Altenstädt -
Unser Dorf
  

Mail an den Webmaster

Jelina Unger

Altenstädter Weltenbummler

III. Jelina Unger - Projekt ”State School for Deaf”  in Ghana
Von 2015 - 2016 (1 Jahr)

Jelina Unger, Jahrgang 1997

Links:
 - Jelinas Block
 - Sozialer Friedensdienst Kassel
 - Ghana

 - Neuigkeiten von Jelena hier auf dieser Seite

Hier Jelinas Flyer mit allen Hintergründen zu ihrer Aktion:

Jelina Unger - Mein Auslandsjahr

Einladung zum “Bunten Tansanaisch-ghanaischen Abend” - zusammen mit Jelinas Schwester Debbie Unger (unten)
 

 

Jelinas Internationaler Jugendfreiwilligendienst-1 Kopie
Jelinas Internationaler Jugendfreiwilligendienst-2
Einladung zu unserem Bunten Abend

 

1. Rundbrief vom 28.08.2015

Akwaaba - Wilkommen in Ghana

Hallo ihr Lieben!

Das wichtigste zuerst: Ich bin gut angekommen!
Ich habe eine lange Reise hinter mir und bin nun endlich in Ghana angekommen. Am Flughafen war  die erste Kontrolle, ob man Fieber hat. Dadurch wollen sie verhindern, dass jemand Ebola nach Ghana bringt. Zum Glück war alles in Ordnung und niemand musste draußen bleiben. Der Assistance Master Emmanuel hat mich mit einem seiner gehörlosen Schüler abgeholt. Dieser arbeitet am Flughafen und hat mir geholfen mein Gepäck zum Taxi zu tragen. Von dort sind Emmanuel und ich weiter zur Trotro Station in Accra gefahren. Trotros sind alte Kleinbusse, z.B. VW-Busse, die hier das billigste öffentliche Verkehrsmittel sind. Diese fahren nicht zu bestimmten Zeiten, sondern der Fahrer wartet so lange bis das Trotro voll ist und fährt dann los. Auch ein deutscher Krankenwagen wurde zum Trotro umgebaut, was mich kurz verwirrt hat als ich „Rettungsdienst“ gelesen habe und dann darin auch noch so viele Menschen saßen. Da weiß man zumindest wo unsere alten Autos landen.
Von Accra sind wir mit einem Trotro nach Cape Coast gefahren und wurden von einem anderen Lehrer abgeholt, der uns in die Schule gefahren hat. Dort sind wir zunächst in Emmanuels Wohnung. Kurz darauf kam auch schon Noel, einer der momentanen bzw. ehemaligen Freiwilligen. Nachmittags sind wir dann auf den Markt nach Cape mit dem Charing Taxi gefahren. Diese fahren wie Busse nur eine bestimmte Route und nehmen so viele Menschen mit wie ins Auto passen. Daher sind sie nicht viel teurer als ein Trotro. Der Vorteil ist, dass man meist kaum auf eins warten muss und diese auch nur mit einer Person fahren, nicht wie die Trotros. Auf dem Markt haben wir Essen für abends und eine SIM-Karte für mich gekauft.
Abends haben wir Reis mit Spaghetti (ja die Spaghetti waren die Beilage zum Reis) und einer roten Sauce mit Gemüse gekocht. Emmanuel war wohl der Überzeugung ich hätte auf meiner ganzen Reise nichts gegessen, sodass er mir eine viel zu große Portion auf den Teller gemacht hat, wovon ich nicht mal die Hälfte geschafft habe. Daraufhin meinte er, das läge daran, dass ich zwischendurch Wasser getrunken habe, zwei Schlücke... Aber er meint, dass alles nur lieb und umsorgt uns sehr gut.

Am nächsten Tag haben wir uns unsere neue Wohnung angeguckt, die Emmanuel erst mal geputzt hat, aber partout nicht meine Hilfe angenommen hat. Also sind Noel und ich nach Cape gefahren und haben uns dort das Castle und den Strand angeschaut. Im Castle waren wir allerdings nicht drin, da dort Touripreise herrschen und somit Weiße das Dreifache bezahlen.
Am Nachmittag kamen Miriam und Kim, meine Mitfreiwilligen. Anni, eine vorherige Freiwillige, war auch da und hat uns das Schulgelände gezeigt. Ich hätte nicht gedacht, dass die Schule so groß ist, aber es ist wohl auch eine der größten Deaf Schule in der Gegend.
Bei einer der Housemothers haben wir Kenke gegessen. Das besteht aus Mais und einer anderen ghanaischen Pflanzen dessen Namen ich vergessen habe. Dies hat dann die Konsistenz eines Knetteiges und wird zu Faustgroßen Bällen in Maisblättern eingewickelt.  Wir haben es mit einer Chillisoße gegessen. Ich kann nicht beschreiben wie es schmeckt, aber es war auf jeden Fall lecker.

Abends hat Emmanuel wieder für uns gekocht, dabei durfte ich ihm sogar helfen, da ich nun nicht mehr Gast war, sondern Kim und Miriam waren nun die Gäste. Nach dem Essen sind wir dann in unsere Wohnung eingezogen und haben unsere Zimmer etwas eingerichtet. Dann waren wir aber auch froh ins Bett gehen zu können.

Heute Morgen mussten wir früh aufstehen, da Emmanuel uns dem Schulleiter vorgestellt hat und dieser nicht so viel Zeit hat. Er war sehr freundlich, aber dennoch war der Besuch sehr formell.

Später ist Noel mit uns nach Brenu an den Strand gefahren. In Cape ist der Strand sehr klein und nicht so besonders. Nach Brenu sind wir etwa eine halbe Stunde gefahren und hatten einen wunderschönen ruhigen Strand. Miriam und ich haben versucht schwimmen zu gehen, allerdings waren die Wellen so stark, dass sie uns teilweise umgeworfen haben. Daher haben wir uns nicht getraut richtig schwimmen zu gehen und waren nur dort wo wir stehen konnten. Überraschenderweise war das Wasser überhaupt nicht kalt und das obwohl es für Ghana heute kühl und wolkig war. Sprich für uns war es sehr angenehm, aber manchmal hatten auch wir mal Gänsehaut.
Eigentlich wollten wir danach noch in eine Kirche die extra für Gehörlose ist, allerdings waren wir zu spät zurück in Cape, sodass wir zu Hause geblieben sind und unsere Wohnung aufgeräumt haben. Die vorherigen Freiwilligen haben uns nämlich eine Menge Sachen da gelassen, die wir aussortiert haben. Von Medikamenten über diverse Spiele bis Haarverlängerungen war alles dabei. Und auch die Küche musste dringend sauber gemacht werden. Scheinbar wurde diese neue gestrichen, da auf dem ganzen Geschirr Farbspritzer waren und auch die Arbeitsplatte sowie Boden mit angemalt waren. Hier hat sich das der Maler wohl etwas einfacher gemacht und auf’s abkleben und abdecken verzichtet. Aber meistens ging die Farbe auch wieder ab.
So richten wir uns so langsam immer mehr in unsere Wohnung ein, mit der wir auch echt Glück haben, da sie sehr groß ist. Wir haben schon ganz viele Pläne was wir alles machen wollen. Da wir in dem Ausbildungsbereich der Schule wohnen, haben wir eine Schreinerei fast nebenan, die uns günstig das ein oder andere Möbelstück anfertigen können, da wir keine Schränke und sehr wenige Ablagen haben. Besonders in der Küche haben wir viele Dinge wo wir gar nicht wissen wo wir die hin machen sollen. Aber da lassen wir uns noch was einfallen. Für heute haben wir genug gemacht und sitzen jetzt noch gemütlich zusammen.

Die Schule geht hier übernächste Woche los, sodass wir noch Zeit haben uns einzugewöhnen und Sign zu lernen. Emmanuel und Noel haben uns schon das Alphabet und einige wichtige Sätze und Wörter beigebracht. Ein bisschen was kannte ich schon, aber teilweise weicht die ghanaische Sign Language von der amerikanischen ab. Wir freuen uns schon darauf, wenn die Kinder kommen und uns neue Wörter beibringen.
Nebenbei versuchen einige Ghanaer uns auch noch Fanti beizubringen, was die regionale Sprache ist. Das ist allerdings gar nicht so einfach, da die Wörter teilweise schwer auszusprechen sind und wir es uns einfach nicht merken können. Aber die meisten sprechen hier sehr gut Englisch. Sogar Emmanuel kann nur wenig Fanti, da er ursprünglich aus der Volta Region kommt und man dort Ewe spricht. Wahrscheinlich werden wir in dem Jahr gut mit Englisch auskommen und nur wenig Fanti lernen, da wir auch noch Sign lernen, was für unsere Arbeit natürlich wichtiger ist. Aber wir geben uns Mühe auch etwas Fanti zu sprechen.

Nächste Woche ist in Cape ein riesiges Festival, darauf sind alle sehr gespannt und freuen sich riesig. Es soll sehr bunt, laut und amüsant sein. Wir werden auf jeden Fall hingehen und uns überraschen lassen. Ich werde Euch berichten wie es war!

Bis dahin
Eure Jelli

p1020424_a_net p1020431_a_NET

Fotos, aufgenommen in Brenu; Quelle: Jelinas Block

 

2. Rundbrief vom 02.09.2015

Und schon ist die erste Woche um!

Hallo ihr Lieben!

Nun bin ich schon eine Woche hier in Ghana. Da wir zurzeit sehr viel unternehmen und neue Orte kennenlernen, fühlt es sich zurzeit eher wie Urlaub an und man könnte meinen, dass es  bald schon wieder nach Hause geht. Ob man 51 Wochenallerdings  als „bald“ betrachten kann, liegt wohl im Auge des Betrachters…
Bisher gefällt es mir hier aber sehr gut und das Heimweh hält sich auch noch in Grenzen, da es wie gesagt bisher wie Urlaub ist. Wir haben diese Woche noch frei und können die Zeit nutzen um uns hier zu Recht zu finden, die Gegend zu erkunden und noch mehr Signs zu lernen. Am Montag den 07. August geht offiziell die Schule los, was aber nicht heißen muss, dass dann auch schon alle Kinder da sind. Wann der Unterricht dann richtig losgeht werden wir sehen.

Am Freitag hat Noel Kim, Miriam und mir nochmal die Stadt gezeigt. Wir waren am Castle und am Strand von Cape Coast. Dort sind meistens viele Touristen, weshalb man sofort angequatscht wird um einem was zu verkaufen. Am Strand geht es dann aber, dort läuft nur hin und wieder ein Kind entlang um Wasser zu verkaufen. Während wir gemütlich am Strand entlang schlenderten und unsere Zehen hin und wieder von kühlem Nass umspült wurden traf es uns auf ein Mal hart, nass und unerwartet! Eine Welle hatte uns von oben bis unten nass gemacht. Aber zum Glück war es ja warm, da sind nasse Sachen nicht ganz so schlimm.
Vom Strand sind wir dann zum Baobab, einem vegetarischen Restaurant. Ich habe ein typisch ghanaisches Gericht probiert, welches aus Bohnen und frittierten Plantains (Kochbananen) besteht.

Samstag haben wir unseren Großeinkauf für die Wohnung gemacht. Dafür hat uns sogar Mr. Abugri, der für die blinden Schüler zuständig ist, gefahren, damit wir die Sachen nicht tragen mussten. In den Supermärkten hier zahlt man wie bei uns an der Kasse, nur dass sich die Kassierer viel mehr Zeit lassen. Danach geht man zu einem anderen Angestellten, der dann kontrolliert, ob man auch wirklich alles bezahlt hat und die Sachen dann in Tüten einpackt. Frisches Obst und Gemüse haben wir auf dem Markt gekauft, der ist ziemlich groß und unübersichtlich. Am Anfang laufen wir bestimmt ewig rum bis wir das finden was wir brauchen. Und in den Bereichen wo Fisch und Fleisch verkauft wird riecht es echt nicht schön. Kim und Miriam sind beide Vegetarier, aber ich bin hier auch nicht scharf drauf Fleisch zu essen. Bisher hat das auch ganz gut geklappt, da die Freiwilligen vor uns wohl zum Großteil auch Vegetarier waren kennt Emmanuel das schon. Und wenn wir selber kochen, können wir uns ja eh aussuchen was wir machen. Mittags haben wir dann gleich mal unsere Kochkünste und vor allem den Gasherd ausprobiert. Bisher hat’s auch alles ganz gut geklappt.
Nachmittags kamen  Kinder von der Housemother vorbei. Zwei davon waren gehörlos, aber die anderen Zwei konnten Hören und sogar recht gut Englisch sprechen. Ganz ohne Hemmungen sind sie in unsere Wohnung gestürmt und haben alles auf den Kopf gestellt um nach Spielsachen zu suchen. Besonders spannend waren auch Handy, Laptop und Kamera. Aber die werden sie in Zukunft nicht mehr kriegen. Nachdem Kim am Anfang erklären musste wie man die Maus bedient, haben sie es dann hinbekommen Bilder zu löschen, alles zu verstellen und Leute in Deutschland anzurufen, obwohl der Flugmodus eingeschaltet war. Aber dramatische Dinge sind nicht passiert. Jetzt haben wir ihnen erst mal beigebracht, dass sie klopfen sollen bevor sie rein kommen. Ich bin mal gespannt wie das wird, wenn alle Kinder hier sind. Da wir auf dem Schulgelände wohnen, werden wir wahrscheinlich auch nach der Schule viel mit den Kindern machen.
Die Kommunikation ist nicht ganz so einfach, da wir noch nicht so viel Sign können, aber meistens kann man sich irgendwie anders verständigen und die Kinder bringen einem ständig neue Wörter bei. Mit Emmanuel wiederholen wir auch oft die Signs um sie uns richtig zu merken. Ich finds echt erstaunlich, dass die kleinen Kinder, die hören können, schon Englisch und Sign Language super beherrschen. So können wir sie auch immer nach Wörtern fragen.

Am Sonntag begann der Tag mit unserem ersten Besuch eines ghanaischen Gottesdiensts. Die Ghanaer machen sich für die Kirche sehr schick. Frauen sollten nur Kleider oder Röcke tragen. Dank meiner Schwester hatte ich ja schon das ideale Kleid. Und dank meiner Omi, hatte Miriam auch einen passenden Rock, den ich ihr geliehen habe. Emmanuel war sehr beeindruckt als er mich mit dem Kleid gesehen hat und hat sich gewundert wo ich das so schnell her hatte. Scheinbar ist der Unterschied zwischen tansanischen und ghanaischen Stoffen und Schnitten nicht so groß. Wir dachten es wäre sehr wichtig, dass Schultern und Knie in der Kirche bedeckt sind, aber das wird wohl nicht so eng gesehen. Viele Frauen hatten Kleider mit Trägern, sodass man die Schultern gesehen hat. Und vor allem die jüngeren Frauen hatten auch Kleider, die nicht ganz über die Knie gingen. Emmanuel wusste nicht genau wann der Gottesdienst losgeht, daher waren wir eine halbe Stunde zu früh und haben so noch was von dem ersten Gottesdienst mitbekommen. Als der Pfarrer uns gesehen hat, hat er uns direkt begrüßt, obwohl er noch gar nicht wusste wer wir sind. Zuerst habe ich gar nicht mitbekommen, dass er von uns geredet hat, aber als sich dann alle zu uns umgedreht haben, war klar, dass er uns meinte. Auf einmal sind ganze viele Menschen auf uns zugekommen, haben uns umarmt und begrüßt.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Gottesdienst kam der Pfarrer zu uns. Emmanuel sollte unsere Namen aufschreiben, wo wir wohnen und was wir hier machen. Und so wurden wir dann nochmal namentlich vorgestellt. Am Anfang von dem Gottesdienst haben die Leute alle durcheinander gebetet. Teilweise haben sich die Menschen auf den Boden geworfen oder die Arme Richtung Himmel gestreckt. Aber manche standen auch einfach nur da und haben laut gebetet. In dem gesamten Gottesdienst wurden etwa drei Lieder gesungen, diese wurden aber immer in Dauerschleife gesungen, sodass sie bestimmt 10-20 Minuten lang waren. Eigentlich waren die Lieder sehr schön, aber die überdrehten Boxen haben alles zu Nichte gemacht. Theoretisch bräuchte man die auch gar nicht, da besonders der Pfarrer bei der Predigt immer geschrien hat. Da hätte man ihn ohne Mikrofon wirklich besser verstanden. Teilweise haben die Menschen in Fanti und teilweise in Englisch geredet. Auf Fanti haben wir natürlich nichts verstanden, aber auch das Englisch war durch die überdrehten Boxen und das Geschreie sehr schlecht zu verstehen. Dazu hat die Predigt in etwa eine Stunde gedauert, da konnte man irgendwann einfach nicht mehr zuhören. Also habe ich in der Zeit die schönen Kleider und Stoffe bewundert und mir überlegt aus welchem Stoff ich mir was nähen lassen würde und welchen Schnitt ich schön finde.
Während des Gottesdienstes wird zwei Mal eine Kollekte eingesammelt. Dafür steht jeder nach der Reihe auf, geht nach vorne und wirft etwas in die Kiste. Das ganze wird ein Mal am Anfang und ein Mal am Ende gemacht.
Nach der Predigt haben nochmal verschiedene Menschen was erzählt, wobei wir nochmal herzlich willkommen geheißen wurden. Zum Schluss hat der Pfarrer den Segen gesprochen und alle haben das Vater Unser gebetet. Damit war der Gottesdienst nach 3 ½ Stunden zu Ende. Da wir noch zu früh da waren, saßen wir insgesamt  4 Stunden auf super bequemen Holzbänken… Aber Emmanuel meinte normalerweise wäre der Gottesdienst kürzer, sprich in etwa 2 ½ Stunden. Doch während der Schulzeit haben wir einen eigenen Gottesdienst in der Schule, der soll nur eine gute Stunde gehen. Bevor wir jedoch nach Hause konnten, kamen wieder ganz viele Menschen auf uns zu und haben uns sehr herzlich begrüßt. Und wenn wir auf ihre Willkommensgrüße und -wünsche mit „Medaze“ (Danke) geantwortet haben, haben sie sich sehr gefreut und waren total begeistert, obwohl wir nur ein Wort auf Fanti gesagt haben.
Mittags bzw. war es schon eher nachmittags, haben wir wieder mit Emmanuel gekocht. Diesmal gab es Enpesi, das ist Yam (schmeckt in etwa wie Kartoffel, aber ist trockener) mit Spaghetti (obwohl die ursprünglich wohl eher nicht dazu gehören, aber Emmanuel macht sie überall als Beilage dazu), reife Plantain (Kochbanane) und einer Soße mit Möhren, Tomaten, Kohl, Zwiebeln, Ingwer, Knoblauch und Peperoni. Und damit das Ganze auch wirklich ein ghanaisches Essen wurde haben Kim und ich wie Emmanuel mit den Fingern gegessen.
Abends haben wir dann mal ein paar Spiele aus unserer Spielkiste ausprobiert, die uns die anderen Freiwilligen hinterlassen haben. So Spielabende wollen wir auf jeden Fall öfters machen. Theoretisch haben wir sogar einen Fernseher, aber der funktioniert nicht, da die Antenne fehlt. Aber wer braucht schon einen Fernseher?!

