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Hier werden Altenstädterinnen oder Altenstädter präsentiert, die in die Welt gezogen sind, um sie zu entdecken oder woanders zu helfen - gerne könnt Ihr Eure Weltenbummler-Erfahrung hier abbilden lassen - einfach beim WEB-Master melden!

I. Debbie Unger - entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Tansania - siehe unten
Von September 2013 - September 2014

II. Luisa Ritter - Projekt Hohepa in Neuseeland - siehe Unterseite
2015/2016

III. Jelina Unger - Projekt “State School for the deaf” in Ghana - siehe Unterseite
2015/2016

IV. Sina Ritter - Projekt “Fundacion San Francisco de Asis” in Panama - siehe Unterseite
2017/2018

I. Debbie Unger - entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Tansania
DM0R2559Von September 2013 - September 2014

Debbie Unger, Jahrgang 1994

Links:
 - Debbies Blog
 - Tansania

Hier wird immer wieder von Debbie berichtet - einfach mal reinschauen!
Siehe News weiter unten - es handelt sich um einige Blog-Beiträge, aber nicht alle!


Über mich


Das bin ich! Mein Name ist Debora Unger. Ich bin 19 Jahre alt und habe dieses Jahr - 2013 -  mein Abitur gemacht. Jetzt gehe ich für ein Jahr nach Tansania, um dort einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst zu machen.
Ich bin in Kassel geboren und lebe seitdem in dem von Kassel 25 km entfernten Dorf Altenstädt! In meiner Freizeit arbeite ich gerne mit Kindern und so freue ich mich darauf, dies auch das nächste Jahr tun zu können.

Warum ich einen Freiwilligendienst mache?
In Entwicklungsländern wie Tansania gibt es zahlreiche Probleme. Dies hört man immer wieder in den Medien. Ich möchte mir von dieser Situation ein eigenes Bild machen und ein eigenes Urteil bilden können. Mich interessiert, wie die Menschen dort leben und wie sie mit ihren Lebensumständen umgehen, was sie über unsere "Hilfe" denken und was wir von ihnen lernen könnten.
Außerdem möchte ich Verantwortung übernehmen, meine eigenen Grenzen austesten können, Erfahrungen sammeln und dabei Menschen, eine Sprache und eine Kultur kennenlernen, die so vollkommen anders ist, als alles, was ich bisher kennengelernt habe.

Mein Projekt

Im Norden Tansanias am Fuße des Kilimanjaro liegt die Kiumako Secondary School. In dem Dorf Uuwo, Mrimbo in der Region Moshi leben schon einige Menschen in Steinhäusern und haben Strom und fließend Wasser. Viele leben aber noch in den traditionellen Lehmhäusern und vor allem in Armut.
100 Kinder haben mittlerweile die Möglichkeit, eine weiterführende Schule, die Kiumako Secondary School, zu besuchen und werden dort momentan von 9 Lehrern in den verschiedensten Fächern, wie Englisch, Mathematik, Geschichte, Gemeinschaftskunde oder der Benutzung von Computern, unterrichtet. Unterstützt werden sie dabei jedes Jahr von 4 Freiwilligen. Diese assistieren zum Einen im Unterricht, vor allem in Englisch, und beteiligen sich am Ausbau der Schule. Zum Anderen bieten sie verschiedene Freizeitangebote und Hausaufgabenbetreuung an oder organisieren Ausflüge, Sportevents und weitere gemeinsame Aktionen.
Der Förderverein Rafiki e.V. Kellinghusen aus Schleswig-Holstein unterstützt seit 2004 den Bau dieser Schule. Anfang 2010 konnte der Ausbau des Erdgeschosses beendet werden und die Schule wurde erfolgreich an das Stromnetz angebunden, sodass technische Geräte verwendet werden können. Für Ende 2013 ist die Vollendung des 1. Stockwerkes geplant. In Zukunft soll die Schule zu einer Internatsschule ausgebaut werden, denn viele Schüler können aufgrund eines zu weiten Weges nicht zur Schule gehen und so keine richtige Ausbildung erlangen. Weiterhin sollen die Schüler im A-Level ausgebildet werden können, was den Schuljahren 12 und 13 entspricht, damit die Schüler danach die Möglichkeit haben, zu studieren.
Neben dem Unterricht für Schüler gibt es auch Fortbildungen für Lehrer, denn diese sind oft selbst nicht richtig ausgebildet, sodass die Qualität des Unterrichtes deutlich höher sein könnte.
Schul-Manager Gilbert Towo treibt den Ausbau der Schule sehr engagiert voran und hat so in Kooperation mit Rafiki e.V. schon eine Menge erreicht. Dennoch gibt es noch viel zu tun. Die Kosten für den Schulbesuch und solche Fortbildungen müssen sehr gering bleiben, denn andernfalls ist es kaum jemandem möglich, diese Angebote wahrzunehmen. Es werden für den Ausbau zur Internatsschule noch mindestens zwei Gebäude für Speisesaal und Schlafräume benötigt. Der erste Stock ist noch nicht fertig ausgebaut und und und…

Im Rahmen des entwicklungspolitischen Freiwilligen- und Lerndienstes „weltwärts“ in Zusammenarbeit mit der Entsendeorganisation „Jugend im Ausland“, einem Gemeinschaftsprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes Schleswig Holstein (ASB), dem Verein Kinder-, Jugend- und Soziale Hilfen e.V. (KJSH), und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) werde ich im September/ Oktober 2013 für ein Jahr nach Tansania gehen und zusammen mit 3 weiteren Freiwilligen in der Kiumako Secondary School einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst absolvieren.

Neuigkeiten aus Tansania (siehe mehr auf Debbies Blog):


AM 13. September 2014 ist Debbie zurück in Altenstädt angekommen:
Herzlich willkommen Debby und viele Dank für die tollen Eindrücke!

Letzter Rundbrief 11.9.2014
Sooo ihr Lieben,

nun ist es so weit. Mein Jahr in Tansania ist fast vorbei.

An dem Samstagabend, an dem Eike dann geflogen ist, hatten wir kurz vorher noch ein Treffen mit den Schulleitern. Viele von den Grundschulen hatten jedoch keine Zeit und so fand das Meeting nur mit Mr. Shao von Kirimeni, Mr. Mbuya von Makerere und Mr. Lymu und Rehema von der Kiumako statt. Gemeinsam mit Gilbert besprachen wir Probleme, die es in dem letzten Jahr gegeben hatte und sammelten Verbesserungsvorschläge, Wünsche der Schulleiter und neue Ideen für die zukünftigen Freiwilligen. Außerdem regten wir an, solch ein Treffen auch zwischendurch zu veranstalten. Nach dem Treffen packte Eike dann seine Koffer und machte sich auf den Weg in Richtung Flughafen. So drei Tage später auch Laura. Trotz der vielen anderen Gäste kam mir das Haus ohne die Beiden sehr leer und ungewohnt ruhig vor. Wenige Tage später fuhren auch Wina und Georgie, unsere Cousine und unser Cousin, die die letzten Monate hier verbracht hatten, wieder nach Hause, um die letzten Vorbereitungen für ihre Unis zu treffen. Lange blieb es aber nicht leer, denn wir bekamen nach und nach noch Besuch von den ehemaligen Freiwilligen Helena, Gesa und Lola. Gegen Ende des Monats kamen dann auch noch vier Sportstudenten, die an der Kiumako Sport, Englisch und Deutsch AGs machen, sowie den Schulhof gestalten.

Nachdem Laura und ich also unsere Projekte mit unseren 6. Klassen beendet hatten, entschieden Lisa und ich uns aber dafür, das Kochprojekt weiter zu führen. Die beiden Praktikantinnen Tina und Marieke wollten uns dabei helfen, worüber die Schulleiter sich sehr freuten. Außerdem ging ich weiterhin nach Kondiki, um dort Filme zu zeigen. Hierbei hatte ich ein super Erlebnis, als ich „Ice Age“ geguckt habe. Bisher hatten die Kinder viel Spaß bei den Filmen, doch andere Gefühle haben sie nicht gezeigt. Bei „Ice Age“ jedoch konnte ich das erste Mal erleben, wie die Kinder richtig mit dem „komischen Elefanten aus Deutschland“ und seinen Freunden mit gefiebert haben. Sie hatten totale Gefühlsausbrüche, haben geklatscht, die Tiere angefeuert, gepfiffen, sich erschrocken oder waren völlig erstarrt. Ein paar Kinder haben zwischendurch sogar geweint.

Ansonsten habe ich meine Zeit viel damit verbracht, ein paar Dinge für die Neuen bzw. meine Abreise vorzubereiten. Ich habe mit den Schulleitern gesprochen und Pläne geschmiedet, wie die Neuen am Besten beginnen. Dabei musste ich ihnen wieder mehrmals erklären, dass sie nicht mit unserer 6. Klasse weiter machen, sondern die jetzige 5. Klasse bekommen sollen.
Eines unserer Wochenenden war wieder einmal gefüllt mit Feiern. Wir waren auf der Hochzeit des Sohnes von dem ehemaligen KCMC-Leiter Mr. Lymu. Am nächsten Tag ging es mit der Einweihung des neuen Gebäudes vom Kiumo Ausbildungscenter, wofür auch ein paar Heikendorfer angereist waren, weiter. Anschließend gingen wir nach Kirimeni zu der Privatschule, bei der ein Anbau eingeweiht wurde. Alles wurde von dem Bischof aus Moshi begleitet.

Wir machten auch noch einen Ausflug nach Moshi zu den heißen Quellen „Majimoto“. Nachdem wir eine Weile durch trockene und unglaublich staubige Landschaft gefahren sind, war mitten in dem ganzen Staub plötzlich eine Art Pool und darum herum überall Palmen. So klares, blaues Wasser habe ich bisher noch nicht gesehen. Es hatte ein bisschen Ähnlichkeit mit einer Therme. Das Wasser war angenehm warm. An einem der Bäume, die um den Pool herum standen, war ein Seil befestigt, an dem sich immer wieder Tansanier und ab und zu auch mal ein paar Weiße in das Wasser geschwungen haben. Als Lisa als Erste von uns in das Wasser wollte, zog sie ihre Füße mit einem lauten Schrei erschrocken direkt wieder heraus. Verwirrt habe ich sie angeguckt bis sie unter Lachen meinte, dass in dem Wasser Fische seien, die in ihren Fuß gebissen haben. Vorsichtig haben wir also unsere Füße wieder in das Wasser gehalten, die Fische an unseren Füßen herumknabbern lassen und uns darüber gefreut, dass andere Leute dafür viel Geld ausgeben.

Nun ist auch der August schon wieder vorbei und der letzte Kochzyklus hatte begonnen. Cedric, ein neuer Freiwilliger von Elimu, der aber an der VunjoSecondary School lebt und arbeitet, begleitete uns dabei. Er soll mit den anderen Beiden das nächste Jahr ebenfalls an den Grundschulen mit kochen. Also begleitete er uns schon einmal, damit er jede Schule kennenlernen konnte. In der Nacht vom 3. auf den 4. September fuhren Lisa und ich gemeinsam mit Pracseda und dem Schulleiter der KiumakoMrLymu in einem gemieteten Bus (!) zum Flughafen. Da wir etwas spät dran waren, mussten wir nicht lange auf die neuen Freiwilligen warten. Die Sechs waren schon gelandet und warteten nur noch auf ihr Gepäck. Aufgeregt begrüßten sie uns und wir verstauten die Gepäckmassen in unserem Bus. Während der Rückfahrt wurden Lisa und ich schon mit tausenden von Fragen bombadiert, die wir so gut wir konnten beantworteten. Irgendwann kam dann aber doch die Müdigkeit durch und den Rest der Fahrt verbrachten wir damit zu schlafen.

