Die Farmbesitzer hatten ihn mit Wasser versorgt, er hat mehrere Eimer getrunken.
Tanja ist mit ihm spazieren gegangen, nach der langen Reise tat diese Bewegung Pricey
ausgesprochen gut.
Heute Abend ist ein gemeinsamer Ausritt geplant, so dass sich Pricey nochmals die Füße vertreten
darf. Bis dahin relaxen wir am Swimming Pool.

3. Tagebucheintrag, 16.8.2012:

Los geht’s
Hallo Altenstädt,
heute ist unser Reisetag, früh aufstehen, Pricey nochmal kurz die Beine in der Führmaschine
vertreten lassen, Hänger anhängen und los geht’s.
Der Verkehr hält sich in Grenzen, wir erreichen Calais gegen Abend. Unser VW-Bus mit Pricey im
Anhänger reiht sich in die LKW-Schlange ein und mir wird langsam mulmig.
Das Gespann wird ins untersten Deck eingewiesen, mit Ketten festgezurrt und steht in der Mitte
zwischen riesigen LKWs eingekeilt, mir wird noch mulmiger. Pricey können wir durch das
Anhängerfenster beobachten, er frisst Heu und sendet mir einen Blick zu wie: „das ist doch alles
Kinderkram“, dann frisst er weiter. Etwas erleichtert gehen wir an Deck der Fähre.
Währen der Überfahrt ist ein Zugang zu den Autos aus Sicherheitsgründen strengstens verboten. Die
See ist ruhig, Pricey hat seinen Schutzengel eingepackt.
Nach dem Anlegen der Fähre in Dover dürfen wir wieder zum Gespann, Pricey frisst immer noch Heu.
Nun ist mir nicht mehr mulmig. Zügig können wir die Fähre verlassen. Weiter geht es auf der M20 zu
unseren Freunden nach East Sussex. Der Linksverkehr ist etwas gewöhnungsbedürftig, es ist
inzwischen dunkel und die Straßen sind sehr schmal, nach 12 Stunden Autofahrt ist nun nochmal
volle Konzentration angesagt. Zum Glück erkenne ich Priceys Quartier auf Anhieb. Alle Lichter sind
für uns eingeschaltet, eine große geräumige Box mit viel Stroh und ein Pferdekollege warte auf
Pricey.
Kaum ist die Hängertür geöffnet, ist Pricey auch schon draussen. Souverän marschiert er ins neue
Quartier, beschnüffelt das Stroh und wälzt sich ausgiebigst. Für heut erst einmal geschafft.

Bereit zur Abfahrt

Fährticket kaufen

Auf dem Weg in die Fähre

Die fährt auch mit

Dover in Sicht

Um 22 Uhr ist Pricey angekommen

Luxusappartment

Und immer in Bewegung bleiben

Reiterfitness

Transport gut überstanden

Blackham Court Luxus für den Reiter

So lässt es sich aushalten

2. Tagebucheintrag, 11.8.2012:
Heute war eine weiterer wichtiger Tag in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft. Eine extra dafür autorisierte  Tierärztin kam und hat einen Dopingtest durchgeführt. So ist das in der heutigen Zeit im Spitzensport, nichts geht mehr ohne. Nachdem einige deutsche Reiter bei großen Ereignissen negativ aufgefallen waren, führt die Deutsche Reiterliche Vereinigung schon im Vorfeld zu Olympiaden, Welt- und Europameisterschaften immer Tests durch. Es ist keine klassische Dopingprobe, denn im Pferdesport gibt es noch keine Trainingskontrollen. Aber wer kurz vor einer Weltmeisterschaft mit unzulässigen Mitteln erwischt wird, muss ggf. zu Hause bleiben.  

Eigentlich keine große Sache, aber das Problem liegt im Detail. Priceless muss dann nämlich zum richtigen Zeitpunkt müssen, denn wie beim menschlichen Sportler sollte der Test im Urin erfolgen. Erst wenn das Pferd sich eine Stunde weigert sein Geschäft zu verrichten, darf die Tierärztin auf einen Blutabnahme ausweichen. Priceless erwies sich als halbwegs gnädig und erfüllte seine Aufgabe nach 30 Minuten.