Montagvormittag hat es das erste Mal geregnet und es wurde auch relativ kühl draußen. Wir sind schon gespannt wie es hier in der Regenzeit ist. Die Kleine ist zwischen September und November, d.h. sie kann jederzeit losgehen.  Als es aufgehört hatte zu regnen und die Sonne wieder raus kam war es sofort wieder warm. Wir haben mit zwei Kindern draußen etwas mit dem Ball gespielt, aber bei der Hitze ist das gleich viel anstrengender. Mittags haben wir mit Emmanuel Redred gekocht. Dazu schneidet man reife Kochbananen in dicke Scheiben, legt sie kurz in Salzwasser ein und frittiert sie dann. Dazu kocht man weiße Bohnen. Am Ende kommt über alles rotes Palmöl und ein spezielles Curry. Es ist zwar etwas ungewohnt Süßes und Herzhaftes zu mischen, aber ich muss sagen mir schmeckt das echt gut.
Nach dem Essen sind wir das erste Mal alleine in die Stadt gefahren. Dort waren wir zuerst im Post Office um Postkarten zu kaufen, leider gibt es hier nicht die schönsten und den meisten sieht man an, dass sie wohl schon seit mehreren Jahren in dem Post Office verweilen, aber so ist das hier nun mal. Danach waren wir im Supermarkt und auf dem Markt um noch etwas zu Essen zu kaufen. Das Brot hier macht leider nicht so lange satt, deshalb reicht ein großes Brot nur für einen Tag. Außerdem wissen wir immer nicht so recht was wir morgens und abends essen sollen, da das Brot nicht gerade überragend ist. Daher haben wir ganz viel frisches Obst gekauft, das schmeckt hier richtig gut.
Abends sind wir zur Eröffnung von dem Festival gegangen. Schon weit vor dem eigentlichen Festivalplatz waren die Straßen voller Menschen und überall lief Musik. Hier wird auch sehr viel getanzt und es interessiert niemanden ob er der einzige ist der tanzt, aber es sieht bei allen einfach immer so gut aus. Sie haben einen ganz anderen Tanzstil und manchmal sieht es schon etwas merkwürdig aus, aber im Großen und Ganzen sind alle die ich bisher gesehen habe echt gute Tänzer. Bei dem eigentlichen Programm gab es ein paar Männer die getrommelt haben und ganz viele verschiedene Menschen, die in traditioneller Kleidung traditionell getanzt haben. Um den Platz herum war ein riesen Haufen von Menschen, weshalb man nicht immer so viel gesehen hat. Aber was man gesehen und gehört hat war ganz cool, allerdings wenig Abwechslungsreich. Es haben sich nur die Tänzer immer wieder abgewechselt.
Neben dem Platz mit den traditionellen Tänzen war ein Platz wo moderne Musik gespielt wurde. Dort war eine große Wiese voller Menschen, die getanzt haben. Auch hier waren die Boxen auf Anschlag aufgedreht, sodass man sich nur schwer unterhalten konnte. Da wäre es praktisch sich in Gebärdensprache zu unterhalten. Als wir hinter den Boxen lang sind hat man richtig stark den Bass gespürt. Man kennt das auch in Deutschland auf Feiern, dass man die Vibrationen spürt, aber so stark habe ich das echt noch nie gemerkt.
Nachts sind wir dann mit den Dropping Taxi bis zur Haustür gebracht wurden. Von der Station bis zu der man mit dem Charing Taxi fährt zur Schule muss man an einer großen unbeleuchteten Straße entlang laufen, deshalb meinte Emmanuel sollen wir nachts immer ein Dropping Taxi nehmen, an der Straße ist es zu gefährlich. So mussten wir auch nicht den steilen Berg zu unserer Wohnung hochlaufen.

Heute konnten wir dann ausschlafen, allerdings wollte uns wohl eines der gehörlosen Kinder morgens um 8 besuchen. Aber da haben wir noch geschlafen. Ansonsten haben wir heute nicht viel gemacht. Wir waren nur nochmal in der Stadt und haben dort andere Freiwillige von Kim und Miriams Organisation getroffen, die gestern in Cape Coast angekommen sind. Eigentlich wollten wir nochmal auf das Festival, aber Emmanuel meinte, das Programm geht erst am Donnerstag los und der Haupt Tag ist Samstag, da soll es so eine Art Umzug durch die Stadt geben. Aber die Leute feiern schon die ganzen Tage auf den Straßen. Als wir mit dem Taxi zurück fahren wollten, kamen auf ein Mal ganz viele Menschen tanzend und singend die Straße runter gelaufen, sodass man nicht mehr weiter fahren konnte. Aber nach ein paar Minuten waren sie auch schon wieder alle weg.

p1020444_a_Jelli0915
p1020449_a_Jellie0915
p1020526_a_Jellie0915

 

3. Rundbrief vom 06.09.2015

Daily Life

Hallo ihr Lieben!

Mittlerweile habe ich schon etwas von der Lebensweise hier mitbekommen und möchte versuchen Euch zu erklären, was mir bisher aufgefallen, welche Dinge für Ghanaer normaler Alltag sind, aber für uns relativ neu und unbekannt. Man kann zwar noch nicht davon reden, dass bei uns Alltag eingekehrt ist, da nicht mal die Schule angefangen hat, aber den Haushalt müssen wir trotzdem schon machen und ein wenig lernen wir die Mentalität einiger Ghanaer kennen.

Zeit – Eine Stunde nach der Zeit, ist des Ghanaers Pünktlichkeit. Das haben wir mal wieder besonders gemerkt, als wir nach Takoradi gefahren sind um unsere ID-Card zu beantragen. Wir haben Freitagmorgen um 9 Uhr erfahren, dass wir uns um halb 10 mit den anderen Freiwilligen aus Cape Coast von Kim und Miriams Organisation und deren Mentorin, Emma, treffen. Wir haben uns schnell fertig gemacht und sind dann erst mal in die Stadt gefahren, da wir noch das Geld für die ID-Card abheben mussten. Das hat ein wenig länger gedauert, da der Automat nicht so wollte wie wir, aber wir haben auch noch einen braven gefunden. Als wir an dem Treffpunkt ankamen, waren wir in etwa eine halbe Stunde zu spät, aber wir dachten uns hier ist das ja nicht so schlimm. So war es auch, wir waren nämlich die Ersten. Emma hat uns dann angerufen und gesagt wir sollen im Trotro warten, was sie wohl extra für uns gemietet hatte. Nach und nach kamen dann auch die Anderen eingetrudelt, die auch erst kurz vorher erfahren haben wo sie hinkommen sollen. Wir hatten mittlerweile mächtig Hunger, da wir in der Eile nichts mehr gegessen hatten. Dank der zahlreichen Straßenverkäuferinnen gab es dann Ei mit Chilisoße und eine Art Muffin zum Frühstück.
Nachdem wir 1 ½ Stunden gewartet hatten, sind wir dann um halb 12 endlich losgefahren. Nach Takoradi zum Immigration Office sind wir 1 ½ Stunden gefahren, wo wir dann den ganzen restlichen Tag verbracht haben. Theoretisch mussten wir nur das Geld bezahlen und ein Formular ausfüllen. Dann wurden die Daten in den Computer eingegeben, Fingerabdrücke genommen, ein Bild gemacht und die ID-Card konnte ausgedruckt werden. Hört sich so an, als ob das ruck zuck gehen sollte. Ich weiß nicht was die die ganze Zeit getan haben, aber es hat ewig gedauert. Ich war die Erste und Emma hat mich gefragt was die denn da so lange machen, aber das konnte ich ihr auch nicht so richtig sagen. Scheinbar haben sie sich sehr viel Zeit gelassen, die Daten einzugeben. Zwischendurch haben sie sich etwas unterhalten, aber dabei haben sie nicht weitergemacht, sondern immer aufgehört zu tippen. Sogar Emma war genervt und hat ständig nachgefragt warum das so lange dauert. Ein Mal sagte er der Drucker sei kaputt, dann war nur noch einer anstatt zwei Sachbearbeiter da und zum Schluss ist der Server abgestürzt. Aber irgendwie hat es dann alles geklappt, bis auf den Letzten. Er muss aufgrund des abgestürzten Servers Montag nochmal hin.
Auf dem Rückweg standen wir gefühlt die ganze Strecke im Stau. Aber letztendlich haben wir es geschafft um halb 8 zu Hause zu sein. So haben wir allerdings leider den Orange Friday vom Festival verpasst.
Außerdem ist man hier relativ spontan. Emmanuel hat uns anfangs ausgelacht, wenn wir gefragt haben wann wir den nächsten Tag los wollen.

Plastik – das ist hier wohl das wichtigste Material, denn alles was geht ist aus Plastik und alles wird in Plastiktüten verkauft. So gibt es auch Trinkwasser aus Plastikbeuteln. Man reißt mit den Zähnen eine Ecke ab und kann es dann trinken. In so einem Beutel sind 500 ml, die man dann auch in etwa auf ein Mal trinken muss, da man die Beutel ja nicht wiederzudrehen und einstecken kann.  Doch so ein Beutel ist schneller lehr getrunken als man denkt und man ist so dazu gezwungen mehr zu trinken.
Auch der Rahmen von unserem Spiegel ist aus Plastik, allerdings nicht aus Hartplastik, sondern aus ganz dünnem und biegsamen. Das soll einen verschnörkelten Metallrahmen nachahmen.
Leider wird der ganze Plastikmüll auch einfach auf die Straße geworfen. Da es hier kein Entsorgungssystem, geschweige denn Mülltrennung gibt, verbrennt jeder seinen Müll selbst oder er landet eben im Kanal oder irgendwo in der Landschaft.
Auch unser Geschirr ist aus Plastik, Besteck ist jedoch aus Metall. Aber man isst meistens nur mit einem Löffel oder mit der Hand, jedoch nur mit der rechten Hand, da die linke unrein ist. Alles darf man nur mit der rechten Hand machen: Geld geben, Hand schütteln, Dinge anreichen und annehmen etc.
Essen – hier gibt es nur sehr wenige Vegetarier, aber nicht nur die Anzahl unterscheidet sich zu Deutschland, sondern auch die Definition. So kam es, dass wir vegetarischen Reis bestellten und einen Fisch auf unserem Essen hatten. Es waren zwar große Stücke, die man leicht runter machen konnte, allerdings hat trotzdem alles irgendwie nach Fisch geschmeckt.
Kim und Miriam sind beide Vegetarier, als sie das dem Schulleiter erzählt haben, hat er auch als erstes gesagt: „Aber Fisch esst ihr oder?“ Und bei mir war er völlig verwirrt, weil ich zwar Fleisch, aber kein Fisch esse. Ich glaube das liegt daran, dass besonders an der Küste und in der Volta Region Fisch eines der Hauptnahrungsmittel ist.
Aber wir haben auch schon einen Mann kennengelernt, der sogar Veganer ist. Aber da es hier sowieso kaum Milch gibt und das Öl pflanzlich hergestellt wird, gibt es außer Eiern nicht viele andere tierische Produkte. Eier werden hier allerdings sehr viel gegessen.
Alle die aufgrund der Tierhaltung Vegetarier oder Veganer sind, brauchen sich hier keine Sorgen zu machen, da die Tiere frei durch die Stadt laufen und nicht eingesperrt sind. Aber wenn man sieht wie das Fleisch auf dem Markt gelagert wird, sprich den ganzen Tag ungekühlt in der Sonne liegt, ist das vielleicht ein nicht ganz unberechtigter Grund hier doch kein Fleisch zu essen.
Haushalt – Waschen und Spülen müssen wir hier natürlich mit der Hand, ich weiß nicht mal ob man hier theoretisch eine Wasch- oder Spülmaschine kaufen könnte. Gekocht wird bei uns auf dem Gasherd. Da muss man allerdings etwas aufpassen, da man die eine platte nicht mehr ausdrehen kann, also muss man das Gas immer an der Flasche ausdrehen.
Anstatt eines elektrischen Wasserkochers haben wir einen Pfeifkessel. Damit kann man sich dann auch Wasser kochen, wenn mal kein Strom da ist.
Strom und fließend Wasser haben wir zurzeit. Stromausfälle sind hier aber wohl nicht die Seltenheit, dafür haben wir eine Packung Kerzen auf Vorrat. Dank eines neuen Wassertanks haben wir, im Gegensatz zu unseren Vorgängern, sogar fließend Wasser. Die Tanks werden ein Mal die Woche aufgefüllt. Wenn die Kinder da sind, kann es daher sein, dass wir ein paar Tage kein Wasser mehr haben, wenn die Tanks leer sind. Aber für den Fall haben wir im Bad eine volle Wassertonne stehen, die uns ein paar Tage versorgen kann. Und falls es doch nicht reicht müssen wir Eimerweise das Wasser den Berg zu uns hoch tragen. Das haben Kim und ich schon mal mit dem Trinkwassser probiert. Das Trinkwasser wird in 500 ml Plastikbeuteln verkauft. Davon sind 30 Stück in einem großen Plastikbeutel. Diese können wir bei der Housemother in der Schule kaufen, das macht es schon mal um vieles leichter. Allerdings müssen wir von der Housemother zu unserer Wohnung einen steilen Berg hoch. Wir dachten uns, dass es sicher einfacher geht das Wasser auf dem Kopf zu tragen, das sah zwar echt bescheuert aus, aber so machen das ja alle hier. Es war auch leichter, aber es ist für uns trotzdem ungewohnt 15kg auf dem Kopf zu haben. Daher haben wir eine kurze Pause eingelegt. Und es kam wie es kommen musste, Kims Beutel ist beim absetzen gerissen und die ganzen kleinen Beutel lagen auf dem Weg verteilt. Das müssen wir wohl noch etwas üben.

Handeln – Was mich überrascht hat, ist dass man hier nicht so viel handelt wie man denkt. Die Charing Taxis und Trotros haben feste Preise, man muss nur drauf achten, dass man auch den richtigen preis gesagt bekommt. Wenn man sich hingegen ein Taxi mietet, kann man schon verhandeln. Auch auf dem Markt handelt man nicht, aber man bekommt Mengenrabatt. So ist es meistens viel billiger drei anstatt einer Gurke zu nehmen. Meistens bekommen wir auch den normalen Preis gesagt. Wir kennen zwar noch nicht alle und bezahlen wahrscheinlich das ein oder andere Mal etwas zu viel, aber da wir am Anfang mit Emmanuel einkaufen waren kennen wir die wichtigsten Preise. Besonders beim Taxifahren muss man aufpassen, dass man genug Wechselgeld wiederbekommt. Manche können entweder oder wollen nicht richtig rechnen.

Als „Weiße“ in Cape Coast – Cape Coast ist ein recht beliebter Ort von Touristen, aufgrund dem gut erhaltenen Castle/Sklavenburg, der Lage am Meer und der Nähe zu einem Nationalpark. Zurzeit sind es noch ein paar mehr, die das Festival besuchen. Aber es sind auch viele Freiwillige hier und in der Umgebung. Daher gibt es an der Burg einige typische Afrikanische Souvenir Shops. Dort ist es quasi unmöglich als Weiße lang zu laufen ohne angequatscht zu werden. Man kann dort auch die traditionelle Kleidung „Dashiki“ kaufen, allerdings doppelt so teuer wie normal.
Dann gibt es aber auch Gegenden wo scheinbar nicht so oft Weiße hinkommen. Dort rufen einem die Kinder Oburoni zu, winken oder laufen auf einen zu um die Haut anzufassen. Auch die Mütter zeigen manchmal ihren Kindern, dass da ein Weißer lang läuft, da kommt man sich schon ein bisschen wie ein Tier im Zoo vor. Oft fassen die Menschen auf der Straße im Vorbeigehen unsere Haut an. Bei uns wäre so ein Verhalten gegenüber Schwarzen völlig unangebracht. Aber die Menschen hier meinen das nicht böse. Hier sind die Begriffe „Weißer“ und „Schwarzer“ nicht rassistisch. Es gibt sogar viel Werbung, die auf die Hautfarbe anspielt, wie z.B.: „Think black, drink black.“
Allgemein wird man auf der Straße sehr viel angesprochen und gefragt wo man her kommt und wie lange man bleibt. Wenn wir ihnen erzählen, dass wir ein Jahr bleiben, sind die meisten ziemlich erstaunt. Mehrmals haben mir die Leute auch erzählt, dass sie auch mal nach Deutschland wollen und wie sie dorthin kommen. Da frage ich mich dann immer ob sie erwarten, dass ich sage ich kann sie mitnehmen. Einer hat mich auch gefragt was ein Flugticket kostet. Da hab ich mich versucht rauszureden, sonst würde das wohl das Bild verstärken, dass wir Weißen alle reich sind. Aber dieses Vorurteil existiert leider trotzdem. Da wird man oft nach Geld gefragt bzw. meinten die Leute bei dem Festivalumzug wir müssen spenden. Allerdings haben sie keinen Ghanaer nach Geld gefragt. Vor allem reicht es dann auch nicht, dass man ein Mal was spendet, die anderen wissen das nicht und wollen trotzdem Geld von einem. Oder als wir was essen gegangen sind, haben zwei Jungs gefragt ob sie mit uns essen können. Da meinten wir, dass sie sich gerne zu uns setzen können, aber selber bezahlen müssen. Daraufhin sind sie gegangen.

Festival – Samstag war der wichtigste Tag vom Festival. Mittags gab es einen Umzug durch die Stadt, bei dem verschiedene Gruppen mitgelaufen sind. Im Prinzip haben alle was ähnliches gemacht: Es wurde auf unterschiedliche Arten Musik gemacht, mit Trommeln, Blasinstrumenten und anderen Dingen die einen Klang erzeugen, wo ich jedoch nicht weiß was das alles war. Zu der Musik haben einige Leute getanzt. Die Gruppen waren einheitlich gekleidet und ein paar hatten traditionelle Kleidung an. Eigentlich sollten die Chiefs dabei durch die Stadt getragen werden, das war dieses Jahr aber nicht so. Wir sind uns nicht sicher ob sie dann einfach gelaufen sind oder ob sie gar nicht mitgemacht haben. Vier Männer sind auch auf Riesenstelzen gelaufen, wir haben uns echt gefragt warum die nicht umfallen. Am Ende waren noch ein paar Jungs die mit ihren BMX Tricks gemacht haben. Zwischendurch waren immer mal wieder Polizisten. Die Polizisten haben hier immer ihre Waffe um die Schultern hängen, was sie schon etwas bedrohlich aussehen lässt. Bei dem Festival sind einige Polizisten sogar in massiver Schutzkleidung rumgelaufen bzw. mit Pickups rumgefahren worden. Aber auch einige Männer von dem Umzug hatten Gewähre mit denen sie hin und wieder mal in die Luft geschossen haben.
Normalerweise trägt man bei solchen Festen die traditionelle Kleidung Dashiki. Es ist egal ob es ein T-Shirt, Kleid, Hemd, Hose oder Rock ist, besonders ist der Stoff mit einem speziellen Muster, dass es in allen möglichen Farben und unterschiedlichen Varianten gibt.

p1020589_a_jellie0915
p1020545_a_jellie0915

 

4. Rundbrief vom 14.09.2015

Schulbeginn, aber ohne Schüler!