Am nächsten Morgen traf ich mich um 8 Uhr mit Lea und Lars, den beiden neuen Freiwilligen für die Grundschulen. Obwohl wir nur wenige Stunden geschlafen hatten, mussten wir heute direkt mit der Besichtigung der Schulen loslegen, da ab Montag Ferien sind. Die 7. Klasse schreibt nämlich ihre Abschlussexamen. Somit machten wir uns nach dem Frühstück direkt auf den Weg nach Uuwo. Eigentlich stand in den beide Tagen im Vordergrund, die Neuen vorzustellen und sie trotz der kurzen Zeit möglichst gut auf die Projekte vorzubereiten. Doch für mich war dies gleichzeitig der Abschied – und zwar dieses Mal der endgültige. Wir haben die Beiden also nicht nur in ihrer 5. Klasse vorgestellt sondern sind jedes Mal auch noch kurz in meine Klasse gegangen, damit ich mich verabschieden konnte. Und jedes Mal bin ich hoffnungslos in Tränen ausgebrochen und musste mich sehr zusammenreißen, um noch sprechen zu können. Was mich hierbei aber sehr überrascht hat: nicht nur ich bin in Tränen ausgebrochen. Obwohl Gefühle hier in der Öffentlichkeit nicht gezeigt werden, hatten auch viele meiner Kids die Tränen in den Augen. Dass die Lehrer sie dann immer noch einmal dazu gebracht haben, ein Abschiedslied zu singen, hat das Ganze nicht besser gemacht. Nachdem wir dann also am Ende des Donnerstages Lea und Lars in Uuwo, Kirimeni und Kondiki vorgestellt hatten, kam ich mit roten Augen nach Hause und wurde von Pracseda mit der Feststellung begrüßt, es ginge mir nicht gut. Sie hat sich unheimlich viel Mühe gegeben, mich zu beruhigen, was nach einer ganzen Weile dann auch funktioniert hat.

Am nächsten Tag ging es dann jedoch genau so weiter. Gemeinsam mit allen 7 Freiwilligen (den 6 Freiwilligen von Jugend im Ausland und Cedric von der Vunjo) sind wir auf den Markt gegangen, um einzukaufen und anschließend in Makerere zu kochen. Nachdem wir alles soweit fertig geschnitten hatten und warten mussten bis es auch fertig gekocht war, nutzten Lea, Lars und ich die Zeit und gingen wieder in die 5. Klasse. Dieses Mal kamen mir schon hier die Tränen und Mr. Mbuya fragte mich, ob ich mich auch noch in der 6. Klasse verabschieden wolle. Natürlich wollte ich. Anschließend gab er mir noch eine Tüte in die Hand. Ich hätte zwar schon ein Abschiedsgeschenk von der Schule bekommen, aber weil ich so traurig sei, wolle er mir gerne noch etwas schenken Und so bekam ich dann noch eine Packung Kilimanjaro Kaffee. Während die Anderen nun das Essen begannen auszuteilen, aßen wir Drei schnell etwas, da wir heute noch in die 5.und letzte Schule gehen mussten – nach MarigaChini. Als wir langsam das Schulgelände verließen, standen meine Kids gerade alle dort, um mir noch einmal zu winken. Ich versuchte ein Lächeln und winkte zurück. Da rannte eine Schülerin, Asha, auf mich zu und umarmte mich schnell noch einmal. Wir verließen langsam die Schule und ließen die Anderen, die sich gestern schon in allen drei Schulen vorgestellt hatten, die restliche Arbeit machen, suchten uns ein Auto, was uns schnell mit nach Mwika nahm und liefen von dort nach MaringaChini. Auch hier bekam ich noch ein Abschiedsgeschenk und alle Schüler wurden zusammengetrommelt, um mich zu verabschieden und die Neuen willkommen zu heißen. Als ich dieses Mal vor allen Schülern anfing zu weinen, ging ein Raunen durch die Klassen. Lea musste mir nach jeder Schule die Reaktionen der Schüler berichten, da ich durch meine Tränen leider immer nicht mehr so viel sehen konnte und mehr damit beschäftigt war, meine zitternden Hände und Knie unter Kontrolle zu bringen. Die Schüler schienen in jeder Schule sehr betroffen gewesen zu sein. Ich sollte meine Adresse hinterlassen und meine deutsche Handynummer, damit ich mit den Lehrern und Schülern in Kontakt bleiben könne. Eine der jüngeren Lehrerinnen suchte mich gleich bei Facebook. Als wir Zuhause ankamen und die Anderen trafen, erzählten diese mir, dass sie in Makerere noch Bäume für uns gepflanzt hätten, die auch noch mit unseren Namen beschriftet werden sollen. Da ich meinen Baum nicht mehr gesehen habe, hoffe ich jetzt, dass Lea und Lars bei der nächsten Gelegenheit ein Foto machen und es mir schicken werden!

Der Samstag ging dann wieder etwas ruhiger zu. Wir fuhren mit den Neuen nach Moshi, um ihnen die Stadt zu zeigen. Sonntag hatten Lisa und ich eigentlich vor, den Gottesdienst zu schwänzen, weil wir uns nicht verabschieden wollten. Doch Pracseda bat uns sehr ausdrücklich darum, noch einmal in die Kirche zu gehen. Sie versprach auch, dass wir uns nicht verabschieden müssten. Wir halfen den Neuen noch, einen Text vorzubereiten, um sich in der Kirche vorstellen zu können, da hier kaum einer Englisch versteht im Dorf. Und am nächsten Tag machten sie das wunderbar. Die Gemeinde war begeistert von ihren Kiswahilikenntnissen! Wir mussten uns tatsächlich nicht verabschieden, da die richtigen Pfarrer, die uns kannten, gar nicht da waren. Was aber nicht bedeutete, dass ich nicht trotzdem wieder am Heulen war. Der Abschied fällt mir unglaublich schwer und es kommt mir absolut unrealistisch vor, in zwei Tagen schon wieder in Deutschland zu sein. Trotzdem bin ich schon sehr gespannt auf alles, was mich dort so erwartet…

Bis Samstag dann,

Eure Debbiee

Rundbrief 15.7.2014
Halloechen allerseits,

Heute erzähle ich euch einmal ein bisschen über Vorurteile uns Deutschen gegenüber. Die Tansanier sind uns im Allgemeinen gegenüber sehr gastfreundlich. Immer wieder werden wir willkommen geheißen: in Tansania, in Moshi, in Mwika, in Uuwo, in den Schulen, auf der Straße. Wir werden zum Tee eingeladen oder direkt zum Essen. Erst einmal wurde uns ein Autounfall gewünscht, bei dem wir alle sterben sollten.

Nun wohnen für zwei Wochen zwei Kenianer bei Babu und Bibi – unseren Großeltern. Sie geben Farmern Unterricht wie sie Kühe richtig behandeln, halten und füttern müssen, damit diese besonders viel Milch geben. Bei einem Abendessen bei Babu und Bibi haben Lisa und ich diese zwei Kenianer kennengelernt und uns mit ihnen unterhalten. Zu Beginn hatten wir einen sehr guten Eindruck von ihnen. Nach keinen fünf Minuten aber kamen wir auf die Themen Nationalsozialismus und Deutschland heute (welche nicht wir begonnen haben). Marike, eine Studentin aus Deutschland, die ebenfalls bei Babu und Bibi einquatiert wurde, da es bei uns langsam ziemlich voll ist, hat uns erzählt, dass sie sich bereits drei Mal mit ihnen über dieselben Themen unterhalten hat. Recht schnell bekommen wir Drei also an den Kopf geknallt, dass in uns allen Adolf Hitler stecke und wir uns ebenso verhalten würden. Sie werfen uns vor, dass Deutschland Kolonien hatte (wobei sie aber nicht wussten, dass Deutschland selbst keine Kolonie von irgendeinem anderen Land war) und erzählen uns, dass sie Angela Merkel hassen. So richtig begründen können sie all ihre Vorurteile und Vorwürfe uns gegenüber nicht und wir durchschauen auch recht bald, dass sie eigentlich keine Ahnung von der deutschen Geschichte haben. Wir versuchen so gut wir können, ihnen ein bisschen was zu erklären, sobald wir in ihrem gleichzeitigen Redeschwall irgendwie zu Wort kommen. Problem: die angeblichen englischen Muttersprachler (weil sie in Kenia immer nur Englisch reden würden und gar kein Kiswahili) verstehen uns nicht und können sich auch nur schwer ausdrücken. Außerdem wollen sie uns auch nicht zuhören. Bei allem, was wir ihnen erzählen kommt das Argument „Das kann gar nicht sein. Wir sind sehr gebildet. Und in unseren Geschichtsbüchern steht das anders.“ In den kenianischen Geschichtsbüchern muss demnach drin stehen, dass Hitler ein böser Mensch war und deshalb auch alle heute noch lebenden Deutschen böse Menschen sind, weil alle gut finden, was Hitler gemacht hat und alle Deutsche Hitlers Gene haben. Angela Merkel sei eine schlechte Frau, weil sie sich noch nie für den Nationalsozialismus entschuldigt habe. Außerdem nehmen die zwei Kenianer ihr sehr übel, dass das Auswärtige Amt eine Reisewahrnung für Kenia ausgesprochen hat wegen der Bombenattacken auf Touristen. Die Einheimischen in Kenia könnten ja schließlich auch nicht einfach ihr Land verlassen. Trotz dieses unglaublich negativen Bildes von Deutschen wollen die Beiden gerne in Deutschland leben. Dort führe man schließlich ein Leben im Luxus und müsse dafür gar nicht arbeiten. Sie dagegen müssten hier jeden Tag von morgens bis abends mindestens um 8 Uhr arbeiten (was sie hier definitiv nicht tun). Da können sie das Böse in den Deutschen für in Kauf nehmen. Somit hat Marike noch einen Heiratsantrag von einem von den Beiden bekommen. All diese Themen haben wir in nicht einmal 10 Minuten an den Kopf geknallt bekommen. Dann kam das Essen und fröhlich grinsend haben sie uns gefragt, ob wir Bohnen haben wollen. Wir saßen etwas perplex und sprachlos am Tisch und wussten nicht so genau wie wir uns verhalten sollten. Aber für die Beiden waren all diese Themen wohl beendet. Sie hatten gesagt, was sie zu sagen hatten, und hatten absolut kein Interesse daran, unsere Meinung dazu zu hören. Unsere Einladung, dass WM-Finale gemeinsam bei uns zu gucken, haben wir dann aber lieber zurückgezogen aus Angst als absolute Rassisten abgestempelt zu werden, wenn wir bei dem Fußballspiel für unser Land gejubelt hätten.

So richtig kann ich eigentlich gar nicht widergeben, was wir an diesem Abend alles zu hören bekommen mussten, weil beide gleichzeitig verbal über uns hergefallen sind und uns in sehr kurzer Zeit eine Menge Vorwürfe verschiedenster Themen gemacht wurden.