Dann konnte der bis ins letzte Detail vorgeschriebenen Vorgang abgeschlossen werden. Dazu sind diverse Formulare auszufüllen und zu unterschreiben. Es ist strikt darauf zu achten, dass die Pferdebesitzerin bei allen Vorgängen anwesend ist und die 2 Probenahmeflaschen (A- und B-Probe) müssen korrekt gefüllt, gekennzeichnet und versiegelt werden. Weicht die Tierärztin auch nur in einem Punkt von der Vorschrift ab, und sei es auch nur eine kleine Formalie, kann die Reiterin die Probe für ungültig erklären lassen, völlig egal ob eine nicht zugelassene Substanz gefunden wird oder nicht. Es ist traurig, dass der Sport mittlerweile so stark von diesem Thema bestimmt wird, aber wohl nicht mehr zu ändern. Ich kann die Zahl der der Dopingproben nicht mehr zählen.
  
Apropos Formulare: Auch Reisen mit Pferd geht nicht ohne Papiere. Natürlich hat Pricey einen eigenen Pass und dann braucht es noch eine Transportbescheinigung und eine Gesundheitsnachweis und natürlich auch ein Papier, damit er wieder Ausreisen darf. In Zeiten der EU-weiten Vernetzung reißen diese Daten sogar voraus. Der Amtstierarzt in England weiß also schon ein paar Tage vorher , dass da ein weißer Araber aus Altenstädt eintreffen wird, er muss nur in seinen Computer schauen, denn da hat seine Kollegin aus Wolfhagen alle Daten eingepflegt.   

Eure 
Gabriela

Fotos: Mario Grass - Beschreibungen: Martin Boesel

Am Anfang steht immer das Ausfüllen von Formularen

Auch Pferde haben eigene Pässe

Nach 30 Minuten kam der Erfolg

Die Tierärztin verschließt und versiegelt damit gleichzeitig die Flaschen. Jetzt sind sie nicht mehr ohne sofort erkennbare Beschädigung zu öffnen. Damit sollen Manipulationen auf dem Weg zum Labor verhindert werden

Die Flaschen für die A- und die B- Probe, genauso wie im Humansport

Die Tierärztin und ich warten geduldig auf Priceys Kooperationbereitschaft, der aber im Moment mehr Interesse am schönen Gras hat.

Manchmal sind es die kleinen Ereignisse im Alltag, die glücklich machen

Das Päckchen mit den Probenahmeflaschen und den Formularen darf von der Tierärztin nur im Beisein von mir geöffnet werden.

1. Tagebucheintrag, 5.8.2012:
Mein Araber Priceless Gold, kurz Pricey genannt, hat die Nominierung zur WM!
Diese findet in der Nähe von London, Thetford, Euston Park, statt.
Auch diesmal haben wir ein super Team zusammen - sogar international:
Nadja Pfaffhauser - aus der Schweiz, selbst aktive Distanzreiterin
Veronika Grell -  Distanzreiterin und geniale Pferdeflüsterin
Dirk Frenzel -  schon viele Jahre Chef des Betreuungsteams und persönlicher Freund von Pricey  
Tanja Wedemeyer -  sie veranstaltet Deutschlands bekanntesten 160 km-Distanzritt in der Lüneburger Heide
Tina Gottwald - Physikerin und Autorin eines Lehrbuchs über Pferdehufe
Gerold Becker - Distanzreiter und Toporganisator