Hallo ihr Lieben!

Offiziell ging letzte Woche die Schule los, aber wie uns vorher gesagt wurde sind nur sehr wenige Schüler bisher da. Das liegt wohl daran, dass die Kinder sich am Anfang ein paar Dinge wie Seife kaufen müssen, da sie auch hier in der Schule wohnen. Dafür haben wohl viele Kinder am Anfang nicht genug Geld. Ansonsten ist die Schule wie andere staatliche Schulen in Ghana aber kostenlos. In den anderen Schulen geht der Unterricht auch schon los. Scheinbar ist das wirklich nur bei uns so, da die Kinder hier auch wohnen. Bei den Kindern die bisher da sind sieht man auch, dass die Eltern nicht arm sind, da sie sehr ordentliche Kleidung tragen und teilweise von den Eltern mit dem Auto hergebracht wurden.  Für uns sieht daher die Schule zurzeit so aus: Wir gehen in etwa um 8 Uhr ins Verwaltungsgebäude, unterschreiben in einem Buch, dass wir anwesend sind, unterhalten uns mit dem ein oder anderen Lehrer, der auch gerade zum unterschreiben da ist und dann gehen wir wieder hoch in unserer Wohnung und überlegen was wir nun mit dem Tag anstellen. Meistens frühstücken wir dann erst mal. Wir wissen jetzt auch warum es hier so schwer ist etwas zum frühstücken zu finden. Wir haben ein paar Leute gefragt was sie morgens essen und die Antwort war meistens „Tee“. Sprich hier frühstückt man schlicht weg einfach nicht. Mittags und abends wird dann meistens gekocht. Eines der wichtigsten Nahrungsmittel ist Reis, der morgens, mittags oder abends gegessen wird. Auch auf der Straße gibt es oft „Fried Rice“ zu kaufen. Das ist angebratener Reis mit Gemüse und wahlweise auch mit Fisch oder Fleisch. Das ist eines der billigsten Gerichte, das man auf der Straße kaufen kann und kostet zwischen etwas 1-2€  für eine meist sehr großzügige Portion.
Wir haben uns auch schon an den zwei ghanaischen Gerichten, die wir bisher kennen ausprobiert. Unser Redred war bei weitem nicht so lecker wie das von Emmanuel. Aber wir vermuten, dass wir auch das falsche Palmöl haben, zumindest riecht und schmeckt es ganz anders als Emmanuels. Aber unser Yam ist dafür recht gut geworden. Irgendwie haben wir es auch hinbekommen, dass es nicht so trocken ist, das war allerdings Zufall beim zweiten Mal war es auch relativ trocken. Allerdings haben wir die Spaghetti als Beilage weggelassen. Die hat Emmanuel auch nur für uns dazu gemacht. Er isst normalerweise Yam mit Fisch und da dachte er sich wohl nimmt er mal die Spaghetti als Fischersatz. Aber wir finden der Kohl in der Soße reicht schon als Fisch und Fleischersatz.

Am Donnerstag war Emmanuel mit uns im Krankenhaus, nicht weil jemand krank war, sondern nur um es uns mal zu zeigen und weil ich noch ein ärztliches Attest für das Visum brauche. Mir wurde gesagt es sei besser das vor Ort zu machen, da manche deutschen Atteste nicht akzeptiert werden und die Ärzte hier genau wissen was das für ein Attest sein muss. Das Gefühl hatte ich allerdings nicht. Zuerst sind wir die ganze Zeit hin und her gelaufen, bis wir eine Ärztin gefunden haben die das machen kann. Dann mussten wir erst in ein Büro um zu bezahlen und mit der Quittung in ein anderes Büro wo das Blanko Formular ausgedruckt wurde. Damit sind wir zu der Ärztin, die dann einen anderen Zettel ausgefüllt hat auf dem stand welche Untersuchungen ich alles machen muss. Was ich allerdings nicht wusste ist, dass man diese einzelnen Untersuchungen noch mal extra bezahlt. Die einzelnen Sachen wurden dann wieder bei verschiedenen Menschen gemacht. Somit wurde das ganze letztendlich relativ teuer und für die Blutuntersuchung im Labor hatte ich nicht mehr genug Geld mit. Die Angestellte meinte, wenn ich ihr eine Anzahlung gebe komme ich den nächsten Morgen als Erstes dran. Ich hab dann nochmal blöd nachgefragt ob ich das dann zusätzlich bezahle oder wirklich nur eine Anzahlung sei. Da musste sie lachen und meinte, dass es wirklich nur eine Anzahlung sei und ich das restliche Geld den nächsten Tag mitbringen solle. Hier weiß man ja nie. Am nächsten Morgen bin ich sogar wirklich als Erste dran gekommen und war sehr schnell fertig. Die Frau vom Vortag war nicht da und hatte dem anderen Mann einen Zettel dagelassen wo alles drauf stand. Nur wie viel ich bezahlen musste wusste er nicht, das hat er mich dann gefragt. Theoretisch hätte ich ihm dann auch weniger Geld geben können, aber ich bin ja ein ehrlicher Mensch. Und die Menschen dort können auch nichts dafür, dass Laboruntersuchungen teuer sind. Montag bin ich wieder ins Labor gefahren um die Ergebnisse abzuholen. Im Krankenhaus mussten dann noch mal Untersuchungen gemacht werden für die ich zum Glück nicht noch mal extra bezahlen musste. So habe ich dann letztendlich mein ärztliches Attest im Wert von fast 50€ bekommen. Das hätte ich wohl in Deutschland einfacher haben können, aber hinterher ist man eben immer schlauer.
Und für alle die sich Sorgen machen, dass die ärztliche Versorgung hier nicht so gut ist, die kann ich jetzt beruhigen. Natürlich ist es nicht mit einem deutschen Krankenhaus zu vergleichen, es dauert alles etwas länger (im Notfall wird vermutlich schon schneller gehandelt) und die staatlichen Krankenhäuser sind sehr voll, weshalb Privatsphäre nicht oberste Priorität ist, aber das wichtigste ist ja auch die Hygiene und die ist soweit ich das gesehen habe vorhanden. Der ein oder andere hat vielleicht auch gehört, dass Spritzen mehrfach verwendet werden, dem ist nicht so, es werden sterile einzeln verpackte Spritzen und Nadeln verwendet. Letztendlich bin ich aber froh, dass wir in Deutschland Krankenversicherungen haben. Hier gibt es das zwar auch, aber deshalb hat trotzdem nicht jeder eine. Und wenn man behandelt werden möchte muss man eben erst bezahlen.

Als wir donnerstagnachmittags vom Krankenhaus nach Hause gekommen sind haben wir mit Emmanuel gekocht. Dort haben wir Victoria kennen gelernt. Sie ist ein total liebes 15-jähriges gehörloses Mädchen. Sie hat uns ganz viele neue Signs beigebracht. Obwohl sie nicht reden kann, bekommt sie es trotzdem hin zu erklären was das Sign bedeutet. Und wenn wir es gar nicht verstehen, buchstabiert sie es uns. Das ist zwar etwas umständlicher, aber zum Lernen von neuen Wörtern sehr praktisch. Mittlerweile haben wir jeder auch einen Sign-Namen. Da es zu umständlich ist immer den ganzen Namen zu buchstabieren, wenn man von jemandem redet, hat jeder eine Abkürzung. Dies ist meist der Anfangsbuchstabe den man einer bestimmten Stelle am Körper zeigt. Kim hat ein K an der Schulter, bei Miriam macht man ein M erst an der Stirn und dann am Kinn und bei mir zeigt man das J auf Handrücken. Es kann allerdings sein, dass wir nochmal ein neues Sign bekommen, wenn jemand das Gleiche an der Schule hat.
Einen Fanti-Namen haben wir auch schon. Den bekommt man entsprechend dem Wochentag an dem man geboren wurde. Ich bin Ekuwa (in etwa Ekwia gesprochen), weil ich an einem Mittwoch geboren bin.

Samstag hatten wir Monti zu Besuch. Er geht hier auf die Blindenschule. Er ist einer der zeigt, dass man genauso viel Lebensfreude haben kann, auch wenn man nichts sieht. Denn er liebt Fisch über alles. Am Wochenende kauft er sich immer eine Tüte getrocknete Hering, diese hat er dann mit so viel Leidenschaft gegessen wie ich es noch nie gesehen habe. Natürlich konnte er gar nicht verstehen, warum wir alle keinen Fisch mögen. Mitten im Gespräch hat er immer wieder ganz erschrocken gefragt wo sein Fisch hin ist, er könnte ja verloren gegangen sein. Aber bei uns braucht er wirklich keine Angst zu haben, dass ihm den jemand weg isst. Und so hat er ihn auch immer wieder in seinem Rucksack gefunden. Sogar von dem Wasser hat er geschwärmt. Als wir ihm einen Beutel Wasser gegeben haben meinte er: Wasser ist toll oder? Das ist wirklich faszinierend und beeindruckend, wie sich jemand über so einfache Dinge freut. Vermutlich so wie wir uns über Schokolade freuen oder deutsches Brot, wenn wir welches hätten.
Montis Lieblingsfach ist ICT. Daher hat er auch seinen Laptop ausgepackt um uns seine Lieblingsmusik zu zeigen. Um ihn benutzen zu können, ist der Laptop so eingerichtet, dass er sagt was man gerade macht. Bedienen tut er ihn nur mit Tastenkombinationen. Wenn ein Programm oder eine Datei geöffnet oder ausgewählt wird, sagt der Laptop den Namen. Dadurch können Blinde genauso mit einem Laptop arbeiten wie Leute die sehen können. Man kann auch Texte schreiben: Jedes Mal wenn man eine Taste drückt wird der Buchstabe laut wiederholt und zum Schluss das ganze Wort. Wenn man eine bestimmte Taste drückt liest der Computer auch die jeweilige Zeile vor.
Die blinden Kinder nehmen sich meist an die Hand, wenn sie zusammen wo hin laufen, damit keiner verloren geht. Aber hier nehmen sich nicht nur die Blinden an die Hand. Auch die Jungs drücken so ihre Freundschaft zu einander aus. Wenn hier zwei Jungs händchenhaltend durch die Straßen laufen, heißt das nicht, dass sie homosexuell sind, sondern gute Freunde.

Das Wasser in den Tanks ist nun leer. Man hat schon in den letzten Tagen gemerkt, dass immer weniger Wasser aus dem Hahn kam und der Druck für die Dusche nicht mehr ausreichte. Nun ist es komplett leer und wir müssen es in Eimern von einem zentralen Wasserhahn in der Schule holen. Wann genau die Tanks wieder aufgefüllt werden wissen wir nicht, angeblich ein Mal in der Woche. Wobei Emmanuel meinte, dass es auch an unserer Pumpe liegen könnte. Scheinbar hat unsere große Wassertonne ein kleines Leck, denn sie ist mittlerweile fast leer, obwohl niemand das Wasser daraus benutzt hat. Aber wir werden uns heute eine neue große Tonne kaufen, damit wir für die nächste Dürre gewappnet sind. Wenn das Wasser jetzt schon leer ist, obwohl nur ein Bruchteil der Schüler da ist, wird es wahrscheinlich demnächst nur wenige Tage reichen. Dann ist es gut, wenn wir uns vorher genug Wasser bunkern.
Die ersten Stromausfälle hatten wir auch schon, sie waren allerdings nicht weiter tragisch, da sie nur kurz anhielten und wir zur Beleuchtung Kerzen haben.

So langsam füllt sich jedoch die Schule immer mehr mit Schülern, die momentan die Klassenräume putzen oder anderweitig helfen die Schule in Schuss zu halten. Ein paar Leute haben uns gesagt, dass angeblich heute schon der Unterricht losginge. Wie wir allerdings vermutet hatten war dem nicht so. Eine Lehrerin meinte, dass es noch so zwei bis drei Wochen dauert. Vielleicht wird ja nächste Woche mit dem Unterricht angefangen, aber noch nicht den ganzen Tag unterrichtet.. Solange bis es dann los geht versuchen wir uns immer mehr Signs zu einzuprä20150830_153856_a_Jellie0915gen. Wir lernen immer mehr dazu, aber trotzdem ist es noch schwierig sich zu verständigen.
Mit unserer Fächerwahl sind wir uns noch nicht so ganz sicher, aber wenn uns etwas nicht gefällt, können wir später auch noch wechseln. Ich werde mir erst mal Science anschauen, das sind alle Naturwissenschaften zusammen. ICT (Informatik) würde ich auch gerne machen, allerdings schreibt der Lehrer am Ende keinen Bericht über unsere Arbeit, deshalb möchte Emmanuel nicht so gerne, dass wir das machen. Ansonsten würde ich auch gerne Mathe in der Grundschule machen, da man da auch einiges spielerisch gestalten kann.
Ich freue mich schon auf die Arbeit und bin gespannt wann es dann wirklich losgeht!

p1020673_b_jellie0915

5. Rundbrief vom 01.10.2015

Schulstart!

Hallo ihr Lieben!

Nach und nach hat die Schule sich mit Leben gefüllt. Doch es war zuerst nur ein Bruchteil der Schüler da, weshalb noch nicht unterrichtet wurde. Die meisten Schüler haben sich trotzdem in den Klassenräumen aufgehalten. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, sind wir zu den ältesten Schülern in die Junior High School 3 gegangen, die uns fleißig dabei unterstützen neue Signs zu lernen. Mit Zettel und Stift bewaffnet erobern wir uns einen immer größeren Wortschatz bzw. Zeichenschatz. Ich hatte zuerst das Gefühl von der Masse an Wörtern überrollt zu werden, doch ich konnte mir fast alle Wörter merken. Es ist echt nicht schwer die Gebärdensprache zu lernen und viele Signs haben auch was mit dem Wort zu tun, weshalb man sie sich leichter merken kann. Nach ein paar Tagen wusste ich allerdings schon kaum noch neuen Wörter die ich fragen konnte und auch den Schülern fiel immer weniger ein. So haben wir oft die Wörter wiederholt, damit ich sie mir auch wirklich merken konnte.

Letzte Woche Montag war es dann soweit, die Schule konnte los gehen. Aber da war erst mal ein Feiertag und wir hatten frei. Denn am 21. September hatte der erste Präsident Ghanas, Kwame Nkrumah, Geburtstag. Dienstag ging die Schule dann wirklich los. Wir wussten allerdings nicht wo wir hin sollten und haben auf Emmanuel gewartet. Er hat uns erst mal durch alle Klassen geführt. Die nächsten zwei Wochen schauen wir uns den Unterricht in verschiedenen Klassen an und dann sollen wir uns für eine entscheiden, in der wir das Jahr über bleiben.
Mittwoch hatten wir dann allerdings schon wieder kein Unterricht, weil ich nach Accra ins Immigration Office musste um meine Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis zu beantragen. Das konnte ich vorher noch nicht machen, weil ich von der Schule noch ein Dokument brauchte.
Wie wir bereits gelernt haben, muss man für alles mehr Zeit einplanen und so haben wir uns um 6 Uhr früh auf den Weg gemacht. Mit ein paar Mal Nachfragen, haben wir den richtigen Bus schnell gefunden. Die Busse bzw. Trotros (Kleinbusse mit Platz für etwa 15-20 Personen) fahren nicht nach festen Zeiten ab, sondern dann wenn sie voll sind. Und so hat es etwa 90 min gedauert, bis unser Bus voll war, sodass wir unserem Ziel näher kommen konnten. Das Immigration Office haben wir mit der Hilfe netter Ghanaer und ein paar Umweg recht gut gefunden. Nachdem mir der Beamte dort erst weis machen wollte, dass die Schule die Dokumente beantragen muss, hat sich dann herausgestellt, dass wir im falschen Immigration Office waren. Also machten wir uns auf den Weg zum anderen Office, welches nur 200 Meter entfernt sei. Nach mehreren hundert Metern war jedoch weit und breit kein Immigration Office in Sicht. Ein Mann sagte uns es sein noch 200 m die Straße runter und so ging das noch ein paar Mal. Als wir den letzten Passanten nach dem Weg fragten, stimmte seine Angabe von etwa 200 Metern sogar, mittlerweile waren wir jedoch sehr viel weiter gelaufen. Einige Passanten meinten zu uns auch, dass es zu weit ist zum Laufen und wollten uns ein Taxi holen oder zum Trotro bringen. Allerdings wollen die Leute hier einem oft ein Taxi andrehen, wenn man wirklich nur 200 m weit laufen muss. Das ist oft sehr nett gemeint, aber schließlich haben wir zwei gesunde Beine und können damit auch mehr als nur ein paar hundert Meter laufen und uns so das Geld für ein teures Dropping Taxi sparen. Auf dem Rückweg haben wir dann aber doch das Trotro genommen, da es diesmal wirklich etwas weiter war und das Trotro auch nicht teuer ist.
Der Aufenthalt im Immigration Office hat nicht sehr lange gedauert. Allerdings nicht, weil das Beantragen so schnell ging, so weit kam ich erst gar nicht. Ich habe die nötigen Formulare ausgefüllt, jedoch hat mir dann ein Beamter erklärt, dass ich auf dem einen Formular die Unterschrift vom Schulleiter brauche. Ich hatte zwar gehofft, dass ich nicht nochmal nach Accra fahren müsse und alles an dem einen Tag schaffen würde, aber ich habe mich nicht weiter geärgert, da man die Formulare sowieso nur in Accra im Immigration Office bekommen kann. Von daher muss jeder zwei Mal nach Accra fahren, außer man hat seinen Vorgesetzten mit dabei.
Donnerstag war wieder keine Schule, aufgrund des muslimischen Opferfestes. Aber die Cultural Group hat sich wie jeden Donnerstagnachmittag trotzdem getroffen. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Man mag es nicht glauben, aber obwohl die Kinder die Musik nicht hören, haben sie ein unglaublich gutes Taktgefühl. Sie tanzen traditionelle Tänze wozu einige Schüler trommeln. Die Trommeln können sehr laut sein und erzeugen auch einige Vibrationen. Die habe ich allerdings nur an einem Tisch gespürt, wie gut die Kinder diese beim Tanzen spüren weiß ich nicht. Die Gruppe hat regelmäßig Auftritte in Cape Coast, aber auch außerhalb und scheint echt gut zu sein.