Seit zwei Wochen wohnt nicht nur noch eine weitere Studentin – Tina – aus Deutschland bei uns, sondern auch noch eine weitere Katze. Eine der drei Amerikanerinnen bekam Snickers bei ihrer Umfrage im Dorf von einer Frau geschenkt. Drei Tage später brachte ein Mann eine weitere Katze vorbei. Diese jedoch war noch unglaublich winzig. Wir schätzten sie auf höchstens 4 Wochen. Sie wog 250g. Zwei Tage lang überlebte sie. Tina und ich hatten ihr abends ein kleines Häuschen gebaut und morgens wurde ich davon geweckt wie sie an dem Häuschen klettern geübt hat. Ich bin mit ihr nach unten zum Frühstück gegangen und während sie auf meiner Schulter saß, habe ich den Frühstückstisch gedeckt. Das Kleine war ein wenig übermütig und ist so über meinen Arm geklettert, dass ich es kurz auf dem Sofa absetzen musste, damit es nicht herunter fällt. Auf diesen Moment hat unser Kater Voldi gewartet, sich auf das Kleine gestürzt und totgebissen. Eikes und mein verzweifelter Versuch, seinen Biss zu lösen, hat leider erst funktioniert, als es schon zu spät war.

Snickers ist aber wohlauf und hat bereits gelernt, sich gegen Voldi durchzusetzen. Er ist schon alt genug, um sich zu wehren und nach einigen Kämpfen haben die Beiden gelernt zusammen hier zu leben, ohne sich gegenseitig z töten.

In den Schulen läuft es weiterhin hervorragend. In der letzten Woche haben Laura und ich mit unseren Schülern einen Parcours aufgebaut, den wir in zwei Mannschaften bewältigen mussten. Erst rennen, dann mit Tennisbällen auf einem Löffel, auf einem Bein hüpfend, rückwärts, als Dreibeinlauf. Mit Abstand am lustigsten war Sackhüpfen. Wir sind Springseil gesprungen, haben Frisbee gespielt und versucht uns wieder an die Gummitwistchoreographien aus der Grundschule zu erinnern. Unsere Schüler haben uns dabei so gequält, dass wir jetzt mit einem gehörigen Muskelkater durch die Gegend laufen müssen. Beim Kochen gestern in Kondiki habe ich mich mit einem der Lehrer über die Wasserversorgung unterhalten. Immer wieder fällt uns auf, dass die Schüler und auch die Lehrer und Köchinnen die Wasserhähne nicht zu drehen und Massen an Wasser verschwendet werden. Der Lehrer erzählt mir, dass sie zwar einen Zähler haben, aber die Schulen unabhängig von der Wassermenge, die verbraucht wurde, 10.000TSH (5€)im Monat für Wasser zahlen. Trotzdem bleibt das Problem, dass dann irgendwann die Wassertanks leer sind und es kein Wasser mehr gibt, weil das gesamte Wasser ungenutzt durchgelaufen ist. Ebenfalls haben wir schon oft beobachtet wie Schüler sich einen Becher Wasser abfüllen, einen Schluck trinken und den ganzen Rest wegschütten, sich den Becher wieder füllen und alles wiederholen. Ihnen fehlt einfach das Feingefühl für solche Dinge, die Kindern in Deutschland schon im Kindergarten eingetrichtert werden. Auf meine Frage hin warum hier mit Wasser so umgegangen wird, antwortet er mir „Das ist eben unsere Kultur.“
Da nun bereits der letzte Kochzyklus für uns beginnt, kochen wir zum letzten Mal in jeder Schule noch einmal Reis. Eike und Laura fliegen naemlich in 3 Wochen schon nach Hause...

Tansanische Gruesse,

Eure Debbiee

Rundbrief 1.7.2014: Juni-Brief
Hallo ihr Lieben,

Nach unserer Reise wurden wir auch in den Schulen von unseren Schülern wieder herzlich empfangen.  In Makerere überfielen sie uns regelrecht, umarmten uns, hakten sich bei uns unter und fingen von ganz alleine an, „Old McDonald had a farm“ zu singen. Wir spielten mit dem Schwungtuch und „Karotten pflücken“, vorbei alle Schüler im Kreis auf dem Schwungtuch lagen und sich einhakten. Zwei Schüler spielten die „Bauern“, die die „Karotten“ pflücken sollten, indem sie sie an den Füßen aus dem Kreis heraus ziehen sollten. Zu Beginn waren unsere Kids ein wenig verwirrt, doch recht schnell hatten sie den Dreh heraus und das Spiel machte ihnen so viel Spaß, dass sie von ganz alleine wieder anfingen und wir zu keinem weiteren Spiel in der Stunde mehr kamen… Zum Schluss teilten wir Luftballons an je zwei Schüler aus und spielten Luftballontanzen. Wir begannen mit zwischen dem Bauch, doch es dauerte nicht lange bis unsere Schüler kreativ wurden und den Luftballon zwischen ihre Stirn, die Schultern, die Ohren etc. steckten und so zur Musik durch die Gegen hüpften. Die Woche darauf kehrte die Regenzeit noch einmal zurück und wir malten mit Wasserfarben. Dafür brauchten wir aber die ersten 10 Minuten, um den Kindern zu erklären, wie das System „mit Wasserfarbe malen“ funktioniert. Man nehme einen Pinsel, tauche ihn in das Wasser in der Flasche und suche sich dann eine der vielen Farben aus. Wenn man nun mit dem nassen Pinsel in der Farbe herumrührt, löst diese sich und befindet sich dann wundersamerweise am Pinsel, mit dem man dann auf dem Papier malen kann! Doch noch viel aufregender ist es, wenn man die Farbe nicht auf das Blatt Papier malt, sondern auf Hände, Arme oder ins Gesicht. Und auf weißer Haut macht das Ganze gleich noch viel mehr Spaß! Ihr könnt euch jetzt also wahrscheinlich ausmalen wie ICH danach aussah… Leider habe ich kein Foto davon!

Wir waren also froh als die Sonne wieder schien und wir wieder draußen spielen konnten, sodass wir nach unseren Projekten lediglich mit roter Erde bedeckt sein würden. Doch da hatten wir uns zu früh gefreut… Wir bauten einen Parcours auf, den die Kinder als Dreibeinlauf oder Eierlauf allein oder zu zweit bewältigen mussten. Aufgrund des Regens war das Klima jedoch unglaublich schwül und drückend, sodass die Konzentration bald im Keller war. Wir ließen die Kinder also noch eine Weile so spielen. Recht schnell saßen jedoch Laura und ich auf dem Boden und alle Kinder standen um uns herum und spielten mit unseren Haaren. Jeder bekam zunächst eine Strähne, die er flechten konnte. Dann wurden alle Zöpfe zusammen geflochten und schließlich wieder geöffnet, um wieder von vorne anfangen zu können. Wenn man selbst aber keine langen Haare hat, hat man kaum eine Vorstellung davon wie weh es tun kann, wenn an jeder Haarsträhne jemand mit voller Kraft zieht. Als die Stunde endlich vorbei war, brauchten wir noch eine ganze Weile, um die Kinder von unseren Haaren zu bekommen…

So richtig vorbei war die Regenzeit aber immer noch nicht. Und so brauchten wir noch einmal einen Plan, um die Kinder in den Klassenräumen zu beschäftigen. Also nahme269_WM guckenn wir noch einmal unsere Wasserfarben mit. Wir zeigten den Kindern wie sie so Fingerabdrücke auf ein Blatt machen und daraus dann Schweinchen, Schmetterlinge oder Herzen malen konnten. Dazu sollten sie einen Text über sich selbst schreiben, über ihre Familie, ihr Lieblingsessen, ihre Lieblingsmusik, ihren Traumberuf etc.

Seit Anfang Juni wohnen drei Amerikanerinnen von der Duke University für zwei Monate bei uns. Sie führen Umfragen im Dorf zum Gesundheitssystem durch.

Foto: WM gucken!

Die letzten beiden Wochen hatte ich aber noch viel spannenderen Besuch. Und zwar  von zwei meiner Freundinnen – Lena und Annika! Gemeinsam kochten wir in Uuwo, wo vor allem Lena mit ihrer Kamera von unseren Schülern bestürmt wurde. Auch in Kondiki waren die Beiden eine Attraktion. Gili organisierte für uns eine Kurzsafari. Wir machten einen Ausflug zum Lake Chala, nach Moshi und nach Marangu. Viel zu schnell gingen auch diese beiden Wochen vorbei und die Beiden sind wieder zurück in Deutschland.

Ebenfalls in Deutschland befinden sich Pracseda, meine Schwester Nancy und ihre Freundin Gloria. Beide haben die Schule beendet und werden nun für drei Monate in Deutschland bleiben. Mami kommt zum Glück nach zwei Wochen wieder! Dafür verbringt aber momentan Gili ungewöhnlicherweise eine Menge Zeit mit uns und hat Sonntag das erste Mal, seitdem ich hier bin, mit uns Zuhause zu Abend gegessen!!

Herzlichste Grüße,

Eure Debbie

Rundbrief 24.5.2014: Zwischenseminar und Urlaub

Die Nacht ist dunkel. Der Strom ist ausgefallen. Es ist kalt. - Ich bin wieder Zuhause! Zweieinhalb Wochen lang waren wir unterwegs: Dar es Salam, Tukuyu, Salima und Lilongwe (Malawi), Mbeya, Sansibar. Im Rahmen unseres Zwischenseminars haben wir sowohl das tansanische Gesundheits- und Verkehrssystem erkundet, als uns auch auf die Spuren der Deutsch-Ostafrikanischen Geschichte begeben.

Unsere Reise begann mit einer 10stündigen Busfahrt in einem vergleichsweise luxuriösen Bus nach Dar es Salam – die wohl bekannteste und wichtigste Stadt Tansanias. Auch wenn die Hauptstadt Dodoma ist, ist der Regierungssitz Tansanias in der Hafenstadt Dar es Salam. Dar es Salam wird von einem Fluss in zwei Teile geteilt. Mit einer Fähre überquerten wir diesen, um dann ein paar Tage in einer hübschen Lodge direkt am Strand in kleinen Holzhütten zu wohnen. Zu Fuß erkundeten wir die Stadt und mussten feststellen, dass zwischen unserem vergleichsweise kleinen Dorf am Kilimanjaro und der tansanischen Großstadt hier Welten liegen. Umgeben von Hochhäusern, südafrikanischen Fastfoodketten  (und Subways), zahlreichen Banken, Botschaften und der Masse an Autos, LKW und Bussen fühlten wir uns ein wenig verloren. Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, ließen wir die modernen Gebäude hinter uns, bogen um eine Ecke und trafen auf alte Kolonialgebäude, die einen krassen Kontrast zu den vorigen boten. Doch nicht nur die vielen Eindrücke, sondern auch die durch die Regenzeit bedingte schwüle Hitze machte uns ein wenig zu schaffen, sodass wir abends immer recht früh ins Bett fielen. Bei einem Besuch im Nationalmuseum erfuhren wir ein bisschen über die Geschichte Tansanias, in der auch die Deutschen eine große Rolle gespielt haben. Von 1885 bis 1918 war Tansania (damals noch Tanganyika, also das tansanische Festland ohne Sansibar) deutsche Kolonie und ein Teil des sogenannten Deutsch-Ostafrika. Danach (also nach dem 1. Weltkrieg) wurde Tanganyika britisches Mandat. Die Kolonialzeit spielte im Nationalmuseum allerdings nur eine kleine Rolle. In den folgenden Tagen sollten wir dazu noch deutlich mehr erfahren. Es gab auch nicht besonders viele Ausstellungsstücke. Wir konnten einen alten Lageplan von Dar es Salam betrachten, die alte Währung Deutsch-Ostafrikas – die Rupien -  und einen Mercedes Benz E300, den der erste tansanische Präsident Julius Nyerere in Deutschland gekauft hat.