Die Planung sieht vor, dass Pricey, Veronika, Tanja und Gabriela am 16.8. mit Anhänger und VW-Bus Richtung England starten. Auch für den transporterfahrenen Pricless gibt es damit immer wieder Neues. 
Zum ersten Mal in seinem Leben wird er Schiff fahren. Tief im Bauch der Kanalfähre wird mein Schimmel die Überfahrt in seinem Anhänger verbringen müssen. Von der See sieht er da, ganz im Gegensatz zu uns, nichts.  Ich hoffe aber auf ein ruhiges Meer, denn auch Pferde können seekrank werden, wie schon mal erleben durfte. Doch bis zur Überfahrt gilt es noch eine Menge zu organisieren und vorzubereiten. Zuerst braucht Pricey einen geeigneten Hufbeschlag.
Das Rennen weist zu 80 % Graswege auf. Eigentlich eine optimale Situation für Pferd und Reiter, allerdings nur solange es trocken bleibt. Regnet es, was in England ja nun gar nicht so unwahrscheinlich ist, können solche Wege sehr rutschig werden  
Unser französischer Trainer Jean-Louis Leclerc empfahl französische Spezialbeschläge aus einer Aluminum-Titan-Legierung. Sie sind besonders leicht und trotzdem ausreichend widerstandsfähig gegen 160 Kilometer reiten.   

Allerdings ergaben sich mit dieser Wahl die ersten Probleme. Es war nämlich gar nicht so leicht an die Beschläge heranzukommen. Als sie dann endlich eintrafen, stießen wir an Verarbeitungsgrenzen. Mein Mann Martin hatte sich extra die Unterstützung unseres befreundeten und exzellenten Hufschmiedes Marc Stenzel geholt. Eigentlich macht Martin die komplette Hufversorgung meiner Pferden allein. Wir brauchen schon seit Jahren keinen Hufschmied mehr. Aber mein Mann ahnte schon, dass solche Metalllegierungen spezielle Kenntnisse erfordern. Allerdings ist deren Verarbeitung auch nicht gerade Alltag im Leben eines Hufschmiedes, so dass auch Marc erst einige Zeit an Feuer und Amboss testen musste, bis die optimale Verarbeitung gelang. Für interessierte Handwerker hier die Probleme und deren Lösung.
Bei zu viel Hitze floss das Aluminium davon und vergab lustige Figuren wie beim Bleigießen zu Silvester.
Bei zu wenig und bei zu viel Hitze sorgte das Titan unter dem Hammer für Brüchigkeit. Das ergab einen sehr schmalen Temperaturkorridor, in dem der Hammer einwirken konnte. Im Gegensatz zu Eisen und reinem Titan, kann bei dieser Legierung nicht anhand der Metallfarbe erkannt werden, wann der ideale Verarbeitungspunkt erreicht wird. Speziell die Bearbeitung der sogenannten Aufzüge, am Beschlag, auch Kappen genannt, bedurfte es Marcs großer Feinfühligkeit.
Letztendlich ergab sich dann folgender Bearbeitungsablauf:
Beschlag 15 Sekunden ins Feuer halten, gefolgt von ca. drei bis fünf Schlägen am Amboss aufs Metall und dann im Wasser abkühlen. Wieder 15 Sekunden Feuer, wieder ein paar Schläge am Amboss und wieder abkühlen. Ein langwieriges Verfahren, aber die einzige Möglichkeit.

Während Marc und Martin sich am Metallbiegen versuchten, packten Tanja und ich schon mal erste Materialkisten mit Futter und Ausrüstung in den Pferdehänger. So eine Weltmeisterschaft bedarf halt der perfekten Vorbereitung und da kann man gar nicht früh genug anfangen.

So, jetzt muss ich aufs Pferd, denn Pricey soll ja seinen guten Trainingszustand halten. Bis zum nächsten Bericht.
 

Tanja packt Kisten in den Pferdehänger

Prieceless Gold wartet geduldig auf seine Hufpflege

Ein Alu-Titan-Beschlag. Vorne mit korrekt hochgebogener Kappe. Oben auf liegt eine abgebrochene Kappe und eine in der Hitze verbogene. Dass passiert, wenn die Temperatur nicht stimmt.

Marc hält einen Beschlag genau 15 Sekunden ins Feuer

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