Freitag war ich in der dritten Klasse, allerdings war deren Klassenlehrer krank. Eine andere Lehrerin war zu Beginn da und hat der Klassensprecherin die Aufgaben für den Tag erklärt. Sie musste in  der nächsten Stunde jedoch in eine andere Klasse und so war ich mit den Kindern alleine. Aber diese waren eifrig mit ihrer Aufgabe beschäftigt. Zwischendurch wollte ich nur kurz ein Foto von den fleißigen Schülern machen. Als die Kinder jedoch die Kamera entdeckt haben, war die Konzentration dahin und alle wollten, dass ich sie fotografiere. Eine kleine Pause hat ja auch noch niemandem geschadet, daher habe ich von den posierenden Kindern ein paar Fotos geschossen, die Kamera wieder weggepackt und ihnen gesagt, dass sie weiter arbeiten sollen, das hat auch geklappt.
Wenn die Schüler fertig mit ihrer Aufgabe sind, legen sie dem Lehrer ihr Heft hin und der kontrolliert diese dann. Da kein Lehrer anwesend war, haben sie mir die Hefte hingelegt. Ich war mir erst nicht sicher ob ich diese korrigieren soll oder nicht, da die Lehrerin mir nicht mal gesagt hatte welche Aufgabe die Kinder haben, geschweige denn dass ich diese nachgucken soll. Die Aufgabenstellung war allerdings sehr leicht heraus zu finden. Aus dem Buch haben die Kinder Diagramme abgezeichnet, bei denen unterschiedlich viele Kugeln übereinander als Säule gestapelt sind. Darunter sollten sie schreiben wie viele Kugeln in einer Säule sind. Diese Aufgabe war nicht sehr anspruchsvoll und konnte ich gerade so noch ohne Lösungsbuch korrigieren. Bis auf zwei Schüler mit kleineren Fehlern, hatten es auch alle richtig, sonst hätte ich mir auch Sorgen gemacht.
Zwischendurch kam die Lehrerin noch mal vorbei und hat gesagt, dass sie nun die Englisch Aufgaben machen sollen und sie ist dann in die Stadt zur Moschee gefahren. In Englisch sollten sie Aus dem Buch verschiedene Gegenstände, Pflanzen, Tiere oder Menschen abmalen und darunter den Namen auf Englisch schreiben. Die Kinder haben mir wieder ihre Hefte zum korrigieren hingelegt. Da jedoch meine Rechtschreibung in Englisch nicht die Beste ist, wollte ich diesmal zuerst die Sachen nicht korrigieren. Ich hab mir dann aber mal die Hefte angeguckt und es waren Großteils sehr einfache Wörter wie Schmetterling, Mann oder Baby. Und als ich ein Buch hatte, habe ich sie dann doch korrigiert, da ich im Buch nachgucken konnte wenn ich mir unsicher war, da ich das Wort nicht kannte. Am witzigsten fand ich, dass ein Schüler einen Mann gemalt hat, der in eine Fleischkeule beißt und darunter „Pig“ (Schwein) geschrieben hat. Wie ich hier im Ethikunterricht gelernt habe, ist der Zweck eines Schweins oder Kuh, dass sie gegessen werden. Hier ist das Verhältnis zu Tieren eben etwas anders. Aber unsere Wachhündin Cheche (den Namen haben wir ihr gegeben), wird neben ihrer Hauptaufgabe Einbrecher verjagen auch sehr von den Kindern geliebt und dient hin und wieder als Spielgefährte.

Als wir abends im Wohnzimmer saßen und Abendbrot gegessen habe, hörte ich auf ein Mal Wasser tröpfeln. Aufgeregt gingen wir ins Bad und stellten fest, dass wir tatsächlich wieder fließend Wasser hatten. Unsere Freude hielt jedoch nur kurz an, denn nach ein paar Minuten war es auch schon wieder weg. Den nächsten Morgen wachte ich auf und dachte, dass es mal wieder regnet. Doch es hörte sich ganz anders an als Regen, eher als ob man einen Wassereimer voll laufen lässt. Und tatsächlich fließ das Wasser wieder aus dem Hahn und Kim war schon dabei unsere neue Wassertonne und die Eimer aufzufüllen. Es lag allerdings nicht an den leeren Wassertanks, sondern an der Pumpe, da musste irgendwas dran freigeschaltet werden. Und dann hatten auch noch die Kinder, als sie das Gras mit der Machete gekürzt haben, die Leitung beschädigt. Aber jetzt geht alles wieder. Dinge für die man viel Wasser braucht wie waschen und putzen hatten wir die ganze Zeit aufgeschoben bis auf die nötigsten Dinge. Daher wurde das erst mal am Wochenende erledigt.

Als wir am Sonntagmorgen uns auf den Weg zum Gottesdienst in der Schule machten, sahen wir schon überall kleine Mädchen in weißen Kleidchen herumlaufen. Tatsächlich trugen alle Schüler weiße Sachen. Auch die Jungs trugen ein weißes Hemd und eine weiße Hose. Da waren wir in unseren bunten Röcken und Kleidern noch viel auffälliger. Aber die Kinder sahen in ihren weißen Sachen echt schick aus.
Die Kirche ging um 7 Uhr los, haben uns die Kinder zumindest gesagt, angefangen hat sie dann allerdings erst eine Stunde später. Es waren zwei neue Pastoren da, von denen der eine die Predigt gehalten hat und dem die Kinder danach Fragen stellen konnten. Der andere war wohl nur mit um sich vorzustellen. Die Beiden können allerdings keine Sign Language, daher hat Emmanuel alles übersetzt. Der Gottesdienst war sowohl mit den Gehörlosen, als auch mit den Blinden. Wie in jedem Gottesdienst hier wurde auch gesungen, allerdings nicht nur die Blinden haben gesungen, sondern auch die Gehörlosen, aber eben auf ihre Art in Gebärdensprache. Dazu sind etwa fünf Schüler nach vorne gekommen und haben vorgesungen bzw. gesignt. Im Gegensatz zu unserem letzten Kirchenbesuch war der Gottesdienst diesmal nur eine Stunde lang.

Am Montag war ich bei Agnes in der zweiten Klasse. Sie ist eine super liebe Lehrerin, die echt gut mit den Schülern umgehen kann und den Stoff auch recht gut erklärt. Allerdings kann sie auch sehr streng sein, wenn die Kinder die Aufgabe nicht genau so abschreiben, wie sie das gerne haben möchte. Sowas dauert dann leider sehr lange, da auch jedes einzelne Heft korrigiert wird, was ich wieder gemacht habe. Dafür hat dann jedes Kind die Aufgaben richtig und ordentlich im Heft stehen. Bei uns würde man einfach Arbeitsblätter verteilen auf denen der Text o.ä. abgedruckt ist. Doch für die Schule wäre das zu teuer, daher muss im Unterricht viel Zeit dafür verbraucht werden, dass von der Tafel abgeschrieben wird.
Es gibt auch einen ziemlich strikten Lehrplan, bei dem genau festgelegt ist was in welcher Woche behandelt werden soll. Wie bei uns scheint es allerdings fast unmöglich diesen einzuhalten und für Wiederholungen ist dann auch kein Platz mehr.
Die Unterrichtszeiten werden hier bisher nicht so genau genommen. Bei den Grundschulklassen ist das auch nicht so schlimm, da dort die Klassenlehrer fast alle Fächer unterrichten und nicht die Klassen wechseln müssen. In der Junior High School hingegen unterrichtet jeder Lehrer nur ein Fach. Daher werden dort die Unterrichtszeiten relativ gut eingehalten.

Man sieht hier nur sehr wenige Kinder mit einem Schulranzen rumlaufen. Dieser ist aber auch nicht notwendig, da jede Klasse einen Schrank hat, in dem die Hefte, Bücher, Stifte, Lineale und ähnliches verschlossen aufbewahrt werden. Die meisten älteren Schüler haben einen Rucksack, da sie nicht alle ihre Sachen in der Schule lassen und das ein oder andere mitnehmen.
Die Kinder müssen eine Schuluniform tragen, diese besteht aus einem Gelb/orangenem Hemd bzw. Bluse und einer braunen kurzen Hose für die Jungs bzw. einem braunen Kleid oder Rock für die Mädchen. Nach der Schule tragen die Mädchen rot weiß karierte Kleider und die Jungs blau weiß karierte Hemden. Manche tragen jedoch auch andere Kleidung, daher scheint die Uniform nach der Schule nicht Pflicht zu sein.

Emmanuel wollte diesmal mit mir nach Accra fahren, damit er weiß wo das Immigration Office ist. Daher machten wir aus dort heute (Mittwoch) hinzufahren.
Als ich Dienstagmorgen aufwachte, schaute ich auf mein Handy um zu sehen wie viel Uhr es war. Dabei entdeckte ich, dass Emmanuel mich um kurz nach 5 Uhr angerufen hatte, nun war es kurz vor sechs. Ich überlegte kurz ob er doch diesen Morgen mit mir nach Accra wollte, aber ich war mir sicher, dass er Mittwoch gesagt hatte. Ich schaltete mein Internet ein um zu sehen ob er mir eine Nachricht geschrieben hatte. Und so fand ich eine Nachricht von ihm, in der er mir erklärte, dass am Mittwoch ein Treffen mit der Verwaltung sei, weshalb er nicht mit mir nach Accra fahren könne, daher solle ich doch heute fahren. Hier muss man eben oft flexibel sein. Ich überlegte kurz, ob ich nicht trotzdem Mittwoch fahren sollte, aber entschied mich dagegen, da ich das endlich hinter mir haben wollte. Und wie sich herausstellte war es eine sehr gute Entscheidung. Ich packte schnell meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg. Es lief alles wie am Schnürchen: In dem Trotro war noch genau ein Platz frei, sodass ich nicht lange warten musste und wir sofort los fahren konnten, dazu war es auch noch ein recht komfortables mit richtigen Autositzen und nicht wie in den anderen nur gepolsterte Bänke. Den Weg zum Immigration Office fand ich auf Anhieb und stellte fest, dass der gar nicht so weit zu laufen war wie es mir beim letzten Mal vorkam, etwa eine halbe Stunde. Ich hätte theoretisch auch ein Trotro dort hin nehmen können, allerdings wusste ich nicht wie die Station heißt wo ich raus musste.  Im Immigration Office kam ich sofort dran, mir fehlten keine Unterlagen, die Beamten waren alle sehr freundlich und der Wechselkurs lag im Keller, sodass ich nicht so viel bezahlen musste (Es kostet immer den gleichen Dollarpreis, aber wenn man in Cedi zahlt richtet sich das nach dem aktuellen Wechselkurs). Daher war ich schon um kurz nach elf fertig und habe mir dann noch etwas von Accra angeguckt. Ich bin schon ganz froh, dass in Cape Coast nicht so viel los ist, das ist gegen Accra ein Dorf. Auf dem Rückweg musste ich auch nicht lange warten, bis das Trotro startklar war, da ich wieder eine der letzten war die dazu stiegen. Und so kam ich sogar noch im Hellen zu Hause an, als Kim und Miriam gerade gekocht hatten. Dunkel wird es hier übrigens immer ab 6 und morgens wird es etwa ab 5 Uhr wieder hell, aber da ich nicht so oft um diese Uhrzeit aufstehe, weiß ich das nicht so genau.

Nachmittags oder abends gehen wir meist runter zu den Kindern und unterhalten uns mit ihnen oder spielen etwas. Mit dem Spielen ist das allerdings noch etwas schwierig, da wir neue Spiele noch nicht so richtig erklären können. Aber Plumps-Sack kennen die Kinder hier auch und so haben wir das ein paar Runden gespielt. Besonders viel Spaß hatten die Kinder auch wenn sie mit uns Armdrücken machen wollten. Teilweise haben die kleinen Kinder schon richtig viel Kraft und ausgeprägte Muskeln. Witzig fanden sie es auch, wenn man sich an die Hände gefasst hat und ganz lange im Kreis gedreht hat. Die kleineren Kinder haben dabei irgendwann vom Boden abgehoben und sind so nur noch an meinen Händen durch die Luft geflogen. Bälle sind im Allgemeinen auch super spannend. Die älteren haben hier wohl auch eine richtige Mannschaft. Aber wenn man den kleineren einen Ball gibt jagen zwanzig Kinder sinnlos dem Ball hinterher, doch haben dabei riesigen Spaß.
Wenn man so zusammensitzt, kommen auch öfters mal Kinder an und erkunden den ganzen Körper, fragen was Muttermale sind, ob ich Ohrlöcher habe, gucken sich die Handflächen an oder fangen an einem neue Frisuren zu machen. Da Kim ein paar Totos und Piercings hat, fragen mich die Kinder oft ob ich auch welche habe und wenn sie dann sehen, dass ich keine habe, sind sie oftmals sehr erstaunt.
Super spannend fanden sie es auch als wir mit unseren Kameras ankamen. Sofort posierten alle Kinder vor einem und manche kamen angerannt um auch noch mit aufs Foto zu kommen. Einige dieser Schnappschüsse findet ihr auf meinem Blog: jelinaghana.wordpress.com

Die Kommunikation mit den Gehörlosen klappt immer besser. Ich verstehe meistens was sie mir sagen wollen und im Unterricht kann ich auch ganz gut folgen. Dort hilft es aber auch sehr, dass meistens der Text worüber geredet wird an der Tafel steht und die Lehrer neue Wörter erklären, so lerne ich auch noch mehr dazu.

Viele liebe Grüße
Jelli

p1020735_a_JU1015
p1020770_a_JU1015
p1020823_a_JU1015
p1020835_a_JU1015

6. Rundbrief vom 24.11.2015

Kurztrip nach Kumasi!  (Kumasi auf Wikipedia)

Hallo ihr Lieben!

Am Dienstag (20. Oktober) sollte das Sportturnier losgehen, jedoch fiel das buchstäblich ins Wasser. Am Mittwoch war es aber wieder trocken und es konnte stattfinden. An diesem Tag stand die Disziplin Laufen auf dem Plan. Es gab Sprints, Staffellauf, 400m und 800m Lauf, damit war der Tag gut gefüllt. Einige unserer Schüler sind auch ziemlich schnell, dafür wurden sie am Ende auch mit einem Pokal belohnt. Keiner der Läufer hatte jedoch Sportschuhe an, alle sind Barfuß oder auf Socken gelaufen.
Der Unterricht hat die ganze Woche, außer am Montag, nicht stattgefunden, denn es sollten alle Lehrer mit zu dem Sportfest kommen. Von den Schülern konnten jedoch immer nur ein paar mit, so viele wie in den Bus gepasst haben. Wer mit durfte hing davon ab welche Disziplin dran war.

An den anderen Tagen gab es noch die Disziplinen Volleyball und Fußball. Dies habe ich allerdings nicht mehr mitbekommen, da ich am Donnerstag zu dem Treffen mit meinem Mentor nach Kumasi gefahren bin.

Am frühen Mittwochmorgen habe ich mich zunächst auf den Weg nach Accra gemacht. Dort bin ich mal wieder ins Immigration Office. Eigentlich wollte ich nur meine Arbeitserlaubnis abholen. Diese war auch schon fertig, aber sie wird noch für die Bearbeitung der Aufenthaltsgenehmigung gebraucht. Obwohl ich diese schon mit der Arbeitserlaubnis beantragt habe und dort alles ok war, wurden auf einmal noch weitere Dinge benötigt. Aber ich hatte zum Glück alles dabei bzw. konnte es im Immigration Office wieder auftreiben.
Danach habe ich mich mit Isa, eine der Ghanafreiwilligen von meiner Organisation, getroffen und wir haben uns zusammen einen Bus nach Kumasi gesucht. Wobei wir gar nicht viel suchen mussten. Als wir an der Stelle waren wo die Busse nach Kumasi abfahren, waren wir plötzlich von Leuten umzingelt, die uns überzeugen wollten ihren Bus zu nehmen. Als wir dann endlich in einem der Busse saßen, hatten wir uns wahnsinnig viel zu erzählen wie es bei uns läuft, was wir bisher erlebt haben und und und ...
Nach fünf bis sechs Stunden Fahrt kamen wir Abends in Kumasi bei unserem Mentor Osei zu Hause an. Maren und Hannah, die beiden anderen Freiwilligen, waren schon da. Oseis Frau Paulina, hatte das Essen für uns schon fertig, das ganze Wochenende wurden wir von ihr mit sehr gutem Essen verwöhnt. Wir haben uns noch eine Weile unterhalten und sind dann ins Bett.
Am nächsten Morgen sind wir zuerst zum neu gebauten „Deaf Zentrum“ gefahren. Dort sollen demnächst gehörlose junge Menschen Arbeit finden und ausgebildet werden. Den restlichen Tag sind wir viel durch Kumasi gelaufen. Besonders bekannt ist dort der große Markt, wo ich mich ohne Osei auch verlaufen hätte.
Der Markt soll demnächst modernisiert werden und eine komplett neue Markthalle errichtet werden. Dafür gibt es sogar einen extra Ausstellungsraum mit einem Modell von dem neuen Markt.
Mit gut zwei Millionen Einwohnern ist Kumasi im Gegensatz zu Cape Coast mit rund 170000 Einwohnern ein ganzes Stück größer. In Cape Coast ist es eher wie in einem großen Dorf, überall stehen kleine Hütten und Häuser und auf den Straßen ist zwar schon viel los, aber so dass man sich gut bewegen kann. Kumasi hingegen ist eine richtige Großstadt mit vierspurigen Straßen, großen Kreiseln, größeren Häusern etc. Insgesamt ist auf den Straßen auch viel mehr los und in den kleineren Straßen sind so viele Leute unterwegs, dass ich mich gefragt habe, wie da noch die Autos durchfahren können.
Am Samstag sind wir mit Bob, einem gehörlosen Freund von Osei, an die Schule für Gehörlose von Kumasi gefahren an der Bob als Lehrer arbeitet. Diese liegt etwa eine Stunde außerhalb von Kumasi in einer kleineren Stadt. Die Schule ist kleiner als die in Cape Coast aber das Gelände ist sehr schön angelegt, mit vielen Bäumen, Grünflächen und den kleineren Gebäuden sieht alles sehr idyllisch aus. Maren und Hannah arbeiten auch an einer gehörlosen Schule, daher können sie auch die Gebärdensprache. Isa wurde jedoch ins kalte Wasser geworfen, aber ihr haben wir bzw. die Kinder schnell viel beigebracht. Bevor wir am Nachmittag wieder gefahren sind, habe ich noch eine schicke Frisur gemacht bekommen. Bestimmt zehn Kinder standen um mich herum und haben mir in alle Richtungen Zöpfchen geflochten und hinterher sah ich aus wie Struppelpeter.
Als wir gegangen sind, haben uns ganz viele Kinder bis zum Tor begleitet und uns gewunken, als ob wir sehr gute Freunde wären, die sie nun verabschieden, dabei konnten sie uns doch erst ein paar Stunden. Es tat mir auch sehr leid, dass ich sie enttäuschen musste, als sie mich gefragt haben ob ich am nächsten Tag wiederkäme. Das hätte ich auch echt gerne gemacht, aber dafür ist Kumasi leider zu weit weg um da mal eben hin zu fahren.
Am Sonntagmorgen ging es dann auch schon wieder zurück nach Cape Coast, diesmal aber ohne Umweg über Accra. Und somit war ich nach vier bis fünf Stunden Fahrt wieder zurück von einem schönen Ausflug in meinem mittlerweile sehr vertrauten zu Hause.