Nach zwei Tagen stieß Papi Gilbert zu uns und wir unternahmen einen Tagesausflug in das ca. eine Stunde entfernte Bagamoyo. Auf dem Weg konnten wir die Überreste der Überflutungen sehen, die es noch vor wenigen Tagen in Dar es Salam gegeben hatte. Außerhalb der Stadt gab es wieder die uns bekannteren kleinen Dörfer, wo manche Häuser lediglich aus Lehm und Stroh bestehen. Auf der Hälfte der Höhe konnten wir noch die Linien sehen, die das Hochwasser hinterlassen hatte. Die Hütten mussten also halb unter Wasser gestanden haben… Die meisten Wiesen waren noch überschwemmt und wir konnten Frauen beobachten, die das restliche Dreckwasser nutzten, um darin ihre Wäsche zu waschen, während die Kinder badeten.

Als wir in Bagamoyo ankamen, erwartete uns eine ausgestorben wirkende Stadt. Überall waren leere und oft zusammengefallene, alte Gebäude zu sehen. Bagamoyo ist eine alte deutsche Stadt und war früher die Hauptstadt der deutschen Kolonialisten. Wir besichtigten ein Museum auf dem Gelände eines Klosters, in dem die erste Kathedrale errichtet worden war. Dieses Museum war deutlich interessanter aufgemacht als das Nationalmuseum in Dar. Es gab beispielsweise ein Exemplar einer Zeitung, der „Usambara-Post“, in der ein Artikel mit der Überschrift „Wie erzieht man am besten den Neger zur Plantagenarbeit?“, einen originalen Freibrief eines Sklaven von 1905 oder die Uniform eines deutschen Soldaten, der in Deutsch-Ostafrika gelebt hat. Nach dem Museumsbesuch machten wir eine Führung durch den Ort und konnten dabei noch zahlreiche andere alte, deutsche Gebäude besichtigen. Das Regierungsgebäude, die Post, den Hafen, sowie den deutschen Friedhof. Auf Letztem erzählte unser Guide uns die Geschichte einer deutschen Frau, die ihren Mann - einen Leutnant – mit einem Afrikaner betrogen hat. Ihr Mann hat sie daraufhin umgebracht, der Afrikaner ist entkommen und der Mann wurde wegen Mordes zur Todesstrafe verurteilt. Beide sind nebeneinander auf dem deutschen Friedhof begraben…

Schon bald ließen wir Dar es Salam hinter uns und machten uns auf den Weg in Richtung Süden. Intelligenterweise fuhren die Busse alle um 6 Uhr los, sodass wir eine gefühlte Ewigkeit brauchten, um aus der Stadt heraus zu kommen. Doch als wir es endlich geschafft hatten, gab es plötzlich nichts mehr. Die Landschaft bestand nur noch aus Wiesen (die meisten davon immer noch überschwemmt), Büschen und vereinzelt ein paar Häusern oder auch einmal einem kleinen Dorf. Ab und zu kamen wir an großen, umgestürzten Bäumen vorbei, die halb auf der Straße lagen oder eine Brücke halb zerstört hatten. Glücklicherweise war mittlerweile alles schon so beseitigt, dass die Straßen nicht mehr ganz blockiert waren und es nur zu kurzen Verzögerungen kam. Immer wieder sah ich Autos oder LKW, die von der Straße abgekommen waren und irgendwo in einer Wiese herum lagen. Nach einem Unfall wird hier der Unfallwagen anscheinend nicht beseitigt, sondern einfach liegen gelassen. Irgendwann kamen wir durch den Mikumi Nationalpark, in dem wir Giraffen, Zebras, Elefanten und Impalas beobachten konnten. Ebenfalls während der ganzen Fahrt allgegenwärtig: Kinder, die auf Wiesen mit ihren selbstgebastelten Bällen Fußball spielten. Stundenlang kamen wir durch keine größere Stadt mehr und irgendwann erreichten wir das südliche Gebirge. Die doch relativ gut ausgebaute Straße schlängelte sich hindurch und langsam wurde die stickige Luft im Bus etwas angenehmer als wir an Höhe gewannen. Je höher wir kamen, desto mehr Affen saßen am Straßenrand und beobachteten aus mehr oder weniger sicherer Entfernung, die zahlreichen Busse und LKW, die an ihnen vorbeifuhren. Nach 14 Stunden Busfahrt erreichten wir Tukuyu in der Nähe von Mbeya und wurden dort von einem Freund von Gilberts Bruder abgeholt, bei dessen Familie wir dann übernachteten.

Den nächsten Tag verbrachten wir in Tukuyu, wo wir uns wieder auf die Spuren der deutschen Geschichte begaben. Auch hier hatten die Deutschen sich eine Stadt (Neu Langenburg) hin gebaut und wir besichtigten den ehemaligen Stadtkern, den eine dicke Stadtmauer vor den Afrikanern schützen sollte. Die deutschen Kolonialisten, die hier im südlichen Gebirge Tansanias lebten, hatten kaum Kontakt zu ihren Kollegen an der Küste, waren dafür aber gut mit den Briten befreundet, die das heutige Malawi besetzt hatten. So kam es, dass sie erst zwei Jahre später von ihren britischen Freunden erfuhren, dass der Krieg ausgebrochen war und sie somit keine Freunde mehr sein konnten…

Als wir anschließend auf dem Weg zu einer Teefarm waren, entdeckten wir den Mannschaftsbus der tansanischen Fußballnationalmannschaft des Festlandes – den Taifa Stars. Kurzerhand hielten wir an und Gili redete mit irgendjemandem. Die Mannschaft sei gerade in Mbeya und habe Training. Wir sollten am Abend ins Hotel kommen und könnten dann den Trainer und den Manager treffen.

Also fuhren wir weiter zu einer kleinen privaten Teefarm. Auch Kaffee wird in dieser Region viel angebaut, was für uns aber nicht so interessant war, da wir den Kaffeeanbau ja schon von Zuhause aus unserer Region am Kilimanjaro kennen. Tee wird bei uns allerdings nicht angebaut. Wir sahen einem Mann dabei zu, wie er mit einer „neuen Technik“ die hellgrünen, frischen Blätter abschnitt und sie über sich in einen großen Behälter auf seinem Rücken beförderte. Dies sei eine „neue, moderne Technik“, laut Papi. 1kg dieser Teeblätter kostet 250 tansanische Schilling (TSH), was ungefähr 12,5 Cent entspricht. Davon bekommt der Arbeiter 100TSH (5 Cent) und der Farmbesitzer 150TSH (7,5 Cent).

Am Abend trafen wir uns dann tatsächlich mit dem Manager der Taifa Stars auf ein Bier. Dieser bestellte allerdings den deutlich teureren Wein zu dem er uns dann aber auch einlud. Nach einer Weile fuhr auch der Mannschaftsbus auf den Hof des Hotels. Während die Spieler sich alle zum Duschen auf ihre Zimmer zurückzogen, gesellte sich der Trainer ebenfalls zu uns. Er ist erst seit einer Woche der neue Trainer und ist Holländer. Zum Abschluss bekamen wir jeder noch eine Trainingsjacke der Mannschaft.

Mit dem Bus ging es dann weiter bis zur Grenze nach Malawi. Die Landschaft war wirklich beeindruckend. Wir fuhren an einem Tal entlang, durch das sich ein schmaler Bach schlängelte. Nachts hatte es geregnet und ein verblassender Regenbogen war noch am Himmel zu sehen. Die aufgehende Sonne versteckte sich noch hinter den Wolken, tauchte aber das ganze Gebirge in ein warmes Licht. Die Hügel wurden von kleinen Büschen und Bäumen bedeckt als hätten sie ein Fell aus Blättern. Es war richtig wie im Gebirge und nicht wie bei uns am Kilimanjaro: flaches Land, aus dem sich dann unerwartet ein Hügel erhebt. Als wir in einem kleinen Ort an der Grenze angekommen waren, stiegen wir aus dem Bus und mussten noch ca. 1 km laufen. Hier scheinen nicht oft Weiße hin zu kommen, denn anders als in unserer Region, wo Weiße eine Attraktion sind, beäugten uns die meisten hier nur sehr misstrauisch und schüchtern. Kein Kind wäre auf die Idee gekommen, auf uns zu zu rennen, um unsere Arme zu berühren. Die Beamten an den Aus- und Einreiseschaltern waren sehr erstaunt als wir sie auf Kiswahili angesprochen haben. Recht schnell hatten wir unsere Stempel im Pass und befanden uns auf der anderen Seite der Grenze -  jetzt in Malawi. Nachdem wir Geld getauscht hatten (4.000 tansanische Schilling sind 1.000 malawische Kwacha), machten wir uns in einem Dala (ein kleiner, enger, klappriger Bus) auf den Weg in Richtung Süden nach Salima, wo Gilberts Bruder Jese wohnt, der uns zu sich eingeladen hat. Malawi ist ein recht kleines Land. Im Osten wird es vom Lake Malawi begrenzt und im Westen von einem Gebirgszug. Die Erde ist nicht wie in Tansania rot, sondern eher weiß und sandig. Und auch schnell stellten wir einen anderen, sehr gravierenden Unterschied zu Tansania fest: die Sicherheit. Auch Malawi ist ein vergleichsweise ruhiges Land, doch anscheinend nicht ganz so ruhig. Ständig gab es Polizei- oder Militärsperren. Auf der Strecke von der Grenze bis Mzuzu wurden wir 8 Mal kontrolliert. 3 Mal davon wurde der ganze Bus auseinandergenommen und bis auf das kleinste Gepäckstück durchsucht. Irgendwann erfuhren wir, dass wohl ein paar Tage zuvor der Polizeichef selbst dabei erwischt wurde, wie er Flüchtlinge ins Land geschmuggelt habe. Die Sperren und Kontrollen hätten aber mit diesem Vorfall nichts zu tun. Auch die am 20. Mai bevorstehenden Wahlen seien nicht der Grund dafür. Kontrollen gebe es hier immer so häufig. Irgendwann behielt ich meinen Pass einfach in der Hand… Um mich davon abzulenken, dass die Bankreihen selbst für mich zu eng waren und daher meine Knie schmerzten und es auch sonst recht eng war, betrachtete ich die Landschaft und ließ alles auf mich einwirken. Der See war traumhaft blau. Mitten drin gab es einige Sandbänke, über denen man Sandstürme erkennen konnte. Es gab viele kleine Fischerdörfchen am See und somit auch zahlreiche Fischverkäufer, die uns ihre Fische anboten. Die Straße, die wir entlangfuhren, war gut ausgebaut – aber auch die einzige in ganz Malawi. Es gibt eine Straße, die einmal die ca. 800km von Norden nach Süden durch das schmale Land führt. Links und rechts davon gibt es nur Holperwege. LKW und große Reisebusse waren gar nicht unterwegs. Die dürfen hier nur nachts fahren, erzählte uns eine Mitreisende, während sie ihr Kind im vollen, engen und stickigen Dala stillte, damit es ruhig war und nicht schrie. Wenn es keine Schnuller gibt, braucht ein Kind eben eine Brust zum Nuckeln. Eine ganze Weile fuhren wir an der Küste des Sees entlang. Die einzige etwas größere „Stadt“ war Livingstonia, deren Namen uns sehr amüsierte. Irgendwann führte die Straße dann in das Gebirge hinein – weg vom See. Die Straße ging serpentinenförmig ins Gebirge hinauf, was in Tansania nur sehr selten ist. Die Straße, die beispielsweise bei uns den Kilimanjaro hinaufführt, ist nämlich einfach gerade hoch gebaut und somit so steil, dass die immer überfüllten Busse sehr kämpfen müssen, um hoch zu kommen. Diese Serpentinenstraße hingegen war leicht zu befahren und stammt vermutlich aus der Kolonialzeit und wurde von den Briten erbaut. Am Straßenrand saßen überall Affen herum und spielten. Der Fahrer fand es witzig ganz nah an sie heranzufahren, um sie zu erschrecken. Die Affen zeigten sich davon aber völlig unbeeindruckt und blieben einfach sitzen. Während wir immer mehr an Höhe gewannen, hatten wir noch kurz einen tollen Ausblick auf den See, doch dann verschwand er. Immer mehr Dörfer kamen in Sicht, immer wieder hielten wir an und immer mehr Menschen stiegen zu uns ins Dala. 29 Erwachsene und 6 Kinder plus sämtliches Gepäck befanden sich maximal in dem kleinen Bus, in dem es 12 Sitzplätze gibt und das von der größte vergleichbar mit einem VW-Bus ist.