Vor der Schule beginnt um halb 8 das „Morning Assembly“ - die Versammlung der Schüler. Dort beten alle zusammen und es werden wichtige Ansagen gemacht. Dazu stellen sich die Schüler nach Klassen geordnet in Reihen hintereinander auf.
Nach der Schule versammeln sich nochmal alle Schüler, beten und gehen dann gemeinsam zum Essen.
Das Gleiche findet auch abends nach der Hausaufgabenbetreuung statt.
Bei allem haben immer zwei Lehrer die Aufsicht. Vor und nach der Schule sind auch immer welche da, abends nehmen die Lehrer ihre Aufsicht jedoch meist nicht so ernst. Aber die Schüler sind hier sehr selbstständig und gut untereinander organisiert. Von den älteren Schülern gibt es zwei die wie Schulsprecher sind und oft Ansprachen vor den Schülern halten. Einige der älteren Schüler sind auch in den jüngeren Klassen abends und machen mit diesen Aufgaben. Leider nehmen sie nicht nur die Rolle der Lehrer ein um den Schülern zu helfen, sondern sie bestrafen sie auch, wenn sie etwas falsch machen.
Insgesamt passen die Älteren aber viel auf die jüngeren Kinder auf und kümmern sich um sie, was ich sehr schön finde. Es gibt auch Housemothers, die sich außerhalb der Schule um die Kinder kümmern und selber auch in den Schlafgebäuden der Schüler wohnen. Das sind allerdings insgesamt nur sechs Frauen für 450 Schüler, sprich eine Housemother kümmert sich um etwa 75 Kinder. Daher ist es sehr schön, dass die Älteren auf die Jüngeren achten.

In der Schule habe ich für Emmanuel in letzter Zeit sehr oft, vorher immer mal und die letzten zwei Wochen komplett, den Unterricht übernommen. Er hat in letzter Zeit sehr viel mit organisatorischen Dingen zu tun oder musste zu wichtigen Treffen fahren. Allerdings habe ich das immer erst erfahren, wenn der Unterricht quasi schon angefangen hatte. Am Anfang hat er mir noch seine Notizen gegeben, die ich angeschrieben und erklärt habe. Später allerdings hat er es auch nicht mehr geschafft diese vorzubereiten. Da er diese aber meist aus dem Buch entnimmt, habe ich dort einfach weiter gemacht. Allerdings musste ich mir die Texte teilweise selber erst mal übersetzen um sie zu verstehen. Aber dann konnte ich es meistens auch ganz gut erklären. Und wenn ich ein Wort mal nicht weiß kann ich auch immer die Schüler fragen, die können da einem oft weiterhelfen. Ich habe aber nur die JHS 2 und 3 übernommen, die Vorbereitungsklasse und die JHS 1 macht bereits der neue Science Lehrer William. Allerdings sitze ich auch immer bei ihm im Unterricht mit drin. Prinzipiell hat er ganz gute Ansätze, die hier von einigen Lehrern oft vernachlässigt werden. Er wiederholt viel und lässt die Schüler zuerst nachdenken, bevor er ihnen alles vorgibt. Seine Umsetzung dabei ist jedoch manchmal fragwürdig. Allerdings lässt sein „Fachwissen“ sehr zu wünschen übrig. Da kommt es schon mal vor, dass der Satz „Der Siedepunkt von Wasser liegt bei 0°C.“ an der Tafel steht. Da war ich froh, dass ich in der Klasse saß und ihn verbessern konnte.

Wenn ich nachmittags unten bei den Schülern bin, spiele ich auch oft mit den Kleineren oder manchmal brauchen sie auch einfach nur einen Mama-Kuschel-Ersatz. Die ganz Kleinen konnten am Anfang wirklich noch nichts sagen. Und es ist echt schön mit anzusehen wie sie jeden Tag dazu lernen. So bekomme ich heute oft das ABC in einem rasenden Tempo präsentiert, welches ich am Anfang oft Stück für Stück mit ihnen durchgegangen bin. Auch ein kleiner Smalltalk ist mittlerweile möglich.

Ab und zu spenden Kirchenvereine der Schule Lebensmittel und andere nützliche Dinge. Dazu wird dann die Essenshalle hergerichtet um die Gäste nett zu empfangen. Auf einem Tisch sind alle Geschenke ordentlich aufgebaut. Bei dem Programm halten einige Leute eine Rede und zwischendurch tanzt die Cultural Troup und die Blinden singen. Am Schluss werden die Dinge übergeben, wovon natürlich ein Foto gemacht wird.
Prinzipiell wird hier viel gefilmt und fotografiert bei solchen Veranstaltungen. Seitdem ich auch schon oft genug fotografiert und gefilmt wurde, während ich mir ein Programm anschaue oder einer Rede zuhöre, mache ich mir auch keine Sorgen mehr andere Leute zu fotografieren. Das ist hier völlig normal und die Kinder lieben sowieso Fotos.

Wie vielleicht einige schon von Euch auf den Bildern auf meinem Blog gesehen haben, ist der Müll hier doch ein relativ großes Problem. Eine Müllabfuhr gibt es nicht, jeder verbrennt seinen Müll selber und auf der Straße wird er einfach in die Abflussrinnen geschmissen. Daher war es eine sehr positive Überraschung, als ich vor ein paar Wochen in der Stadt Mülltonnen entdeckt habe. Diese wurden in der ganzen Stadt verteilt aufgestellt, dadurch sollte zumindest der Müll nicht mehr auf der Straße und in den Rinnen verteilt liegen.

Ich habe noch absolut keine Weihnachtsstimmung, aber Euch wünsche ich allen eine schöne Vorweihnachtliche Zeit und beneide Euch um die leckeren Plätzchen!

Liebe Grüße
Eure Jelli

P.S.: Auf meinem Blog gibt es auch wieder ein paar Bilder zu sehen. Jelinaghana.wordpress.com

p1030122_a
p1030334_a
1446315250638_a
p1030157_a
img-20151105-wa0010_a

7. Rundbrief vom 19.12.2015

Eine ghanaische Beerdigung!

Hallo ihr Lieben!

Neulich an einem Samstag hatte ich nichts zu tun, daher bin ich mal um halb fünf morgens aufgestanden und auf eine Beerdigung gefahren.

Dieser Satz hört sich wohl ziemlich absurd an, doch das ist er hier keineswegs. Morgens um halb fünf aufzustehen ist eine legitime Zeit. Die Schüler putzen dann die Schule, die Straßenverkäufer bereiten ihre Ware für den Tag zu oder man erledigt sonstige wichtige Dinge. Nun gut, kommen wir aber jetzt zu der größeren Absurdität; ich gehe einfach so auf eine Beerdigung von jemandem den ich gar nicht kenne. In meinem Fall bin ich dort hingegangen, da unsere Cultural Troup dort einen Auftritt hatte. Aber eine ghanaische Beerdigung ist auf jeden Fall mal sehenswert.
Wenn eine Person stirbt, so wurde es mir von Emmanuel erzählt, wird der Leichnam für ein paar Tage aus dem Haus gebracht.  In dieser Zeit richtet die Familie das Haus und besonders einen Raum schön her. In diesem Raum wird dann die tote Person drapiert; dies kann einfach liegend im offenen Sarg sein, aber auch sitzend am Tisch oder ähnliches. Dann kommt die ganze Familie und Freunde zusammen und sie trauern gemeinsam um den Verstorbenen. Das ist sozusagen die private Trauerfeier, was ich aber nicht miterlebt habe, sondern mir selber nur erzählt wurde. Später gibt es eine öffentliche Trauerfeier mit der Beerdigung. Diese kann auch über mehrere Tage gehen, der wichtigste Tag ist dabei der Samstag, da an diesem Tag auch die Beisetzung sattfindet. An so einer Trauerfeier habe ich auch teilgenommen.
Wir sind um 6 Uhr mit der Cultural Troup losgefahren (das war wie immer später als geplant). Auf der etwa zwei Stündigen Fahrt sind wir schon an einigen Beerdigungen vorbeigefahren. Diese erkennt man immer daran, dass rot-schwarze oder weiß-schwarze Zelte aufgestellt sind und die Menschen in den gleichen Farben gekleidet sind. Die Beerdigung zu der wir fuhren war von einem 99-jährigen Mann, dessen Vater der Chief (Dorfoberhaupt) war und somit aus der „Royal Family“ stammte. Er selber war Diakon und hatte eine angesehene Stellung im Dorf, daher war seine Beerdigung sehr groß und vermutlich auch aufwendiger gestaltet. Wir bekamen alle ein Bild von ihm mit seinem Namen und seinem Alter zum anstecken. Wie alle Gäste bekamen wir zuerst ein gutes Frühstück. Danach hatten wir noch etwas Zeit bis der Gottesdienst losging. Auf dem großen Platz waren mehrere Zelte im Rechteck aufgestellt unter denen die Gäste auf Stühlen Platz nehmen konnten. Auf der einen Seite gab es eine Band die schon vorher Stimmung verbreitete und extra Plätze für die Pastoren. Gegenüber auf der Anderen Seite stand ein kleineres Zelt, welches mit schwarzen und roten Tüchern geschmückt und abgehangen war, bis auf eine Seite. In diesem Zelt war der offene Sarg aufgebahrt. Immer wieder sind Menschen tanzend in einer Polonaise zum Zelt um den Sarg gelaufen um den Mann das letzte Mal zu sehen und sich zu verabschieden. Insgesamt herrschte eine sehr fröhliche und feierliche Stimmung, die Menschen haben getanzt und gesungen. Das ist auf den ersten Blick etwas befremdlich, da die Leute schließlich einen geliebten Menschen verloren haben. Doch man muss sich den Hintergrund überlegen warum die Menschen dies tun: Sie feiern das Leben des Verstorbenen und da die meisten hier Christen sind feiern sie auch, dass der Verstorbene nun bei Gott im Himmel ist. Daher wird die Beerdigung hier auch „Celebration of Life“ (Feier des Lebens) genannt. Mit unserer Cultural Troup sind wir auch in einer Polonäse um den Sarg gegangen und so habe ich das erste Mal in meinem Leben einen toten Menschen gesehen.
Aber es herrschte nicht nur eine fröhliche Stimmung so wie es auf den ersten Blick scheint. Der Gang um den Sarg war für mich doch sehr bedrückend, denn dort saßen einige der Angehörigen, denen man ihre Trauer deutlich angesehen hat. Außerdem haben einige sehr verzweifelt, weinend und schluchzend mit dem Verstorbenen geredet. Besonders die Ehefrau war verständlicherweise sehr mitgenommen und musste beim Laufen immer gestützt werden (was natürlich auch an ihrem hohen Alter liegen könnte). Und auch die Kinder und die meisten Enkelkinder waren nicht in Feierstimmung.

Als der Gottesdienst losging wurde der Sarg geschlossen und in die Mitte des Platzes gestellt. Es gab viel Reden, es wurde gesungen gebetet und einige Pfarrer haben gepredigt. Zum Schluss wurden auf den Sarg Blumenkränze gelegt. Danach wurde er in ein Auto eingeladen und die engeren Angehörigen sind hinter dem Wagen her zum Friedhof gelaufen. Währenddessen hatte unsere Cultural Troup den ersten Auftritt und eine Band hat gespielt. Mittlerweile war es auch schon Mittag und es wurden wieder alle Gäste verköstigt und das mit sehr gutem Essen. Dort gab es sogar Kartoffelsalat.

Nach dem Mittagessen hat unsere Cultural Troup die restlichen Tänze aufgeführt und zwischendurch hat eine Feuerwehrkapelle gespielt. Am späten Nachmittag waren wir fertig und sind nach Hause gefahren. Zumindest fast, wir mussten noch eine Weile im Krankenhaus auf einen der Trommler warten, da dieser plötzlich Fieber hatte und durchgecheckt werden musste.

Nun gut, damit ist nun erklärt, warum manche gerne auf eine Beerdigung gehen kann, da es hauptsächlich eine fröhliche Feier mit Essen und Getränken für alle ist. Es ist aber auch gar kein Problem auf die Beerdigung von Jemandem zu gehen, den man nicht so gut kannte oder eventuell auch gar nicht. In der Stadt sieht man oft Plakate auf denen die verstorbene Person zu sehen ist, der Name, das Alter und der Tag an dem die Beerdigung stattfindet. Auch unsere komplette Schule wird oft zu Beerdigungen eingeladen, da hängt dann die Einladung am schwarzen Brett. In diesem Fall kannte nur einer der Lehrer den Verstorbenen, aber eine seiner Töchter macht was bei uns an der Schule und hat daher die Cultural Troup gebucht.

Es ist schon merkwürdig wenn man auf der Beerdigung von Jemandem ist, den man nur tot kennengelernt hat, aber prinzipiell finde ich es schön, dass man nicht nur trauert, sondern, dass das Leben gefeiert wird und der Verstorbene mit einem riesen Tamtam verabschiedet wird. Wobei ich nicht weiß, ob ich wirklich fröhlich singen und tanzen könnte, wenn einer meiner lieben Menschen sterben würde. So ging es auch den nahen Verwandten, die Ehefrau, die Kinder und die meisten Enkelkinder habe ich nicht ein Mal lachen gesehen, sie waren verständlicherweise deutlich bedrückt. Sie waren auch nach der Beisetzung nur noch kurz bei der Feier dabei.

Ende des ersten Terms
In der Schule ist nun schon der erste von drei Terms vorbei und die Schüler haben letzte Woche ihr Examen geschrieben, diese werden nicht von den Lehrern
p1030493_a
sondern von der Regierung zentral vorgegeben. Es kamen einige Themen dran die im Unterricht noch gar nicht behandelt wurden, dementsprechend sind diese auch ausgefallen. 40% des Examens sind Multiple Choice Aufgaben, diese habe ich von der JHS 2 und 3 korrigiert, die restlichen 60% sind Fragen, diese hat Emmanuel korrigiert. Die endgültigen Ergebnisse kenne ich daher nicht. Jedoch habe ich bei anderen Lehrern mitbekommen, dass sie manche Aufgaben wegstreichen, was ich sehr fair finde, da die Schüler nichts dafür können, dass sie diese Themen im Unterricht noch nicht behandelt haben und somit haben die meisten dann doch ganz gut abgeschnitten. Allerdings frage ich mich warum es dann zentrale Examen gibt, wenn die Lehrer doch machen können was sie wollen.

Wegen den Examen waren die letzten zwei  Woche kein Unterricht, letzte Woche wurden die Examen geschrieben und diese Woche haben die Lehrer die Noten gemacht.  Diese setzen sich zum einen Teil aus den Examen und zum anderen Teil aus den Aufgaben zusammen, die sie im Unterricht bearbeitet haben.
Da Emmanuel mal wieder sehr beschäftigt ist, habe ich ihm auch beim abtippen von Briefen, Anträgen und Notentabellen geholfen.  Die Schüler haben in dieser Woche verschiedene Arbeiten verrichtet; Putzen, Gras schneiden oder auf der Farm arbeiten. Das müssen sie sonst zwar auch, aber nicht den ganzen Tag über. Am Donnerstag war nun der letzte Schultag. Dazu sind einige Eltern gekommen; sie haben einen gemeinsamen Gottesdienst gefeiert und über verschiedene Dinge geredet. Danach sind sie mit ihren Kindern nach Hause gefahren. Allerdings waren nicht alle Eltern da um ihre Kinder abzuholen. Manche sind alleine nach Hause gefahren (jedoch nur die älteren) und manche sind erst am Freitag nach Hause. Die Schüler, die in der Cultural Troup sind, sind allerdings immer noch hier, da sie gestern einen Auftritt in Accra hatten und heute noch einen in der Schule. Morgen können sie dann auch endlich nach Hause fahren.
Auch die meisten Lehrer, die während der Schulzeit hier wohnen, sind nun nach Hause zu ihren Familien gefahren. Da hat es super gepasst, dass ausgerechnet gestern unser Gas ausgegangen ist und niemand hier war der mich zur Gasstation fahren konnte. Da war es wie eine Einladung, dass seit gestern eine kleine Feuerstelle hinter unserem Haus ist, auf der ich zumindest mein Essen fertig kochen konnte, auch wenn‘s etwas länger gedauert hat. Und schließlich habe ich doch noch einen Lehrer erreicht, der wie viele andere auch, als nebenbei Taxifahrer ist, der mich heute Morgen zur Gasstation gefahren hat.

Seit die Schüler weg sind ist es hier sehr ruhig und still geworden und ich fand es schon fast etwas traurig, als alle Kinder abgeholt wurden. Aber nach den Ferien kommen sie ja alle wieder. Ich werde die Ferien zum reisen nutzen und mir das Land anschauen. Es gibt hier so viel zu sehen, das werde ich wahrscheinlich nicht alles in dem einen Jahr schaffen. Diese Ferien geht es in die Volta Region, die für einen der größten Stauseen in der Welt, den Voltasee, und die vielen Wasserfälle und tropischen Wälder bekannt ist. Mal sehen ob es dort wirklich so schön ist wie alle erzählen.

Euch wünsche ich ein schönes Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Eure Jelli

p1030464_a
p1030427_a

8. Rundbrief vom 20.01.2016

Unterwegs in Ghana!

Es ist dunkel. Nur ein paar Lichtstrahlen des Mondes schaffen es sich einen Weg durch das dichte Blätterwerk zu bahnen. Man hört das Zirpen der Grillen, ein paar Vögel zwitschern und ein lautes Geschrei, immer und immer wieder derselbe Schrei hintereinander. Das gleiche Geräusch habe ich letztens hinter unserem Haus gehört. Nun weiß ich; es ist ein Galagos oder auch Bushbaby genannt das diese Schrei verursacht. Ich befinde mich mitten im Regenwald im Kakum Nationalpark auf einer Nachtwanderung. Unser Guide erklärt uns, dass Galagos zu den Affen zählen, aber sehr klein sind und durch die Schreie darauf aufmerksam machen, dass man sich in ihrem Territorium befinde. Sie sind nachtaktiv und gehen in dieser Zeit auf Nahrungssuche. Zu Gesicht bekommen haben wir jedoch keine. Betrachten konnten wir die vielen verschiedenen Pflanzen des Regenwaldes. Als wir von der Nachtwanderung zu unserem Baumhaus zurückkehren, indem wir die Nacht verbringen werden, erwartet uns an der Tür schon eine etwa 15 cm große Spinne. Ich weiß nicht was es für eine Spinne war, aber es war auf jeden Fall sehr interessant, sich sie anzuschauen. Leute mit Spinnenphobie sollten jedoch vielleicht nicht im Regenwald schlafen.
Mit dem Zirpen der Grillen schlafe ich ein und mit dem Zwitschern der Vögel wache ich wieder auf. Gegen sieben Uhr machen wir uns auf den Weg zum „Canopy Walk“. Dies sind mehrere Seilbrücken, die zwischen den Bäumen gespannt sind, sodass man einen herrlichen Überblick über den Regenwald hat. In dem Wald leben unteranderem Affen Antilopen und Elefant. Diese zu Gesicht zu bekommen ist jedoch recht unwahrscheinlich, da das Blätterwerk sehr dicht ist und sich die Tiere lieber in die Teile des Waldes zurückziehen, wo nicht so viele Besucher sind. Trotzdem war es ein schöner Spaziergang im Morgenlicht über die Baumwipfel des Regenwaldes.
p1030629_a_0416_10

Der Park ist nur 33 km von Cape Coast entfernt. Theoretisch fahren auf dieser Strecke mehrere Trɔtrɔs, allerdings kommen diese aus der nächst größeren Stadt und werden dort voll besetzt bis sie losfahren. Doch wir hatten Glück und mussten nicht allzu lange warten, bis eines doch noch „Platz hatte“, bzw. wir einfach noch mit rein gequetscht wurden. So konnten wir doch für 3 Cedi (75 Cent) pro Person fahren anstatt für 50 Cedi (12€) ein Taxi zu mieten. Wir machten jedoch kurz vor Cape Coast schon Stopp um zum Hans Cottage Botel zu gehen. Dort ist das Restaurant über einen See gebaut in dem Krokodile leben. Es ist dort wirklich sehr idyllisch und direkt zu unserer Ankunft hat auch schon ein Krokodil aus dem Wasser gelinst. Auch als ich einen Fischschwarm beobachtete und gerade dachte, dass das Krokodil nur ein Mal mit offener Schnauze dadurch schwimmen müsste, tauchte es auch schon auf und weg waren die ganzen Fischchen. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob es die wirklich gefressen oder nur verscheucht hat, da einen Meter neben ihm wieder ein Fischschwarm auftauchte.

Auch in der Sklavenburg von Cape Coast war ich in den Ferien.
Sie wurde im 17. Jahrhundert erbaut und diente zur Unterbringung von Sklaven bis sie nach Amerika verschifft wurden. Zuerst wurde es von den Portugiesen und später von den Briten geführt.
Bis zu 1500 Männer waren in drei Räumen untergebracht, wo sie bis zu drei Monate auf ihre Verschiffung warteten. Zwei Mal am Tag haben sie etwas zu essen bekommen. Die Toilette war eine kleine Rinne, die raus ins Meer führte. Jedoch konnten dadurch nicht alle Fäkalien abfließen, wie es dann dort aussah könnt ihr euch sicher vorstellen. Licht gab es nur durch ein kleines Loch weit oben in der Mauer. Die Frauen waren in zwei anderen Kerkern untergebracht, dessen Verhältnisse recht ähnlich waren, außer dass insgesamt einige Hundert Personen in die Räume passten. Von ihnen wurden einige für ein paar Stunden herausgenommen, frisch gemacht und zum Gouverneur ins Schlafzimmer geschickt. Danach kamen sie wieder in den Kerker.
Zur Verschiffung wurden sie durch eine kleine Tür (The door of no return) direkt an den Strand zum Schiff geschickt. Für die Schiffe gab es genaue Pläne wie die Menschen hingelegt wurden damit jeder Platz ausgenutzt wurde. Jedoch waren dadurch die Schiffe meist überladen und auf See mussten einige der Sklaven über Bord geworfen werden, sonst wäre es gekentert.
Die Burg ist wirklich ein sehr imposantes und schönes Bauwerk, jedoch ist die Geschichte die es erzählt sehr grausam und bedrückend.
p1030722_a_0416_9

Afehyia pa – Frohe Weihnachten

Mein Weihnachten war dieses Mal wirklich ganz anders als sonst. Der hauptsächliche Unterschied ist, dass man es erst am 25.12. feiert. So haben wir uns am 24. einen schönen Tag gemacht mit einem ausgedehnten Frühstück, wozu wir sogar Kinderpunsch selber gemacht haben und ein paar Spielen. Abends sind wir am Strand essen gegangen und haben uns Pizza bestellt. Das ist nun auch nicht das typische Weihnachtsessen, hatte aber den simplen Grund, dass es hier kaum Käse gibt oder dieser sehr teuer ist und die Pizza ist nun mal mit Käse. Das war die Beste Hawaii Pizza, so kam es mir jedenfalls vor, aber schließlich war sie auch mit frischer Ananas. Den restlichen Abend haben wir noch am Strand verbracht.
Nun kam der 25. der auch hier in Ghana gefeiert wird und zwar indem man lange in die Kirche geht und danach gemeinsam mit der Familie isst. Wir hatten uns zwar vorgenommen auch in die Kirche zu gehen, aber das hat nicht so gut geklappt. Zum einen wussten wir nicht so recht in welche Kirche wir gehen sollten, da wir immer hier mit den Schülern zum Gottesdienst gehen, der in den Ferien natürlich nicht stattfindet. Zum anderen wussten wir auch nicht wann es losgeht, wobei das hier auch nicht so schlimm ist wenn man später kommt. Und letzten Endes waren wir einfach zu müde und kaputt.
In Weihnachtsstimmung war ich die ganze Zeit nicht wirklich. Man hat ein zwei Tage vor Weihnachten schon hin und wieder Weihnachtsmusik gehört und es wurde auch Weihnachtsdeko verkauft, allerdings ziemlich kitschige und kunterbunte. Aber es gibt hier keine, Plätzchen, Weihnachtsmärkte mit Punsch und gebrannten Mandeln, keine Kinder die an Nikolaus an die Tür klopfen und das Wetter war wohl auch nicht ganz unbedeutend. Es gibt hier zwar keine Plätzchen, aber dafür ist es Tradition um Weihnachten rum zu Freunden zu gehen und ihnen kleine Kuchen vorbei zu bringen.

Ein paar Tage nach Weihnachten haben wir (meine eine Mitfreiwillige Kim und ihr Freund Sascha der zu Besuch war) unsere Reise gestartet. Zunächst ging es in die Hauptstadt Accra. Dort wollten wir für einen Tag einen unserer Schüler besuchen und dann noch bis Neujahr in der Stadt bleiben. Seine Mami hat jedoch drauf bestanden, dass wir die ganzen Tage bei ihnen zu Hause schlafen, was super lieb war. Am ersten Abend haben wir ihren Bruder besucht und auf dem Weg sind wir durch die neueren Viertel von Accra gelaufen, die schon sehr westlich geprägt sind. Ihr Bruder wohnt in einer besonders schicken Gegend. Er selbst hat ein riesiges Haus und Grundstück mit seinem eigenen Wachmann. Wie wir später herausgefunden haben ist er der Erzbischoff von Accra. Er war wie alle Ghanaer sehr gastfreundlich und hat mit uns auch ein paar Worte auf Deutsch gewechselt, da er für einige Zeit in Deutschland gelebt hat.
Am nächsten Morgen war ich im Immigration Office und habe nun endlich meine Aufenthaltsgenehmigung für das ganze Jahr!
Die restliche Zeit wurden wir natürlich nicht uns selbst überlassen. Die Mami und ihre drei Jungs haben uns etwas rumgeführt. Sehr geflasht war ich von den Einkaufszentren. Wir waren erst in einem kleinen in der Nähe von deren zu Hause, dort gab es einen Supermarkt wie bei uns in Deutschland. In Cape Coast gibt es zwar auch welche, aber diese sind viel kleiner. In Accra konnte man wirklich alles bekommen. Dort hat der Supermarkt auch eine Gemüse und Obst Abteilung, das gibt’s normalerweise nur auf dem Markt. Es gab auch einige Sorten an Käse, allerdings war der wirklich ziemlich teuer. Dort habe ich auch den ersten Aufzug gesehen. Das andere Einkaufszentrum war um einiges größer und dort gab es auch ganz normale Klamottenläden, auch Mango und Nike die es bei uns ja auch gibt.
Da wir Weihnachten schon nicht ghanaisch gefeiert haben, sind wir wenigstens Silvester mit der Familie in die Kirche gegangen. Diese ging um 21 Uhr los, wir sind natürlich erst so um viertel vor zehn dort gewesen. Die Kirche war sehr schön und modern. Auf zwei großen Flatscreens wurden die Texte der Lieder abgespielt und andere Dinge gezeigt. Die Kirche war katholisch und soweit ich das als Protestant mit meinen vereinzelten Besuchen einer katholischen Messe beurteilen kann, würde ich doch sagen, dass es relativ ähnlich war.
Es wurde viel gesungen, gepredigt und gebetet. Da ich relativ müde war, war ich doch sehr froh über das viele aufstehen, hinknien, hinsetzen, da ich so gut wachgehalten wurde. Was nun doch typisch ghanaisch ist, ist das einsammeln der Kollekte. Dazu stehen zwei Behälter vorne und jeder geht nach und nach nach vorne um sein Geld abzugeben. In dieser Kirche haben sie sich ein besonderes Prinzip ausgedacht. Es werden nacheinander die Wochentage angesagt und man geht an dem Tag nach vorne an dem man geboren wurde, nach den Wochentagen erhält man auch seinen ghanaischen Namen. Zu der Kollekte wurde sogar eine Statistik aufgestellt wer am meisten spendet. Gewonnen haben die am Sonntag geborenen (Esi(w) und Kwesi (m)). Danach haben alle still gebetet und währenddessen hat man draußen die Raketen gehört und wusste, nun ist es Neujahr. Die Raketen werden hier traditionell zu Weihnachten gezündet, aber sie werden noch etwas länger verkauft und gerade Accra ist sehr westlich geprägt, weshalb dort viele auch an Silvester Raketen gezündet haben. Nach dem Gebet haben sich auf einmal alle umarmt und sich eine frohes neues Jahr gewünscht – Afehyia pa! Der Priester konnte sich kaum durchsetzen und die Leute zur Ruhe bringen um mit der eigentliche Messe zu beginnen. Diese bestand hauptsächlich nur aus dem Abendmahl. Dazu hat jedoch jeder nur eine Oblate und keinen Wein bekommen. Den haben vorher nur die Priester getrunken. Nach dem Abendmahl war die Messe im Prinzip auch schon vorbei und wir sind nach Hause gefahren. Das war jedoch gar nicht so leicht, weil alle aus der Kirche kamen und die Straßen ziemlich voll waren. Zu Hause angekommen, gab‘s wie jeden Abend Tee und Kuchen.
Am nächsten Tag haben wir uns verabschiedet, Mami und ihre Söhne hatten ein Familientreffen und wir wollten weiter reisen. Das war wirklich ein sehr schöner Aufenthalt bei der Familie, was mal wieder die große Gastfreundschaft der Ghanaer zeigt, schließlich hatten wir nicht nur einen Platz zum Schlafen, sondern wurden auch mit sehr gutem Essen versorgt und in Accra rumgeführt.
img-20160101-wa0038_a1_0416_8

Als nächstes Ziel stand Fume in der Voltaregion an, dort wohnt Isa, eine andere Freiwillige von meiner Organisation. Sie war auch über Silvester in Accra, deshalb sind wir mit ihr und noch zwei Freiwilligen von meiner Organisation zusammen zu ihr nach Hause gefahren. Da die Anderen noch einige Komplikationen im Hotel hatten sind wir erst abends losgekommen und somit erst mitten in der Nacht in Fume angekommen. Dort wurden wir erst mal von der Polizei angesprochen wer wir sind und was wir hier machen. Dann haben sie uns großzügiger weise erlaubt weiter zu gehen. Fume ist ein Dorf in dem schon ein anderer Lebensstandard herrscht als bei uns in Cape Coast: Die Toilette ist ein Plumpsklo, was jedoch sehr praktisch ist, wenn man kein fließend Wasser hat, dieses muss man entweder am Fluss oder an der Pumpe holen. Die nächst größere Stadt ist Hohoe was etwa eine Dreiviertelstunde entfernt liegt. Dafür ist dort eine sehr schöne Landschaft, direkt an der Bergkette hinter welcher sich Togo befindet und viel tropischer Wald.
Am nächsten Tag haben wir uns mit dem Motorrad auf den Weg zum Affen Sanctury gemacht, welches nur ein paar Minuten entfernt liegt. Wir mussten gar nicht in den Wald rein gehen um die Affen zu sehen, diese saßen schon vor dem Eingang auf den Bäumen. Hauptsächlich leben dort Meerkatzen. Diese konnten wir super mit ein paar Bananen anlocken. Und solange man die Bananen nicht schon geschält hat, haben sie einem auch aus der Hand gefressen. Schält man die Bananen vorher, denken die Affen man will sie vergiften. Mir haben sie nicht nur aus der Hand gefressen, denn ich stand zu weit vom Baum weg als ich gerade Fotos gemacht habe, da ist eine der Meerkatzen auf mich drauf gesprungen, über meine Schultern zu meinem Arm gelaufen um sich dort ein Stück Bananen zu stibitzen und ist dann wieder zurück auf den Baum geklettert.
Als fast alle Bananen aufgefuttert waren, haben wir doch nochmal eine kleine Runde durch den Wald gedreht, dort konnten wir jedoch keine Affen mehr anlocken.
p1030804_a_0416_7

Am Nachmittag sind Kim, Sascha und ich weiter nach Hohoe gefahren, da dort am nächsten Morgen die Hochzeit von Emmanuel, unser Ansprechpartner und mein Lehrer dem ich zugeordnet bin,  stattfinden sollte. Eingeladen wurde für 10 Uhr, als wir kurz vor 10 eintrafen, waren die Angestellten noch damit beschäftigt vor dem Gebäude den Müll der vorherigen Feier aufzusammeln und zu putzen. Kurz nach uns traf auch schon der Bus mit den Lehrern von unserer Schule ein. Es war schon ganz schön an einem fremden Ort auf bekannte Gesichter zu treffen und freudig begrüßt zu werden. Wie immer wurden viele Fotos gemacht und so entstand eine Art Fotoshooting mit einigen Lehrern, überall war jemand mit seinem Handy und hat Bilder mit allen gemacht die gerade in der Nähe standen. Gemeinsam mit den Lehrern gingen wir in den feierlich geschmückten Raum. Schon von der Treppe aus war ein roter Teppich ausgebreitet, der in den Raum hinein bis nach vorne durch einen mit Luftballons geschmückten Torbogen führte. Für das Brautpaar war eine gepolsterte und feierlich geschmückte Bank bereit gestellt.
Es wurde schon Musik gespielt und ein paar Leute tanzten auch. Ohne große Aufregung, kam nach einer Weile Emmanuel in der Begleitung seines Vaters herein, obwohl nicht mal alle Gäste da waren. Als der Raum etwa eine halbe Stunde später gefüllt war, begann der traditionelle Hochzeitsmarsch und die Braut Rebecca betrat mit ihrem Vater den Raum und schreitete auf dem roten Teppich nach vorne wo sie an Emmanuel übergeben wurde.
Insgesamt waren sechs Pastoren anwesend. Der Gottesdienst wurde aber von zwei Verwandten von Emmanuel geleitet. Insgesamt wurde viel gesungen, die Pastoren haben gepredigt und gebetet und zwischendurch lief auch einfach nur Musik und die Leute sind aufgestanden und haben getanzt. So fand ich mich dann auch plötzlich in einer tanzenden Polonaise wieder die am Brautpaar und vor der Kamera vorbei gezogen ist. Außerdem wurden alle Lehrer von Cape Deaf und somit auch ich einzeln vorgestellt. Aber auch andere extra angereiste Gruppen (Kirchen etc.) wurden vorgestellt.
Die Trauung selbst war auf der lokalen Sprache Ewe, weshalb ich leider nichts verstehen konnte. Aber scheinbar haben Rebecca und Emmanuel beide nacheinander ihr Eheversprechen abgelegt. Danach haben sie sich vor den Pastor gekniet der sie segnete. Als sie wieder aufgestanden sind, wurden die Ringe getauscht. An dieser Stelle käme bei uns nun der Kuss. Daraus hat Emmanuel eine ziemliche Show gemacht, zuerst seine Arme gedehnt, dann ganz langsam den Schleier hoch gemacht und sie dann einfach ganz herzlich in den Arm genommen. Hier zeigt man nun mal in der Öffentlichkeit keine Zärtlichkeiten, da ist wohl eine Umarmung auf der Hochzeit schon viel.
Um die Trauung zu besiegeln wurde von dem Brautpaar und deren Eltern die Trauungsurkunde unterschrieben. Es ist hier sehr unüblich ohne die Einwilligung der Eltern zu heiraten, weshalb diese vermutlich auch die Urkunde unterzeichnen.
Zum Schluss wurde nochmal in Ewe gesungen und gebetet. Damit war die Zeremonie vorbei.
Darauf folgte das Fotoshooting in allen möglichen Varianten und natürlich auch mit allen Lehrern unserer Schule. Beim Ausgang hat jeder eine Tüte mit einer Box Essen und einem Softdrink bekommen und damit war der ganze Zauber vorbei. Ehrlich gesagt hätte ich noch eine lange Feier danach erwartet, aber so irrt man sich.
Diese Zeremonie lief sehr ähnlich wie eine Hochzeit bei uns ab. Außerdem trug die Braut ein weißes Kleid und Emmanuel einen Anzug. Aber wie wir später auf den Hochzeitsfotos gesehen haben, war das nur die eine Zeremonie. Einen Tag vorher war die traditionelle Hochzeit, die wohl nur im kleinen Kreis gefeiert wird. Dort war auch das Hochzeitspaar traditionell gekleidet. Die Braut hatte ein Kleid aus dem traditionellen Kente Stoff, Perlenkopfschmuck und traditionelle Armbänder und Ketten. Emmanuel hatte eine weiße Hose und ein weißes Hemd mit Applikationen aus dem gleichen Stoff wie das Kleid seiner Braut. Auch er trug die traditionellen Ketten und Armbänder.
dscn0791_a_0416_3

Wie Emmanuel mir vorher erzählt hat, hat er seiner Frau schon vor zwei Jahren den Heiratsantrag gemacht. Diesen macht man jedoch nicht nur der Frau, sondern man muss auch zu den Eltern mit einem Geschenk gehen und dort um die Hand der Braut anhalten. Ohne das Einverständnis der Eltern wäre eine Hochzeit nicht denkbar. Danach muss der Bräutigam für die Eltern Dinge wie mehrere Yard Stoff besorgen und für die Braut alles Mögliche was sie zum Leben braucht: Kleidung, Stoffe, Schmuck, Schuhe, Haushaltsdinge usw. Dadurch sollen die Eltern sehen, dass der Mann in der Lage ist sich um seine Frau zu kümmern und dass sie bei ihm ein gutes Leben haben wird. Um diese Dinge zusammen zu bekommen hat Emmanuel zwei Jahre gebraucht, da es insgesamt auch sehr teuer ist.
dscn0792_a_0416_4