In der ersten richtigen Stadt, Mzuzu, endete unsere Dalafahrt. Am Busbahnhof stiegen wir um in einen etwas größeren Bus, in dem wir immer hin keine Angst haben mussten, dass unsere Beine nach der Fahrt 10cm kürzer sein würden… Dafür hatten wir einen netten Pastor, der in dem Bus lautstark seine Predigt herumschrie, Lieder sang und hinterher Geld dafür sammelte.

In Malawi ist Englisch eine der beiden Amtssprachen. Deutlich häufiger als in Tansania hörten wir Menschen auf Englisch reden, doch wirklich gut verständigen konnte man sich auf Englisch trotzdem nicht, was uns in einigen Situationen vor eine kleine Herausforderung stellte, da sich nun nicht einmal Papi richtig verständigen konnte. Die zweite Amts- und anscheinend verbreitetere Sprache heißt Chichewa. Ein freundlicher Mann gab uns während der Fahrt auch direkt eine kleine Einführung:

Mwazuka bwanji?                          - Wie geht es dir? (Morgens)
Mwasa bwanji?                             - Wie geht es dir? (Nachmittags)
Taswela kayinu.                           - Mir geht es gut.
Zikoma kwambili.                          - Vielen Dank.
Bobo.                                           - Hallo.
Shapshap.                                   - Hallo. (als Antwort)
 
Während unserer Fahrt in Richtung Süden stellten wir fest, dass sich alle größeren Städte im Süden befinden. Der Norden ist kaum besiedelt und ärmer als der Süden. Nach ca. 18 Stunden erreichten wir dann im Dunkeln endlich Salima. Hier war es jetzt jedoch eine Stunde früher als in Tansania. Zwei Jungs holten uns von der Bushaltestelle ab und führten uns zu einem Guesthouse hinter einer Bar, aus der lautstark Musik drang, obwohl es mitten unter der Woche war. Bar und Guesthouse gehörten Jese. Dieser hatte uns zwar eingeladen, befand sich aber momentan in China, um dort irgendwelche Geschäftsverhandlungen zu führen. Essen bekamen wir aber immer von Jese’s Frau bei ihm Zuhause. Bei dem Frühstück stellten wir fest, dass es Fairtrade-produkte auch in Malawi gibt. In den folgenden Tagen erkundeten wir die Stadt. Auf dem Marktplatz gab es noch altes Kopfsteinpflaster. Wir kosteten eine Baobabfrucht, die sehr sauer war, aber deren Schale ein ganz weiches Fell hatte. Die Kerne könne man mahlen und daraus Kaffeepulver herstellen. Überall in den Bäumen hingen bunte Fahnen und warben für Parteien. Auch Wahlplakate (teilweise lediglich schwarz-weiße Ausdrucke) waren in der ganzen Stadt verteilt. Wir machten auch einen Ausflug an den See, der 21km entfernt von Salima lag. Am Strand wehte eine rote Fahne. Der Wellengang war für einen See wirklich beeindruckend. Es kam uns eher vor als befänden wir uns gerade im Meer.

Abends wurden wir immer auf ein Bier in die Bar eingeladen. Anders als in Tansania gibt es hier aber kein traditionell gebrautes Bier und auch bei dem Flaschenbier hatte man keine besonders große Auswahl: es gab Caldenberg grün und Caldenberg braun. Deshalb reichte es schon, wenn man dem Kellner um zu bestellen einfach nur „green“ oder „brown“ zurief.

Einen Tag machten wir einen Ausflug nach Mua. Auf dem Weg dorthin faszinierte uns wieder einmal wie unglaublich wenig Verkehr es hier gab. Unser Fahrer erklärte uns, dass es in Malawi gravierenden Kraftstoffmangel geben würde. Die Benzinpreise waren tatsächlich unglaublich hoch und erreichten problemlos die Preise in Deutschland, was vergleichsweise für die Menschen hier natürlich unbezahlbar ist. Dafür liefen zahlreiche Menschen und Tiere die Straße entlang. Schwere Lasten wurden von Eseln getragen oder in von Kühen gezogenen Karren transportiert. Außerdem gab es viele Fahrräder und auch Fahrradtaxen, von denen man sich günstig irgendwo hin fahren lassen konnte.
Wir wurden auch Zeugen einer traditionellen Wahlkampfveranstaltung, bei der als traditionelle Geister Verkleidete die Straße entlang zogen und ihre Parolen brüllten. Mua selbst war ein sehr altes britisches Dorf, was aus großen Steinhäusern bestand. Eine große Kirche bildete das Zentrum. Wir liefen ein wenig umher und kamen in ein kleines, ärmlicheres Dorf. Hier gab es plötzlich nur noch Lehmhütten, die aber oft mit alten Dachziegeln bedeckt waren, anstatt mit Stroh. Die Kinder hatten Blähbäuche und spielten mit selbstgeschnitzten Kreiseln. Hier wurde uns klar, dass es in Malawi auch akuten Nahrungsmangel geben musste… Das Dorf lag an einem kleinen, sehr dreckigen Fluss, in dem Frauen ihre Wäsche wuschen und Kinder badeten. Wir liefen zurück nach Mua und besichtigten ein Museum über die malawische Geschichte und Kultur, was in einem sehr hübsch angelegten botanischen Garten lag, der früher einmal als Zoo genutzt wurde, dann aber wegen zu hoher Kosten geschlossen werden musste. Wir erfuhren, dass es in Malawi 35 verschiedene Stämme gibt (zum Vergleich: in Tansania sind es 120-130). 1889 kamen 3 Missionare aus Frankreich, England und Deutschland nach Malawi, die ihre Zelte unter einem Baobabbaum aufstellten. Dieser Baum wurde das Zentrum der Stadt und die Samen für den christlichen Glauben wurden gesät. Unser Guide führte uns durch die 3 Räume, die symbolisch für diese drei Zelte errichtet wurden und erzählte uns eine Menge über verschiedene Stämme. Bei den Bonga gebe es drei Dinge, die für einen Mann wichtig seien: BMW (Beer, Meat, Woman). Bei der Wahl einer Frau achte er darauf, dass sie ein hübsches Gesicht habe, große Brüste und einen großen Hintern. Eine Frau müsse außerdem gutes Bier machen, gut kochen und gut tanzen können. Wenn eine Frau diese Qualitäten auch vor ihrer Schwiegermutter bewiesen hätte, könne der Mann ihr einen Heiratsantrag machen, indem er einen Brief an ihren Onkel schreibe und nach dessen Zustimmung könne geheiratet werden. Ein Mann dürfe nur mit seiner eigenen Frau tanzen. Tanze er mit einer anderen Frau oder diese mit einem anderen Mann, käme das Fremdgehen gleich. Ein alleinstehender Mann bzw. eine alleinstehende Frau dürfe auch nur alleine tanzen. Nach der Geburt eines Kindes darf der Mann 4 Monate lang weder seine Frau noch sein Kind berühren, um seine sexuellen Energien nicht auf sie zu übertragen. Die Frau müsse sich erst von der Geburt erholen und das Kind sei noch zu unschuldig. Außerdem müssten Frauen drei Mal am Tag baden, um sauber zu sein.

Ein Krieger werde nach seinem Tod sitzend in einem Kasten beerdigt. Dieser Kasten hat Fenster, damit er auch im Tod noch rechtzeitig seine Feinde sehen kann. Teilweise ist dies auch immer noch so. Nach dem Tod eines Mannes wird sein Haus abgerissen und seine Frau und Familie muss umziehen.

An unserem letzten Tag in Malawi machten wir uns mitsamt unserem Gepäck auf den Weg in die Hauptstadt Lilongwe. Hier gab es zahlreiche Fußgängerbrücken, damit die Menschen sicher über die vergleichsweise stark befahrene Straße gelangen konnten. Auf einem Parkplatz trafen wir uns noch kurz mit Jese, der gerade aus China zurückgekehrt war. Dann mussten wir leider schon weiter zum Bus, um zurück nach Tansania zu fahren. Wir wollten vorher noch schnell etwas zu Essen einkaufen, waren aber auf das, was uns dort erwartete, nicht vorbereitet. Mitten in dem Land, von dem wir bisher überwiegend Armut mitbekommen hatten, befanden wir uns plötzlich in einem riesengroßen amerikanischen Supermarkt, in dem es so ziemlich alles gab, was man sich erträumen konnte – und ich bekam eine leise Vorahnung, was für ein Kulturschock mich bei meiner Rückkehr nach Deutschland erwarten könnte… Beim Verlassen des Supermarktes mussten wir sogar unsere Rechnung vorzeigen, um raus gelassen zu werden! Den krassen Gegensatz zwischen arm und reich so unerwartet vor Augen zu haben, machte uns einfach nur sprachlos.

Als wir unseren Bus erreichten, mussten wir feststellen, dass es keine Sitzplätze mehr gab. Es sei eine malawische Tradition, am Wochenende nach Mzuzu zu fahren, um einzukaufen. Es waren also so ziemlich alle Menschen unterwegs. Und wir konnten es uns müde wie wir war beim besten Willen nicht vorstellen, knapp 6 Stunden in einem vollgequetschten Bus die ganze Nacht zu stehen. Wir warteten 5 Stunden am Busbahnhof bis wir einen anderen Bus gefunden hatten, in dem wir wenigstens nur die erste Stunde stehen mussten und dann fast alle einen Sitzplatz bekamen oder wenigstens die Möglichkeit, sich auf eine Stufe zu setzten. Wir fuhren wieder bis Mzuzu und von dort in einem Dala, was dieses Mal gefühlt noch kleiner und enger war als bei der Hinfahrt, zur Grenze. Als wir wieder in Tansania eingereist waren, besuchten wir noch kurz Gilis Onkel, der in dem kleinen Ort wohnt. Er lud uns zu einer Soda und etwas zu Essen ein. Wir kosteten Kasawa, was uns bisher noch unbekannt war, aber hier in Südtansania und Malawi zu den Hauptnahrungsmitteln zählt. Es schmeckte eigentlich genau wie Kartoffeln.

Mit dem Bus fuhren wir wieder zurück nach Mbeya, übernachteten dort und setzten früh morgens unsere Reise zurück nach Dar es Salam fort. Marcus – unser Seminarleiter – flog zurück nach Deutschland und Gilbert zurück nach Moshi. Eike, Lisa, Laura und ich wollten am nächsten Tag nach Sansibar aufbrechen. Die Nacht konnten wir bei Esther, einer alten Schulfreundin meines Vaters, die in Dar es Salam in einem deutschen Internat für Missionarskinder arbeitet, verbringen. Als wir dort ankamen, wurden wir von ihr sehr herzlich begrüßt. Das Internat war tatsächlich wie ein Stück Deutschland. Es lag in einem kleinen Wald (soweit wir das in der Dunkelheit erkennen konnten) im Norden von Dar es Salam. Unser Zimmer war groß und sehr stilvoll eingerichtet. Wir hatten sogar ein richtiges Bad, mit Duschkabine und heißem Wasser! Das Wasser war allerdings so heiß und ungewohnt, dass ich mich nach Kurzem dazu entschloss, doch lieber kalt zu duschen… Und das kalte Wasser war trotzdem noch wärmer als das Wasser, was bei mir aus der Leitung kommt. Zum Abendessen bekamen wir Brot und richtigen Käse!

Am nächsten Morgen mussten wir schon wieder früh aus den Federn, um vor dem Berufsverkehr zur Fähre zu gelangen. Schon um halb 6 Uhr waren in Dar es Salam zahlreiche Autos unterwegs, aber noch ging es voran und wir kamen an der Fähre an ohne in einen Stau zu kommen. Dank unseres Working Permits mussten wir nur den Preis für Residents bezahlen und haben so mehr als die Hälfte gespart. Die Fähre fuhr sehr schnell und wir kamen uns ein bisschen vor wie in einer Achterbahn als wir so über die Wellen hüpften in Richtung Sansibar. Nach 1,5 Stunden hatten wir die Insel erreicht. Bei der Ankunft wurden wir von zahlreichen Taxifahrern bestürmt, durch die wir uns geschickt durchdrängeln konnten. Wir fanden ein recht günstiges Guest House und begannen damit, Stone Town zu erkunden. Wir schlängelten uns durch die schmalen und verwinkelten Gässchen und ich war froh, nicht alleine hier zu sein. Denn dann hätte ich mich mit an 100% grenzender Wahrscheinlichkeit hoffnungslos verirrt. Doch Eike konnte wundersamerweise den Überblick behalten und führte uns zielsicher immer wieder zurück zu unserem Hotel. Den ersten Tag regnete es noch sehr heftig, sodass wir uns damit begnügten, ein paar Läden zu erkunden und die kulinarischen Kostbarkeiten der Insel in tollen Restaurants und Cafés mit Meerblick zu genießen. Doch dies schien hier der letzte Regentag zu sein. Die letzte Woche hatte es wohl sehr oft und heftig geregnet, wie wir mehrmals erfuhren.

So ziemlich jede Frau trug Kopftuch oder Burka und auch einige Mädchen hatten schon in ganz jungem Alter ein Kopftuch auf. Sansibar ist sehr muslimisch geprägt. Daher kommen auch die verwirrenden Gassen, die sich um die zahlreichen Moscheen schlängeln, die alle nach Mekka ausgerichtet werden mussten.  Und in ca. jedem dritten Haus befand sich eine Moschee…

An unserem zweiten Tag machten wir eine Spice tour zu einer Farm im Inselinneren. Auf dem Weg dorthin kamen wir an vielen Schulen vorbei, in denen alle Räume offen waren. Die Mädchen trugen alle ein Kopftuch, was zu der Schuluniform gehörte. Auf der Farm angekommen, führte unser Guide uns herum und zeigte uns zahlreiche Gewürze und Früchte. Wir sahen schwarzen Pfeffer, Zimt, Chili, Nelken, Dragonfruit, Jackfrucht, Kardamon, Kurkuma, Menthol, 2 von 3 Kokosnusssorten, Kakao, Kaffee, Vanille, Pampelmusen, Zitronengras, eine Haargelfrucht, eine Lippenstiftfrucht, Muskatnuss, Orangen, Ingwer, Sternfrucht… Das Meiste durften wir probieren und bekamen eine aus Bananenblättern hergestellte Tüte, in denen wir unsere „Proben“ sammeln konnten. Und mit Armbändern, Ringen, Ketten und Krawatten aus Bananenblättern wurden wir geschmückt. Nach der Tour hatten wir noch Zeit, an einem weißen, absoluten Traumstrand im klaren, türkisblauen Ozean schwimmen zu gehen. Auf der Rückfahrt machten wir noch kurz Halt bei einer Sklavenhöhle, in denen die Sklaven versteckt wurden, nachdem die Briten den Sklavenhandel verboten hatten. Kinder durften nicht alleine an den Strand gehen, da die Eltern in ständiger Angst lebten, jemand würde es entführen und als Sklave illegal verkaufen. Aus dem tansanischen Festland wurden Sklaven über Bagamoyo nach Sansibar gebracht und von dort dann an arabische Länder verkauft.

Abends aßen wir auf dem Nachtmarkt am Meer Sansibarpizza, die dort an zahlreichen kleinen Ständen je nach Wunsch zubereitet wurden. Dazu tranken wir frischen Zuckerrohrsaft und genossen die gemütliche Atmosphäre. Auch die zahlreichen abgemagerten Straßenkatzen versammelten sich hier jeden Abend und kämpften um jeden Krümel, den sie bekommen konnten.

Einen Tag fuhren wir in einem wenig vertrauenerweckenden Boot nach Prison Island und besichtigten dort das alte Gefängnis und die Riesenschildkröten, die dort leben. Die Älteste ist 155 Jahre alt.

Auf dem Rückweg hielten wir an einem Korallenriff und gingen schnorcheln. Das Wasser war angenehm warm und die Unterwasserwelt, die sich uns bot, beeindruckend!

Wie im Flug ging die Zeit vorbei und wir machten uns wieder auf den Weg nach Hause, wo wir so herzlich wieder empfangen wurden, als wären wir Monate oder Jahre unterwegs gewesen. Pracseda wollte mich aus ihrer Umarmung gar nicht mehr entlassen und hielt den Arm noch eine ganze Weile um mich gelegt als hätte sie Angst, dass wir direkt wieder fahren. Dabei waren wir alle unglaublich froh, endlich wieder Zuhause zu sein!

Rundbrief 28.4.2014:


Hallo ihr Lieben,

Ostern war hier nichts wirklich Besonderes. Die Feiertage hatten wir frei, aber Osterferien gab es nicht. Ostersonntag waren wir im Gottesdienst, der aber genauso verlief wie an jedem anderen Sonntag. Er war nicht einmal länger, was uns sehr wunderte. Weil Mama Pracseda unsere deutschen Traditionen kennt, hat sie uns zum Frühstück Eier gefärbt. Ostermontag waren wir zu einer Doppeltaufe in der katholischen Kirche eingeladen. Als Lisa und ich planlos die Toiletten suchten, trafen wir auf die Gastgeberin, die uns in ihr Haus führte und die privaten Toiletten zeigte. Als Weiße sind wir einfach immer etwas Besonderes, obwohl wir die Gastgeber nicht einmal kannten (Der Großvater der beiden Täuflinge kannte uns allerdings, da er – wie er uns auf unsere irritierten Blicke hin mitteilte – im Immigration Office arbeitet und unsere Working Permits ausgestellt hat.). Sie führte uns zu zwei verschiedenen Toiletten und ich wartete eine ganze Weile im Flur auf Lisa. Nach und nach sprachen mich sämtliche Leute an, warum ich nicht draußen sei, da es schon längst Essen gebe. Irgendwann vernahm ich leise irgendwo ein Rufen. Ich ging näher und bemerkte, dass Lisa immer wieder meinen Namen rief. Als ich die Tür entdeckt hatte, hinter der sie sich befand, war sie sehr erleichtert und erklärte mir, dass die Tür nicht mehr aufginge. Ich versucht es von außen, doch auch ich bekam sie nicht auf. Sie hatte keine Türklinke und als Lisa die Tür geschlossen hatte, fiel sie ins Schloss, welches wir ohne Klinke aber nicht mehr heraus bekamen. Ich suchte jemanden, der uns helfen konnte. Nach und nach versuchten verschiedene Leute – Frauen und Männer – die Tür zu öffnen bis jemand auf die Idee kam, den Schlüssel zu suchen. Damit klappte es dann auch und wir konnten Lisa befreien. Sie hätte nicht einmal durchs Fenster fliehen können, da die hier meistens vergittert sind. Ein kleines Abenteuer, was diese wie immer ablaufende und nicht wirklich spannende Veranstaltung im Nachhinein aufheiterte.