Am Tag nach der Hochzeit sind wir zunächst wieder Richtung Süden nach Akosombo gefahren. Dort haben wir uns mit den drei anderen Freiwilligen von meiner Organisation getroffen um gemeinsam mit der Fähre über den Voltastausee zu fahren. Ursprünglich haben die Marktfrauen mit dem Schiff ihre Waren in den Norden gebracht, doch mittlerweile gibt es eine recht gut ausgebaute Straße in den Norden, sodass man dort gut mit Trotro oder Bus hinkommt. Dies ist natürlich praktischer, da die Fähre nur montags fährt. Auf dem Rückweg bringt die Fähre Yam (Das ist eine große Wurzel, die ähnlich wie Kartoffeln schmeckt)  in den Süden.
Die Staumauer wurde von 1961 bis 1966 gebaut. Dafür mussten 670 Dörfer umgesiedelt werden. Der See sichert die Trinkwasserversorgung, einige Wirtschaftszweige sollen von ihm profitieren und er dient zur Stromerzeugung. Früher konnte sogar Strom in die Nachbarländer verkauft werden, doch heute reicht die Stromproduktion nicht mehr aus, weshalb es oft Stromausfälle gibt. Mit seiner Fläche von 8500km² ist er der größte Stausee der Welt.
Überraschender Weise haben wir recht viele Deutsche getroffen, die größtenteils auch Freiwillige sind. Aber nach und nach kamen auch einige Ghanaer.
Auf dem Schiff konnte man entweder im Aufenthaltsraum auf Bänken oder auf dem Deck auf dem Boden schlafen. Da auf dem Deck die schönere Aussicht und die bessere Luft ist, haben wir uns dafür entschieden, dazu hatten wir uns auch Matten zum unterlegen besorgt.
Im Sonnenuntergang legte das Schiff ab und als ich am frühen Morgen aufwachte befanden wir uns mitten auf dem Volta und man hat weit und breit nur Wasser gesehen. Was jedoch auch daran lag, dass Harmattan Zeit ist, d.h. der Wüstensand wird durchs Landgepustet und es sieht alles sehr diesig aus. Ich habe noch etwas weiter geschlafen, doch wenig später wurde ich wach und war von lauter kleinen Fliegen oder ähnlichem umgeben. An sich waren die Insekten nicht schlimm, aber es waren so unglaublich viele, die überall gestorben sind und hässliche kleine Blutflecken auf den Sachen hinterlassen haben. Wir sind dann lieber unter Deck gegangen und haben Spiele gespielt.
p1030991_a_0416_2

Ursprünglich hatten wir vor bis zur Endstation nach Jeji mit zu fahren und von dort aus mit dem Trotro wieder runter nach Kumasi zu fahren. Doch die anderen Freiwilligen meinten, dass man von einem Halt vorher, in Kete Krachi, besser nach Kumasi komme. Da man durch den Harmattan sowieso kaum etwas sehen konnte haben wir uns spontan um entschieden und uns den anderen angeschlossen. Mit einem großen Kanu, wie die Fischerboote, wurden wir auf die andere Seite des Voltas gebracht, wo schon ein Trotro nach Kumasi wartete. Dieses konnten wir auch fast komplett mit uns Freiwilligen füllen. Wir waren nun etwa in der Mitte von Ghana und dort war die Landschaft ganz anders. Wir fuhren durch karges sandiges Gebiet. Anfangs waren nur ein paar Büsche zu sehen, später wurden sie mehr und es gab auch einige Bäume, jedoch waren diese alle vertrocknet. Die Straße war eine hubbelige Sandpiste, weshalb wir nicht schnell voran kamen. Nach fünf Stunden Fahrt kamen wir nachts in Kumasi an. Mithilfe eines Taxifahrers fanden wir (Kim, Sascha, Isa, Verena die wir auf dem Schiff kennengelernt hatten und ich) auch noch ein preiswertes Hotel. Die anderen Freiwilligen sind in der Nacht noch nach Hause gefahren.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Bosumtwisee in der Nähe von Kumasi. Dort wollten wir zwei Nächte auf einer Pferderanch verbringen. Der See liegt etwas abgelegen und daher ist es dort sehr ruhig. Lange Zeit war nicht klar wie er entstanden ist, mittlerweile weiß man, dass es ein Meteoriten einschlag war. Aber der See hat noch andere Geheimnisse; manchmal sinkt oder steigt der Wasserspiegel, obwohl es keinen Zu- und Ablauf gibt. Außerdem kann der See explodieren, dabei mischen sich unter Wasser Gase die dann aufsteigen und eine Art Wasserexplosion hervorrufen, dies ist jedoch im letzten Jahrhundert erst ein Mal vorgekommen. Für die Einheimischen ist der See heilig, da an diesem Ort das letzte Mal ihr Gott Twi gesehen worden sei. Daher war es verboten Metall in das Wasser zu machen und auch heute noch paddeln die Fischer auf einfachen langen Holzbrettern über den See zu ihren ausgelegten Fischnetzen und holen so den Fisch ein.
Die Ranch war wirklich traumhaft, vom Essenstisch hatte man einen herrlichen Blick über den See, die Pferde sind frei auf dem Gelände rum gelaufen und es war alles sehr idyllisch. Wir haben die Zeit dort viel am See verbracht und einen Morgen sind wir am See entlang geritten.
p1040159_a1_0416_1

Und nach zwei Tagen hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen vom Paradise und den Heimweg antreten. Wobei sich das schwieriger gestaltete als gedacht. Zunächst sind wir nicht zu der Busstation hingekommen und mussten letztendlich ein Taxi nehmen und dann war dort so ein riesen Andrang, dass man nicht warten musste bis der Bus voll war, sondern bis man einen Platz in einem Bus bekommen hat. Aber nach zwei drei Stunden hat das dann auch geklappt und ich war auf dem Weg nach Hause, wo ich jedoch erst abends ankam.
Somit ging eine schöne Reise zu Ende und zu Hause erwartete mich gleich eine Überraschung der unschönen Art: In unserer Wohnung war eingebrochen wurden und natürlich alle elektrischen Geräte weg. Aber auch unser Essen; Reis, Tomatenmark, Knoblauch, Nudeln etc. war weg. Wie sich jedoch später herausstellte, wurde zwar wirklich eingebrochen, aber die Diebe haben nicht alles mitgenommen und die Security hat die restlichen Sachen zum Schulleiter gebracht, damit diese nicht doch noch geklaut werden können. Somit sind meine meisten und vor allem meine wichtigsten Sachen wie der Laptop wieder aufgetaucht. Trotzdem ist der Einbruch für mich sehr rätselhaft, in der Mädchenunterkunft wurden Kupferkabel und Kleidung geklaut, bei uns Essen, kleinere Dinge wie meine Taschenlampe und mein altes Ersatz Nokia Handy und recht wertlose Sachen wie ein Nagelset, Tesafilm und ein kleiner Spiegel. Aber den Laptop haben sie da gelassen. Nun ja wie auch immer, ich bin froh darüber dass er da ist und die meisten anderen Sachen auch.

Die Schule hat letzten Dienstag wieder angefangen, bzw. treffen seit dem nach und nach die Schüler ein, aber mittlerweile sind doch schon einige da.
Aber es hat sich doch einiges getan über die Ferien. Es gibt nun einen Kiosk, in dem man Kekse, Softdrinks, Seife, Stifte, Batterien und vieles mehr kaufen kann. Das freut mich sehr für die Schüler, da diese nicht das Schulgelände verlassen dürfen (auch wenn sie schon 18 oder sogar 25 sind). So können sie zumindest ein paar Dinge in der Schule kaufen und müssen uns nicht mehr fragen ob wir was aus der Stadt mitbringen können.
Demnächst kommen die Rotarier vorbei, die für die Essenshalle neue Tische und Bänke gespendet haben, die alten waren wirklich sehr kaputt und sind teilweise fast zusammengebrochen.
Und was mich am meisten betrifft; es wurden zwei 10000 Liter Tanks gespendet, wovon einer bei den Mädchen aufgestellt werden soll. Dadurch sollen sie immer oder zumindest öfters fließend Wasser haben. Ich wohne auch auf dem Berg wie die Mädchen. Bisher ist es so, dass wir für ein paar Stunden fließend Wasser haben und dann für ein paar Tage nicht. So lange müssen wir mit dem Wasser aus unserer Tonne auskommen oder unten an der Schule welches in Eimern holen gehen (Den ich übrigens mittlerweile auf dem Kopf trage, was es um einiges einfacher macht).
Durch den neuen Tank soll dieses Problem gelöst oder zumindest verbessert werden. Ob das klappt und ob es dann auch immer zu unserer Wohnung kommt werden wir sehen. Aber es wäre auch schon eine Erleichterung das Wasser bei den Mädchen zu holen, da ich dann nicht mehr den berg hochlaufen müsste und der Weg kürzer ist.

Zum Schluss bleibt mir nur noch zu sagen: Afehyia pa – Frohes neues Jahr!

9 Rundbrief vom 07.04.2016

Zweiter Term – Gerade angefangen und schon wieder zu Ende

Obwohl alle Terms gleich lang sind, ging der zweite wie im Flug vorbei, wie Ihr vielleicht daran gemerkt habt, dass ich es nicht mal geschafft habe einen Bericht zu schreiben.

Wie auch schon im letzten Term hat es wieder zwei Wochen gedauert bis die meisten Schüler angekommen waren und der Unterricht beginnen konnte. Es hat sich nicht viel zum letzten Term geändert, alles nahm wieder seinen alten Lauf.
Somit gehe ich wieder jeden Morgen um kurz vor acht Uhr ins Office und trage mich in das Anwesenheitsbuch ein. Danach kann ich nochmal eine Weile nach Hause gehen, da mein Unterricht meist erst um 9.40 Uhr anfängt. Montags habe ich jedoch noch etwas länger Zeit, dort fahren wir um 12 Uhr mit der JHS 2 (9. Klasse) ins Naturwissenschaftliche Labor für den praktischen Unterricht. Ich schreibe fleißig mit und gebe am Ende den Schülern die Notizen, welche sie am Abend alle in ihr Heft abschreiben.
Dienstags bin ich ab 9.40 Uhr bei den Blinden im Informatikunterricht. Dort assistiere ich Mr. Abugri, dem zuständigen Lehrer, d.h. ich helfe den Schülern bei ihren Aufgaben. Gerade die Anfänger brauchen noch viel persönliche Aufmerksamkeit bis sie sich dann selber zurechtfinden.
Mittwochs ist vor der Schule „Worship“ mit den Lehrern, dort sind immer verschiedene Lehrer eingeteilt, die sich eine kleine Predigt und Lieder überlegen, die gesungen werden. Unterricht habe ich dann wieder um 9.40 Uhr in der JHS 2 und drei Stunden später in der JHS 3.
Donnerstags fahren wir vormittags mit der JHS 3 (10. Klasse) ins Labor für den praktischen Unterricht.
Freitags ist in der ersten Stunde Worship mit den Schülern. Danach habe ich in der JHS 2 Unterricht und wieder drei Stunden später in der JHS 3.
Meine Tätigkeit im normalen Naturwissenschaftsunterricht (Science) hat sich nicht viel verändert. Es kommt immer darauf an ob Emmanuel (der Sciencelehrer, den ich unterstütze) da ist oder nicht. Wenn er da ist erklärt er meistens das Thema, ich korrigiere die Aufgaben oder bespreche sie mit der Klasse. Wenn er nicht da ist, mache ich den kompletten Unterricht. Da ich es meistens nicht vorher weiß ob er kommt oder nicht, improvisiere ich immer. Da ich nun den Lehrplan habe, kann ich auch im Thema weiter machen. Aber oft gebe ich auch zur Wiederholung Aufgaben und erkläre einige Dinge nochmal, wenn was nicht verstanden wurde.
img_0583_a_0416_12

Gefühlt hatte ich diesen Term kaum Unterricht, da recht viel los war. Ende Februar war ich eine Woche auf meinem Zwischenseminar. Dieses hat in der Voltaregion in der Nähe des höchsten Wasserfall Westafrikas stattgefunden, den wir dann natürlich auch besichtigt haben. Zum Teil kannte ich die Leute schon vom Vorbereitungsseminar, aber es waren auch ein paar von einer anderen deutschen Organisation mit dabei. Wir waren eine überschaubare Gruppe und haben uns alle gut verstanden. Es war auch super spannend mal zu hören wie es bei den anderen in den Einsatzstellen läuft. Ich muss sagen, da ist mir erst mal aufgefallen, was ich für ein Glück hier habe. Es läuft zwar auch nicht immer alles super und mir wurden am Anfang teils andere Dinge über meine Tätigkeiten gesagt, aber im Großen und Ganzen bin ich doch sehr zufrieden.

Und nicht mal eine Woche nach dem Seminar, kamen schon Meine Mama und meine Schwester für drei Wochen zu Besuch. Da waren wir natürlich auch im Unterricht, aber Emmanuel hat uns auch ein paar Mal weggeschickt und meinte er macht das schon alleine bzw. hat die Stunde in den Abend verschoben.
p1040761_a_0416_11

Vor ein paar Wochen hatten wir Besucher aus den USA, einige von ihnen sind gehörlos und eine Frau sogar blind und taub. Dort konnten wir dann mal sehen wie ähnlich sich die amerikanische und ghanaische Gebärdensprache wirklich sind. Wir konnten uns gut verständigen, denn es sind nur einige Wörter anders und wenn man etwas nicht versteht, kann man das Wort buchstabieren und schon ist alles klar. Aber mir ist auch aufgefallen, dass sie irgendwie eine etwas andere Art haben zu reden. Während man hier meist nur die wichtigsten Wörter benutzt, haben die Amerikaner viel mehr Wörter benutzt, dadurch sah das Reden flüssiger aus.

An Ostern war ich in Accra bei der Familie von einem meiner Schüler, die mittlerweile wie eine Gastfamilie geworden ist. Am Sonntag waren wir natürlich in der Kirche, wo wie immer viel gesungen und getanzt wurde. Als das große Halleluja gesungen wurde hat es sich fast wie in einer Oper angehört.
Ostermontag waren wir bei einem „Picknick“, d.h. das war eine Veranstaltung einer Kirche, wo man zusammen gegessen hat, Musik lief, getanzt wurde und einige haben Fußball, Volleyball oder Basketball gespielt. Dienstag ging es dann ganz früh wieder zurück nach Hause, da wir alle wieder in die Schule mussten.

Diese Woche werden die Examen geschrieben, daher habe ich keinen Unterricht, aber am Freitag bin ich zur Aufsicht eingeteilt. Aber auch am Dienstag war ich da, denn dann wurde Science geschrieben.
Ansonsten bin ich diese Woche trotzdem gut beschäftigt, da Kim und ich von allen Schülern ein Foto machen sollen. Diese werden dann nach Accra geschickt, damit das Amt dort weiß wie viele Schüler hier sind und wie viel Geld die Schule dementsprechend bekommt. Bisher sind wir ganz gut voran gekommen, es fehlen nur noch ein paar der Auszubildenden und  einige der Blinden.
Nächste Woche werden dann nur noch die Noten gemacht und dann gibt es auch schon wieder Ferien. Ach ja und vorher muss ich wohl noch das Examen der JHS 2 korrigieren…

9. Rundbrief vom 18.05.2016

Eine Reise zur anderen Seite Ghanas

Die Ferien haben begonnen, alle Schüler sind abgereist und so machen auch Kim und ich uns auf unseren Weg in den Norden Ghanas.

Erster Halt ist nach insgesamt 11 Stunden Fahrt Tamale, die Hauptstadt der Northern Region, welche den unteren Teil des Nordens bildet. Wir kommen erst abends an, doch auch dann merke ich schon dass hier ein anderes Klima herrscht, obwohl es schon relativ spät ist, ist es noch warm. In unserem Hotelzimmer steht die Luft und das Wasser kommt warm aus der Dusche, kaltes wäre mir wirklich lieber gewesen. Am nächsten Tag merke ich dann so richtig den Unterschied; es ist so so warm, dafür muss ich aber kaum schwitzen da die Luftfeuchtigkeit so niedrig ist. Trotz der Hitze rappeln wir uns auf und erkunden die Stadt. Überall fahren Motoräder, hier auch Motos genannt, diese werden teils als Taxis genutzt und teils von Privatpersonen gefahren. Auffällig ist auch, dass sehr viele Frauen selber Moto fahren.
Im Zentrum am Markt, sind schon die Straßenränder voll mit kleinen Ständen, die Kleidung, Schmuck oder Essen verkaufen. Der Markt besteht aus länglichen Gebäuden in denen verschiedenste kleine Shops sind. Wie auch bei uns gibt es Werkzeuge, Küchenbedarf, Stoffe und Hygieneartikel. Es gibt auch viele Shops mit Perlen und Schmuck, die bei uns nicht so häufig vorkommen. Aber das skurrilste ist, als wir in einem Shop stehen und der Verkäufer einem Kunden das Fell eines Löwenkopfes präsentiert. Er hat auch noch andere Felle, Schwänze und Hörner von anderen Tieren im Angebot. Der Lebensmittelmarkt besteht aus vielen kleinen Ständen. Der große Unterschied zu unserem Markt in Cape Coast; es gibt kaum Fisch, dafür viel Fleisch. Aber man kann nicht nur das Fleisch kaufen, sondern auch die Köpfe und Füße der Kühe.

Der Kunsthandwerksmarkt ist nicht weit vom Zentralmarkt entfernt, aber gleich viel ruhiger und an einem schönen schattigen Plätzchen. Die vielen kleinen Shops, von mir auch gerne Tourishops genannt, bieten meist ähnliche Ware an. Zum einen gibt es die typischen Tourisouvenirs, die meist nicht viel mit dem Land zu tun haben, bestes Beispiel ein Bild im „afrikanischn“ Styl von Giraffen und Zebras im Sonnenuntergang, in Ghana leben weder Giraffen noch Zebras. Aber man findet dort auch sehr schöne handwerkliche Sachen. Vor allem Korb- und Lederwaren sind im Norden verbreitet. So gibt es schöne Ledersandalen, deren Sohle aus alten Autoreifen gemacht sind, Ledertaschen, Körbe und vieles mehr. Manchmal müssen sie es aber auch wieder übertreiben, man kann dort auch Taschen aus Krokodilleder kaufen. Klingt erst mal nicht so ungewöhnlich, allerdings haben sie auch gleich den Kopf und die Beine an die Tasche gemacht.

Tamale hat auch ein recht großes Stadion das zum African Cup 2008 erbaut wurde. Dieses sticht schon sehr hervor. Tamale ist zwar die viert größte Stadt Ghanas, aber sie ist im Gegensatz zu Accra oder Kumasi kaum westlich geprägt, es gibt beispielsweise keine Hochhäuser. Die Stadt hat viel mehr einen arabischen Einfluss.

Nach zwei Nächten in Tamale ging es ins drei Stunden entfernte Bolgatanga oder auch einfach nur Bolga genannt. Auf dem Weg dorthin bleibt die Landschaft immer noch sehr grün, die Bäume werden weniger und kleiner, aber im gesamten ist alles durch viele Gräser und Büschchen grün.  Wir fahren an vielen kleinen Dörfern vorbei. Diese bestehen zunehmend mehr aus den traditionellen Rundhütten.