Ab Dienstag fing dann wieder der Alltag an. Jedenfalls sollte er das theoretisch. Aber hier läuft ja nur selten etwas nach Plan – und schon gar nicht nach unseren Plänen. Dienstag kochten wir wie gewohnt. Mittwoch allerdings trafen wir auf dem Weg nach Kirimeni in die Schule einige unserer Schüler. Sie erzählten uns, dass keine Schule sei. Wir riefen den Schulleiter an (an dessen Schule wir den Tag zuvor noch gekocht haben und der uns natürlich nichts gesagt hat) und er bestätigte, dass keine Schule sei, da die Lehrer weg seien. Mehr erfuhren wir von ihm nicht. Auch der Schulleiter von Uuwo bestätigte, dass auch dort keine Schule sei. Später bekamen wir von Gilbert mit, dass alle Lehrer in Moshi ein großes Treffen gehabt hätten…
Und auch Donnerstag wartete in Maringa Chini eine Überraschung auf uns: als wir dort ankamen, war der Klassenraum unserer Sechsten leer. Dafür entdeckten wir zwei große Solarzellen auf dem Weg, von denen zwei Kabel in einen Klassenraum fuhren. Nach einer Weile fanden wir eine Lehrerin, die uns sagen konnte, dass unsere Schüler gerade in diesem Raum Computerunterricht hätten. Wir starrten sie erst nur verwirrt an. Als wir den ersten Überraschungsmoment überwunden hatte, bedankten wir uns und gingen zu dem Klassenraum. Zwei Lehrer befanden sich darin. Einer entdeckte uns und kam zu uns an die Tür. Er erzählte, dass er von einer Organisation namens „actt“ aus Moshi kommt und von Schule zu Schule geht und dort jeweils drei Wochen Computerunterricht gibt. Dabei hat er immer die Solarzellen und eine große Batterie dabei, da die meisten Schulen keinen Strom haben. Wir fragten, ob wir den Unterricht begleiten dürften. Natürlich freute er sich darüber sehr. Wir betraten also den Raum und unsere Schüler begrüßten uns wie gewohnt. Dann zeigten sie uns stolz die Hintergrundbilder ihrer Laptops. Jeweils zwei Schüler saßen vor einem Laptop. Vorne war ein richtiger Computer mit Bildschirm aufgebaut, an dem die Lehrer alles erklärten. Die Schüler sollten ihre Laptops hoch- und runterfahren. Dann öffneten sie Word (bzw. wir öffneten es, da die Schüler das noch nicht konnten) und schrieben ihre Namen – erst einer der Schüler, dann ein Absatz, dann der andere Schüler. Schließlich sollten sie „Ninapenda Ugali sana.“ (Ich mag Ugali sehr.) schreiben. Die Schüler scheinen aber Chapatti, Chipsi und Hühnchen lieber zu essen. Sehr verständlich, wie ich finde! Der hier sehr verbreitete Ugali ist Maisbrei, der lediglich aus Wasser und Maismehl besteht, und eine sehr günstige Möglichkeit ist, viele Leute satt zu bekommen. Somit ist es auch naheliegend, dass die Schüler jeden Tag in der Schule Ugali mit Bohnen bekommen und es somit nicht wirklich mögen. Nachdem sie diese technischen Meisterleistungen vollbracht hatten, durften sie als Belohnung noch einen kurzen Film gucken – eine südafrikanische Komödie, in der ein Weißer auf einen Afrikaner trifft. Der Afrikaner wird von einem Löwen verfolgt, kann sich aber retten, indem er in ein tiefes Loch fällt. Der Weiße hat sich vor Schreck einen Zeh abgeschnitten und blutet stark. Plötzlich ist all das Blut verschwunden und er fährt ohne seinen großen Zeh auf die Hochzeit des südafrikanischen Präsidenten, bei der dann auch alles schief geht, was schiefgehen kann: dem Schwein auf dem Buffet wird der Kopf abgehackt, er fliegt durch die Luft und landet auf dem eines Gastes, der dann mit Schweinekopf blind durch die Gegend irrt, der Gärtner pustet mit dem Laubpuster das Laub zwischen die Gäste, etc. Die Kinder finden es total lustig und wir finden lustig, wie sich die Schüler über diesen Blödsinn amüsieren.

Freitag hatte unsere Schwester Graduation. Sie hat damit die Secondary School abgeschlossen und somit einen mit dem Abitur in Deutschland vergleichbaren Abschluss. Wie in Deutschland muss man dafür 13 Jahre zur Schule gehen. Die Grundschule dauert 7, die Weiterführende 6 Jahre. Nancy besucht ein Internat, was zwischen Moshi und Arusha liegt. Als wir dort ankamen, gab es erst ein paar Probleme. Der Lehrer, der am Tor die Einladungen kontrollierte, war sehr unfreundlich. Wir hatten unsere Einladung vergessen. Dann erfuhr er, dass wir insgesamt 9 Erwachsene und zwei Kinder waren. Pro Schüler waren zwei Erwachsene erlaubt. Irgendwie schaffte Mami es dann aber doch, uns alle nacheinander einzuschleusen. Drinnen gab es dann weitere Kontrollen: Wir mussten unsere Taschen leeren und sogar die Geschenke, die wir sowieso wieder mitnehmen mussten, da in der Schule nichts Privates erlaubt war, wurden kontrolliert. Kuchen waren nämlich nicht erlaubt – Zucker ist entgegen der tansanischen Gewohnheiten (Tansanier machen sich durchaus einmal 4 gehäufte Löffel in eine Tasse Tee) streng verboten. Beim Einzug der Graduanten konnten wir einen Blick auf Nancy erhaschen. Sie entdeckte uns schon vorher und winkte und strahlte wie verrückt. Nach einer 6stündigen Zeremonie durften wir dann eine halbe Stunde mit ihr verbringen, in der wir ihr Geschenke und Glückwunschkarten überreichten (die sie aber nicht auspacken und lesen konnte), bevor wir wieder gehen mussten. Aber wenigstens hatten wir sie mal wieder gesehen und sie hat sich sehr gefreut.

Achja und noch eine kleine Information aus der „Deutschen Welle“, die hier von einem afrikanischen Fernsehsender übertragen wird: Am „Deutschen Biertag“ haben alle Deutschen frei und fahren nach München ins Hofbräuhaus, um dort Bier zu trinken. Wann dieser Tag sein soll, haben sie aber leider nicht gesagt…

Jetzt steht unser Zwischenseminar, sowie ein Urlaub, vor der Tür!

Bis bald,
Eure Debbie

Rundbrief 19.4.2014:
Hallo ihr Lieben,

Heute gibt es besonders, was unsere Tiere angeht, ein paar Neuigkeiten: in den letzten Wochen ist hier in der Region eine Schweinekrankheit umgegangen, an der auch alle unsere Schweine gestorben sind. Als Nutztiere haben wir jetzt nur noch unsere Hühner und Ziegen. Und auch unser kleiner Hund Kitunguu ist… „weggelaufen“. Das war jedenfalls die Erklärung von Papa Gilbert. Wir haben aber eher die Vermutung, dass er in seinem kleinen Holzschuppen, in dem er tagsüber immer eingesperrt war, so unglücklich war, dass er vor Trauer gestorben ist. Ein neuer kleiner Hund ist bereits „bestellt“.

Es gibt aber auch eine erfreuliche Nachricht. Unsere Schildkröte ist seit Januar verschwunden. Gilbert meinte, sie sei auf Safari und komme schon zurück. Irgendwann meinte er, sie habe sich sicher verlaufen und er werde sie suchen. Vor einer Woche hat er mir dann erklärt, dass es ihr auf der Safari so gut gefallen habe, dass sie bleiben wollte. Dann saß vorgestern auf einmal eine neue, kleinere Schildkröte im Garten. Und heute Morgen kam dann die große Überraschung: auch unsere alte Schildkröte ist von ihrer Safari zurückgekehrt. Nun sitzen zwei Schildkröten in unserem Garten. Während unsere Alte sich weiterhin schnell in ihr Haus zurückzieht und jeden anfaucht, der sich ihr nähert, ist die Neue ziemlich neugierig und rennt sofort auf einen zu bzw. rennt sie einen eher um. Ihr neues Hobby scheint es zu sein, gegen die größere Schildkröte zu rennen und mit ihrem Panzer immer wieder dagegen zu stoßen bis diese genervt faucht und versucht, wegzulaufen. Diese gibt aber schnell auf, da die kleine schneller zu sein scheint. Dann zieht sie sich ein und lässt die Kleine an sich hochklettern.

Vorletztes Wochenende haben Lisa und ich einen Kurztrip nach Arusha gemacht. Diese Stadt ist im Vergleich zu unserem überschaulichen Moshi unglaublich groß und sehr unübersichtlich. Wir sind bestimmt dreimal in die falsche Richtung gelaufen bis wir irgendwann dann versteckt unser Hostel entdeckt hatten (und wir hatten einen Stadtplan dabei, auf dem es eingezeichnet war!). Generell ist Arusha auch deutlich westlicher als Moshi. Es gibt richtige Schuh- und Klamottenläden wie in Deutschland. Die Preise sind dafür aber auch selbst im Vergleich zu deutschen Preisen recht ordentlich. Einen Besuch wert war auf jeden Fall der Massaimarkt, den wir halb leer gekauft haben. In der Regenzeit ist die Zahl der Touristen nur sehr gering, weshalb die Verkäufer über jedes verkaufte Stück froh sind. Somit konnten wir sehr erfolgreich mit ihnen handeln.

In der Woche darauf kam dann Angela, von Elimu e.V. – der Verein, der die Grundschulen, in denen Laura und ich arbeiten, unterstützt –, mit einer weiteren pensonierten Lehrerin, sowie 6 Schülern aus Deutschland zu Besuch. Schon seit Wochen erkundigen sich die Schulleiter immer wieder bei uns nach diesem Besuch. Sie besuchten alle Partnerschulen von Elimu und brachten ihnen verschiedene Spielzeuge mit. An der Vunjo Secondary School, an der Laura und ich bisher noch kein Projekt haben, die aber ebenfalls wie die Grundschulen Partnerschule von Elimu ist, wurde die neue Dining Hall eingeweiht. Zu diesem Anlass kam sogar der Bischof aus Moshi vorbei (Vunjo ist eine sehr christliche Schule), den wir alle händeschüttelnd begrüßen mussten. Ebenfalls mit dem Besuch der Gruppe aus Deutschland verbunden, waren zahlreiche Abendessen bei wichtigen Personen aus der Umgebung.

Nun wünsche ich euch Allen noch Frohe Ostern und viel Spaß beim Ostereier suchen!

Seid ganz herzlich gegrüßt,
Eure Debbie

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273_Uuwoschüler
283_Essensausgabe
261_Bl%C3%A4ttersammeln
253_Luftballons
265_Wasserfall Marangu
193_Dar es Salam
202_Trainingsjacken
200_Teefarm Tukuyu
235_Boot am Strand
241_Riesenschildkröte
168_Reis
169_so brave Schüler
174_Schüler singen

Rundbrief März 2014:

149_Schlangenlauf in KirimeniHalbzeit. Auch in meinem 6. Monat ist wieder Einiges passiert. Begonnen hat der Monat mit dem Kilimanjaro-Marathon in Moshi, verschiedenen Sporttagen an den Grundschulen und meinem 20. Geburtstag.
Außerdem hat die große Regenzeit begonnen. Pünktlich am Abend setzen jeden Tag die heftigen Regenfälle ein. Die Nächte regnet es durch. Morgens ist es dann aber meistens wieder trocken und die Sonne kommt mal mehr und mal weniger zum Vorschein. Manchmal regnet es tagsüber dennoch. So auch letzten Freitag als wir in Maringa Chini gekocht haben. Wir waren gerade mit dem Schnippeln fertig als der heftige Regen einsetzte. Da die beiden Feuerstellen in der Küche durch die 50 Kilo Reis belegt waren, musste der Kohl trotzdem auf dem Feuer draußen weiterkochen. Als dann allerdings alles fertig war, gab es das nächste Problem: Durch den Regen konnten die großen schweren Töpfe nicht von der Küche in den Speisesaal getragen werden. Außerdem stand der Boden davor mittlerweile schon Zentimetertief unter Wasser. Und die Verbindungstür war zugenagelt, da es vor zwei Wochen einen Einbruch gab, bei dem jemand Bohnen, Mais und Öl geklaut hat. Nachdem die Schüler das gesamte Essen in kleinere Schüsseln umgefüllt und diese an der Hauswand entlang von der Küche in den Speisesaal gebracht hatten, kam der Schulleiter auf die Idee, mit einem (rosa) Regenschirm zurück in das Schulgebäude zu laufen, eine Zange zu holen und mit der die Nägel aus der Tür zu ziehen. In einer Regenpause machten wir uns schnell auf den Weg nach Hause. Leider hielt die Regenpause nicht sehr lange an und wir kamen in den nächsten heftigen Schauer. Bis auf die Haut nass kämpften wir uns durch die uns entgegenpeitschenden Wassermassen und wateten durch die Flüsse, die auf den Wegen herunterströmten und versuchten dabei nicht auszurutschen. Ansonsten hatten wir bei unseren Projekten mehr Glück und wir konnten meistens draußen spielen. Bei Schlangenlauf über einen Parcours, Staffellauf vorwärts, rückwärts, seitwärts, hüpfend oder freiem Spielen mit Frisbees, Bällen und Springseilen konnten die Kinder sich auspowern.
157_Ich muss auch hüpfenAuch hatten wir in dem letzten Monat wieder Besuch aus Deutschland: eine Freundin von Lisa. Gemeinsam haben wir wieder einmal einen Ausflug zum Lake Chala gemacht, wo dieses Mal mehr Affen als zuvor in den Bäumen herumgeturnt sind.
Es scheint momentan Zeit für Demonstrationen und Streiks zu sein. Auf dem Markt sind schon seit Wochen die Avocadoverkäufer verschwunden. Zuvor haben wir erlebt, wie diese schreiend, kreischend, singend, jubelnd und klatschend über den Markt gelaufen sind. Es dauerte eine Weile bis wir herausgefunden haben, worum es geht, da die Demonstranten bei ihrem Zug zum Office keine Plakate o. Ä. hatten, woran man den Grund und ihre Forderungen hätte erkennen können. Und bei dem Durcheinandergeschreie konnte man es auch so schnell nicht heraushören. Auch die Busfahrer haben gestreikt. Einen ganzen Tag lang sind keine Busse, Dalas oder Noahs gefahren, sodass wir auch nicht zu unserem Projekt nach Makerere kamen. Während eines Telefonats mit dem Schulleiter hat sich dann herausgestellt, dass die Schüler sowieso nicht in der Schule gewesen wären… Auch in den Tagen danach fand der öffentliche Verkehr nur sehr eingeschränkt statt.