Bolga ist die Hauptstadt der Upper East Region, aber trotzdem sehr überschaubar. Mir ist die Stadt sofort sympathisch, obwohl es noch wärmer ist als in Tamale. Für drei Nächte mieten wir uns in einem netten Hotel ein, das liebevoll von einer Familie geführt wird.
Markt ist hier alle drei Tage wo die Verkäufer ihre Waren am Rande einiger kleinen Sträßchen aufbauen. Lebensmittel, Kleidung, Stoffe und alles was man sonst noch so braucht kann man dann erwerben.
Auch Bolga hat einen Kunsthandwerksmarkt, der hier als „Craft Village“ betitelt wird. Auch hier gibt es viele Lederwaren und vor allem Körbe, ganze Räume sind voll mit Körben. Es gab aber auch viele traditionelle Waffen wie Pfeil und Bogen oder Schwerter zu kaufen. In einem Shop entdecken wir einen Ring und machen noch Scherze das sei bestimmt Elfenbein, der Verkäufer bestätigt uns dann in unserer Vermutung. Einen Ring gibts für umgerechnet unter 20€. Auf die Frage wo sie das Elfenbein her haben, erklärt der Verkäufer, dass dies von manchen Stämmen abgekauft wird, die es vor langer Zeit gesammelt haben, wenn sie tote Tiere gefunden haben und heute die Stämme oder die Erben keine Verwendung mehr dafür haben.

Einen Tag machen wir einen Ausflug nach Paga, das ist der letzte Ort vor der Grenze zu Burkina Faso. Auf dem Weg verschwinden so langsam die Büsche und Bäume. Das Gesamtbild wird nach und nach gelber. Es gibt schon noch einige Bäume, aber diese tragen oft nicht so viele Blätter. Nun befinden wir uns in der Grassavanne. Und auf welche verrückte Idee kommen wir da; wir machen eine Fahrradtour bei über 40 Grad. Über sandige Pfade fahren wir durch verschiedene Dörfer bis zur Grenze. Das Land ist so flach, dass man weit nach Burkina Faso rein gucken kann. Wir machen auch Halt bei einer ehemaligen Essstelle eines Sklavenlagers. Dort wurden in einen Fels mehrere Mulden gehauen aus denen die Sklaven essen mussten.
Am Schluss unserer Tour geht‘s zum Krokodilteich. Schon als wir ankommen ist ein großes Exemplar draußen und weitere sieht man aus dem Wasser linsen. Die Einwohner glauben, dass dies ihre Ahnen seien und sie ihnen deshalb nichts tun. Daher gehen die Leute auch zu dem See Wasser holen und auch Kinder baden darin. Angeblich sei noch niemandem etwas passiert und das seit hunderten von Jahren. Daher sollten wir auch das Krokodil anfassen und uns sogar draufsetzen. Das war echt verrückt. Zum Schluss mussten wir ein Huhn opfern.

Die Reise ging weiter Richtung Westen, nach Larabanga. Dies ist ein kleiner muslimischer Ort mit der ältesten Moschee Ghanas, 1421 erbaut. Ein paar Brüder besorgen uns eine Unterkunft und führen uns im Dorf und in der Umgebung herum. Durch das Dorf führt eine große neu ausgebaute Straße. Es gibt sowohl Steinhäuser als auch traditionelle Lehmhäuser. Um das Dorf herum gibt es ein paar Rundhütten. Wer mal in einer dieser Rundhütten bzw. in einem Lehmhaus war, weiß auch warum einige Menschen in solchen Häusern leben; es ist dort den ganzen Tag über angenehm kühl. Die Nacht verbringen wir auf einem Hausdach unter einem sternenklaren Himmel.
Am nächsten Morgen geht es früh weiter, einer der Brüder fährt uns in den benachbarten Molenationalpark. Kaum sind wir im Park, laufen auch schon ein paar Antilopen über die Straße. Wir machen mit einigen Amerikanern eine Fußsafari. Noch während wir warten, dass es los geht, laufen auch schon Warzenschweine vorbei. Wir laufen durch Wald über Wiesen und durch regelrechte Minzfelder, die einen unglaublichen Duft verstreuen. Wir sehen einige bunte Vögel, kommen zu einer Wiese voller Schmetterlinge und sehen ab und zu in der Ferne Antilopen davon laufen. Dann findet unser Guide einige Wasserböcke, von denen wir zuerst nur das Hinterteil sehen, da die Köpfe hinter den Büschen versteckt sind. Doch wir laufen ein wenig herum und können sie dann noch in voller Pracht sehen. Nun geht es zum spannendsten Teil, wir gehen zum Wasserloch, wo sich oft Elefanten abkühlen. Und tatsächlich erfrischt sich dort gerade einer. Nur wenig später kommen noch zwei junge Tiere ins Wasser gestürmt. Vergnügt ducken sie sich gegenseitig unter, kebbeln sich etwas und kuscheln zwischendurch auch mal. Und dann war die Tour auch schon vorbei.

Wir machten uns wieder auf den Weg gen Süden nach Kumasi, wo wir die Nacht verbrachten um am nächsten Morgen nach Hause zu fahren. Dort blieben wir ein paar Tage.p1050835_a_0615
Die Reise in den Norden fand ich super schön und spannend. Mir ist die Gegend und die Leute dort sehr sympathisch. Trotz der Nähe zur Sahara ist die Landschaft noch sehr grün, sie wird Baumsavanne genannt. Die Städte sind nicht so groß und es gibt viele traditionelle Dörfer. Im Norden wird mehr Landwirtschaft betrieben, weshalb man öfters Trecker sieht. Auch nutzt man den Esel hier als Lasttier um schwere Karren zu ziehen. Viel Leute sind Muslime, daher sieht man in jedem Ort eine bunte Mosche hervorstechen. Viele Frauen tragen ein Kopftuch, was auch gegen die enorme Sonne schützt und die Männer tragen oft lange Gewänder. Natürlich gibt es aber auch neben diesen traditionellen Dingen die ich beschrieben habe, auch moderne Häuser, westliche Kleidung und gut ausgebaute Straßen.

Nach ein paar Tagen fahren wir nach Togo. Obwohl wir erst spät an der Grenze ankamen, war es kein Problem noch ein Visum zu bekommen. Und somit waren wir ruck zuck in Lomé der Hauptstadt von Togo, die direkt an der Grenze zu Ghana liegt. Dort besuchten wir für ein paar Tage Freiwillige von Kims Organisation.

Lomé ist viel kleiner als Accra, aber hat dennoch etwas von einer Großstadt. In ganz Togo sind die Motorradtaxis sehr verbreitet, weshalb der Verkehr viel aus Motos besteht. Togo ist eine ehemalige französische Kolonie, daher spricht man Französisch und nur sehr wenige Leute sprechen Englisch. Das hat mir anfangs ein wenig Schwierigkeiten bereitet doch nach einer Weile ging es ganz gut. Und zum Glück waren meistens die anderen Freiwilligen mit uns unterwegs, die gut Französisch sprechen und uns helfen konnten.
Wir waren auf dem Zentralmarkt wo es so ziemlich alles zu kaufen gibt, wir waren hauptsächlich wegen der Stoffe dort. Zum Teil gibt es die gleichen aber auch viele andere Stoffe als in Ghana und da sie in Togo, wie auch viele andere Dinge, billiger sind musste ich zuschlagen.
Außerdem waren wir auf einem riesigen Altkleidermarkt, wo viele Ghanaer und Nigerianer ihre Waren verkaufen.
Was auch ziemlich cool in Lomé ist, dass es überall Stände gibt, die Baguette mit Avocado, Bohnen oder Salat belegen. Das ist sehr lecker und gar nicht teuer. Ss ist echt schade, dass es das bei uns nicht gibt.
Ansonsten waren wir noch in einem Kulturzentrum in dem die zwei anderen mitwirken. Dort sind sie Teil einer Tanzgruppe und geben Deutschunterricht. Es ist tatsächlich sehr verbreitet in Togo, dass man Deutsch lernt. Manche lernen es in der Schulen oder in einem Deutschclubs zu denen die Leute in ihrer Freizeit gehen. So kommt es vor, dass man sich mit Deutsch besser verständigen kann als mit Englisch.
Am 1. Mai waren wir am Strand, von dem aus man den großen Frachthafen sehen konnte. Daher sind auf dem Meer vor Lomé sehr viele Schiffe. Am ersten Mai ist es üblich, dass man mit seinen Arbeitskollegen etwas unternimmt. Sehr viele haben sich überlegt am Strand zu picknicken. Daher war es rappel voll, aber trotzdem sehr schön.
Nach ein paar Tagen sind wir dann weiter nach Kpalimé. In Togo gibt es keine Trotros, man fährt entweder Taxi oder Moto. Die Sammeltaxis werden dann aber auch wirklich vollgemacht, sprich sechs Leute kommen mit, vier hinten, zwei vorne, plus den Fahrer. Das geht schon, wurde aber bei der gerade mal zwei Stündigen Fahrt schon etwas unbequem.
In Kpalimé fuhren wir zu einem der vielen schönen Wasserfälle, zu dem man jedoch etwas hinunter klettern musste, natürlich in Gummiflipflops. Doch es lohnt sich, er ist sehr ruhig gelegen und wirkt fast versteckt zwischen den Bäumen und Felsen, obwohl man ihn schon von weitem hören kann. Unterwegs lutschten wir Kakaobohnen. Frisch vom Baum, schlägt man die Schale auf sind die Bohnen von einer weißen etwas schleimigen Schicht ummantelt, diese ist sehr fruchtig und kann man ablutschen.
Nach dem Wasserfall ging es zu den Fledermäusen. Wir liefen ein wenig durch Plantagen und Wald, vorbei an einem Voodoo Platz. Immer wieder konnten wir einige Fledermäuse sehen, die an den Bäumen hingen, es wurden immer mehr. Ich konnte es gar nicht glauben wie viele an einem Baum, dicht gedrängt nebeneinander hingen. Doch zum Schluss kam echt der Höhepunkt. An jedem Baum, vor allem die ohne Blätter, hingen tausende Tiere, man konnte kaum noch den Baum sehen. Als unser Guide etwas lärm gemacht hat, wurde der Himmel halb schwarz, weil so viele Fledermäuse losgeflogen sind.
Am nächsten Tag sind wir noch etwas durch Kpalime geschlendert, aber dann mussten wir los, denn unser Visum ging nur eine Woche. Und so machten wir uns wieder auf den Heimweg.

Nun bin ich wieder in der Schule und warte darauf, dass genügend Schüler da sind, sodass der Unterricht losgehen kann.
Viele Grüße
Eure Jelli

p1050809_a_0516
p1050548_a_0516
p1050487_a_0516

10. Rundbrief vom 24.06.2016

Letzter Term

Zu Beginn des dritten Terms hat es mal wieder eine Weile gedauert bis die Schüler in der Schule waren, sodass der Unterricht losgehen konnte. Doch dann nahm alles wieder seinen gewohnten Gang. Zumindest fast, da der Schulbus kaputt war konnten wir vorerst leider nicht ins Labor fahren.

Bei der JHS 3 standen Anfang Juni die Abschlussexamen an.  Traditionell fahren die Lehrer eine Woche vorher mit dieser Klasse in eine Kirche in der Stadt, was jedoch auch ausgefallen ist, da der Bus kaputt war. Dafür fand es dann in der Schule statt, wofür ein Pastor und ein paar der Kirchenmitglieder zu uns in die Schule gekommen sind. Die Schüler der JHS 3 kleiden sich zu diesem Anlass mit dem Kentestoff. Die Männer werfen sich diesen einfach um und die Mädchen tragen einen langen Rock daraus und dazu ein weißes Oberteil. Da dieser Stoff sehr teuer ist, hatten jedoch nicht alle welchen an. Trotzdem sahen alle sehr schick aus. Der Gottesdienst lief wie üblich ab mit viel singen, tanzen, spenden und einer Predigt.
Nach dem Gottesdienst ging dann das große Fotoshooting los. Zunächst Gruppenfotos in verschiedenen Konstellationen und dann wollten die Schüler natürlich noch einzeln Bilder machen.  Das ganze ging dann ein paar Stunden.
Am Montag wurde es dann ernst und die Examenswoche ging los. In dieser Woche hat die Schule auch einen neuen Bus bekommen, der die JHS3 in eine andere Schule fahren konnte, wo die Examen geschrieben wurden.
Am Samstag wollten sie zum Abschluss in den nahe gelegenen Kakum Nationalpark fahren, wo ich auch gerne noch mitgekommen wäre um mit allen nochmal was zu unternehmen. Doch das fiel ins Wasser da der Bus von einem Ministerium eine Woche lang gebraucht wurde.
Und so ist die JHS 3 am Samstag abgereist.

Damit habe ich nun eine Klasse weniger und da wir auch nicht ins Labor fahren können habe ich nun ziemlich wenige Stunden. Der Bus ist zwar mittlerweile da, aber da wir nur noch zwei Unterrichtswochen haben lohnt es sich nicht mehr. Ich hoffe dass es im nächsten Schuljahr wieder klappt. Einige Schüler haben sich schon beschwert und sind traurig, dass wir diesen Term gar nicht ins Labor konnten.
Da ich nun so wenige Stunden habe, habe ich mit Mr. Abugri dem ICT Lehrer von den Blinden gesprochen ob er auch an anderen Tagen Hilfe braucht und er meinte er ruft mich immer an wenn er den praktischen Unterricht macht.
Ansonsten klappt es in der JHS 2 zurzeit ganz gut, da Emmanuel mir mittlerweile meist die Notizen vorbeibringt falls er nicht kommen kann. Die letzten Wochen haben wir jedoch ein recht schweres Thema, was mir selber auch nicht so gut liegt und ich daher ungerne erklären möchte. Aber das hat sich Emmanuel wohl auch gedacht und hat nun seine Büroarbeit ins Klassenzimmer verlegt, sodass ich anschreibe, Aufgaben korrigiere und er alles zum Schluss erklärt. Und wenn er dann doch mal nicht kommt mache ich Wiederholung.

Außerdem habe ich mit meiner Mitfreiwilligen Kim vor zwei Wochen mit dem HIV-teaching begonnen. Dies bieten wir für die Junior High School Klassen an. Dazu treffen wir uns ein Mal die Woche nachmittags mit allen die Lust haben und reden über verschiedene Themen über Sex und HIV. Es sind einige zusammengekommen, die Interesse an diesem Thema zeigen und sich auch nicht schämen Fragen zu stellen. Material haben wir sowohl von Emmanuel bekommen, als auch von anderen Freiwilligen, die das HIV-teaching an verschiedenen Schulen durchführen.

Insgesamt läuft es eigentlich alles ganz gut hier. Allerdings zeigt sich nun so langsam, dass das Ende naht und die ersten Verabschiedungen habe ich schon hinter mir. Das ist schon traurig, da ich nicht weiß ob ich sie nochmal wieder sehe. Aber ein paar Wochen habe ich erst mal noch hier mit den anderen Schülern bevor die Ferien losgehen.

Viele Grüße
Eure Jelli

062016

Letzter Rundbrief vom 16.08.2016

Abschied nehmen

Hallo ihr Lieben!

Dies wird meine letzte Rundmail sein, denn in nicht mal mehr einer Woche steige ich in den Flieger und es geht zurück in die Heimat.

Die letzten Schulwochen verliefen gut. Wir sind mit allen Themen durchgekommen und konnten noch ein paar kleine Experimente durchführen. In der letzten Unterrichtswoche war eine Frau zu Besuch in unserem Unterricht, die eine Studie über den Science Unterricht an Gehörlosenschulen durchführt. Für sie wurde es dann auch auf ein Mal möglich, dass wir noch ein Mal mit der JHS 2 ins Labor fahren konnten, damit sie sich auch dort ein Bild von dem Unterricht machen konnte. Zwar schade dass es nicht vorher schon geklappt hat, aber trotzdem gut für die Schüler, dass sie wenigstens noch ein Mal hin konnten.
Und dann standen auch schon wieder die Examen an. Dort war ich an zwei Tagen zur Aufsicht eingeteilt und als Science geschrieben wurde, war ich natürlich auch vor Ort um Fragen zu beantworten. Später habe ich dann auch die Science Examen korrigiert.
In der letzten Schulwoche war kein Unterricht mehr, da die Lehrer nur noch die Noten eintragen mussten. Es gab noch ein Meeting mit allen Lehrern und Angestellten der Schule. Am letzten Schultag gab es noch ein Meeting mit den Lehrern und den Eltern, bei dem ich auch offiziell verabschiedet wurde. Die Elternsprecherin hat ein paar liebe Worte zu uns gesagt und uns für unsere Arbeit gedankt. Nach dem Meeting sind die meisten Schüler nach Hause gefahren. Nur ein paar waren noch da; von den Auszubildenden die in den Ferien noch arbeiten müssen und von der Culture Troup, da diese am nächsten Tag noch einen Auftritt hatten. Dort bin ich dann auch noch ein letztes Mal mitgefahren.
Nun ist meine Zeit fast vorbei und ich finde es wirklich sehr schade, dass ich von hier weggehen muss. Man überlegt sich jetzt was man alles noch mal ein letztes Mal machen möchte, ein letztes Mal essen möchte und was man noch alles mitnehmen möchte.
Gestern habe ich bei Emmanuel mein Zertifikat und mein Arbeitszeugnis abgeholt, was er sehr schön und mit viel Liebe geschrieben hat. Es ist schön zu wissen wenn die Arbeit so gewürdigt wird und es hat mir auch viel Freude breitet mit ihm zusammen zu arbeiten.

Es war wirklich ein tolles Jahr für mich, in dem ich viel gelernt habe und viele Erfahrungen sammeln konnte. Ich habe einige nette und liebenswerte Menschen kennengelernt, die ich sicherlich sehr vermissen werde. Ghana ist für mich ein wunderschönes Land und zu einer zweiten Heimat geworden. Die Menschen sind so liebenswürdig und hilfsbereit. Sie nehmen einen mit offenen Armen auf und schließen einen schnell ins Herz.
Natürlich lief auch nicht immer alles glatt und ich wurde vor Herausforderungen gestellt, aber das ist es doch was es spannend macht. Auch sind nicht immer alle Leute so nett zu einem, erst gestern hatte ich wieder eine unheimliche Begegnung, doch dies sind in meinen Augen nur Einzelpersonen und die lieben Menschen und Erlebnisse überwiegen.

Trotz der Trauer freue ich mich natürlich auch auf die ganzen lieben Menschen die auf mich zu Hause warten und die mich das Jahr lang bzw. davor schon unterstützt haben. Und natürlich auf den Käsekuchen meiner Oma.

Viele fragen mich zurzeit wann ich denn wieder zurück komme, nun das ist eine gute Frage, die ich leider nicht beantworten kann, aber ich bin mir sicher dass ich eines Tages wieder zurück kommen werde.

Bis ganz bald!
Eure Jelli

Startseite   Unser Dorf   Vereine und Kirchen   Gewerbe   Öffentliche Einrichtungen   Politik   Aktuelles   A - Z   Impressum