Tutaonana tena – Bis zum nächsten Mal,
Eure Debbie

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5. Rundmail 28.2.2014:

H„Hamjambo everybody!“

Als erstes muss ich unsere neueste Feststellung loswerden: die Tansanier sind dunkelhäutig, die Deutschen weiß – und die Nacktschnecken in Tansania sind weiß, während die Nacktschnecken in Deutschland braun sind! Das ist doch irgenA49I0685dwie komisch oder nicht?

Das Wetter hat hier genau wie in Deutschland seine eigene Meinung zu den vorgegebenen Jahreszeiten. Die große Regenzeit geht normalerweise von März bis Mai, doch der Regen hat beschlossen schon Anfang Februar mit der Regenzeit zu beginnen… Die letzten Tage war es dann allerdings wieder sonnig und warm, eine kleine Pause, bevor die richtige Regenzeit beginnt.

Als wir letzte Woche nach Maringa Chini gelaufen sind, hat es plötzlich angefangen zu regnen. Laura und ich waren natürlich innerhalb von wenigen Minuten triefend nass. So haben wir uns dann an der Straße (von Gilbert stets liebevoll Autobahn genannt) durch die uns entgegen strömenden Wassermassen gekämpft. Kein Mensch war auf der Straße. Keine Busse, Dalas, Autos, Motorräder. Nur der Regen und wir. Dann kam uns allerdings doch ein Auto entgegen – und hielt! Ein freundlicher Mann hat uns relativ besorgt gefragt, wo um alles in der Welt wir denn bei dem Wetter hin wollten. Daraufhin wollte er uns zur Schule fahren, obwohl er in die andere Richtung musste und wir ein kleines bisschen nass waren. Das Angebot haben wir allerdings sehr gerne angenommen und während der Fahrt hat er uns erzählt, dass er ein Verwandter von Mr. Shao sei und ob wir den kennen würden (jeder dritte Mensch heißt hier Shao und die anderen Towo oder Machange, aber er meinte wohl Professor Shao, den hier wirklich jeder kennt, genau wie unseren Opa Elimsu Towo und Gilbert). Als wir ihm etwas dafür geben wollten, dass er uns gefahren hat, lehnte er das mit der Begründung ab, wir seien ja aus dem Ausland und somit müsse er uns helfen, weil er es so toll finde, dass wir hier sind, und er selber auch Lehrer sei.

Bei den teilweise extrem heftigen Regenfällen konnten wir natürlich leider nicht draußen mit den Kindern spielen. So haben wir oft gemalt: unsere Familien, Haustiere, wilde Tiere. Manchmal, besonders in den letzten Tagen, hatten wir aber wieder Glück und konnten draußen spielen. Das Schwungtuch ist weiterhin eine super Attraktion für die Kinder und sie würden am liebsten stundenlang testen, wie hoch so ein Ball fliegen kann, wenn alle gleichzeitig das Schwungtuch hochreißen. Oder einer sitzt völlig begeistert in der Mitte und die anderen schütteln. Sie dabei zu beobachten ist wirklich lustig und das wiederum könnte ich stundenlang tun. Mit dem lustig sein hört es dann aber auf, wenn die Kids der Meinung sind, ich müsste auch in die Mitte und sie nicht schütteln, sondern das Schwungtuch hochheben und mich über den Schulhof tragen, während ich nur bete, dass das Tuch nicht reißt – glücklicherweise ist es nicht gerissen!

Der neue Lieblingsfilm unserer Kondikischüler ist wohl „Rapunzel – neu verföhnt“. Dass dieser Film so gut ankommt, hätten wir nicht gedacht. Die Szene, als das Chamäleon von Rapunzel, dem „Prinzen“ seine Zunge ins Ohr steckt, haben sie sich gleich siebenmal hintereinander angeguckt und hätten das noch öfter getan, wenn wir nicht Spielverderber gewesen wären und dafür geA49I0737sorgt hätten, dass wir auch noch den restlichen Film angucken.

Unser Kochprojekt läuft jetzt zweimal die Woche, sodass wir an jeder Schule einmal im Monat kochen können. Das Ergebnis davon ist, dass meine Finger gar nicht mehr aufhören, nach Knoblauch zu riechen, denn bevor der Geruch verfliegen könnte, kochen wir schon wieder und ich muss 5 Knollen Knoblauch schälen und kleinstampfen…

Die neu gebaute Zisterne an der Kiumako hat jetzt auch einen Deckel und die Schüler finden es total super, die Treppe in die Zisterne hinein nach unten zu dem dreckigen Wasser zu laufen. Ich weiß gar nicht, wie die ganzen Schüler, die dort auf einmal drin waren, da hinein gepasst haben ohne ins Wasser zu fallen.

„Happy Valentina Day“ – und ich dachte schon, dass ich hier solch blödsinnigen Tagen entkommen wäre. Pustekuchen! Mami hat mich morgens begrüßt mit dem Satz „Guten Morgen, Debbie. Heute ist ein verrückter Tag. Weißt du auch warum? Heute ist Valentinstag. Da spielen alle verrückt!“ Als ich ihr dann geholfen habe, egg shops zu machen, haben auch die Eier verrückt gespielt, woraufhin sie meinte: „Na siehst du. Sogar die Eier spielen heute verrückt…“ Ehh…. Ja! Sie hat mir auch erzählt, dass der Valentinstag hier tatsächlich ziemlich groß gefeiert wird. In größeren Städten wie Moshi sei wohl die Hölle los und überall in den Clubs und auf den Straßen gebe es Valentinstagpartys. Bevor Mami dann an die Arbeit gegangen ist, kam noch ein „Ich gehe jetzt raus und mache mich über die ganzen Verrückten da draußen lustig!“.

Auf dem Markt habe ich dann auch tatsächlich eine Blume zum Valentinstag von unserer Kohlmami geschenkt bekommen. Für Eike hat sie davon ein Stück abgerissen!

Nachdem wir nun fast einen Monat „Celebration break“ hatten, mussten wir vor zwei Wochen schon wieder auf eine Feier: ein Send-off – eine Art Junggesellinnenabschied. Das darf man sich aber nicht wie einen Junggesellenabschied in Deutschland vorstellen. Nein, auch ein Send-off wird gefeiert wie alle anderen Feiern auch. Ausschweifende Begrüßungen der Familien und aller wichtigen Menschen, Geschenke nach vorne tanzen, Ziege füttern, Sekt schütteln, Essen. Das einzig neue war die Suche nach dem Bräutigam, den die Braut mit ihrer Trauzeugin unter den Gästen suchen musste. Für Unterhaltung hat dafür ein älterer Herr gesorgt, der schon ein bisschen tief in sein Bananenbier-Konyagi-Glas geschaut hatte, indem er einfach so ungefragt über die Bühne getanzt ist und es total amüsant fand, dass sich alle Gäste über ihn kaputt gelacht haben. Beim Essen stand er dann natürlich hinter mir und hat versucht, sich mit mir zu unterhalten. Ich vermute, dass er Englisch geredet hat, verstanden habe ich allerdings nur so eine Art „bwuahumjmskdfhkhuf“ oder etwas Ähnliches… Mit Zeichen haben mir die andere Gäste grinsend zu verstehen gegeben, ich solle ihn einfach ignorieren (was ich auch tatsächlich versucht habe, doch das Lachen konnte ich mir nun wirklich nicht verkneifen). Das hat er leider verstanden und ist daraufhin richtig wütend geworden und hat alle beschimpft. Jetzt konnte ich mir das Lachen wirklich nicht mehr verkneifen! Da war ich auch nicht die Einzige, besonders Rehema (die Sekretärin an der Kiumako, die bei der Essensausgabe geholfen hat) kamen vor lauter Lachen die Tränen. Und als er mir dann noch irgendetwas ins Gesicht gesagt hat und ich aufgrund seiner Fahne das Gesicht verzogen habe, gab es für sie kein Halten mehr. Die anderen Gäste haben mich nur mitleidig angesehen und mir im Vorbeigehen „pole“ (übersetzt so ungefähr „Ich fühle mit dir“) gewünscht. Später lief dann die übliche Musik und bei den Backstreet Boys haben Cousin George und ich lautstark mitgesungen und somit schon wieder die Aufmerksamkeit so einiger Gäste auf uns gezogen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Feiern im Dezember hatten wir auf diesem Send-off dann doch so einigen Spaß.

Seit drei Wochen hat unsere Volunteer-Familie Zuwachs bekommen (der durchgängige Besuch reißt nicht ab..). Die Kieler Studentin Mirjam macht hier ihr 6-wöchiges Praktikum und begleitet uns bei unseren Projekten oder arbeitet im Kinderarten in Mwika. Mit ihr haben wir letzten Sonntag unsere Farm besichtig, die – wie ich festgestellt habe – doch relativ groß ist, und den Kondikiberg erklommen, wo wir dann natürlich auch die Molkerei besichtigt haben. Die Führung wurde dieses Mal allerdings nicht von dem Mann durchgeführt, der dort normalerweise arbeitet, sondern von Pastor Panga persönlich, der gerade von seinem letzten Gottesdienst aus der Kirche nebenan kam.

Obwohl Geburtstage hier nicht gefeiert werden, waren wir in den letzten Wochen gleich auf Zweien eingeladen. Unser Opa ist 73 Jahre alt geworden und trotzdem noch fit, busy und engagiert wie mit 25. Und Pastor Moshi hat die Gelegenheit genutzt, um uns seine Familie vorzustellen. Mich hat er seiner Frau dann auch direkt mit meinem Spitznamen Pilipili hoho (Paprika) vorgestellt. Diesen Namen werde ich wirklich nicht mehr los… Auch als wir an der Kirche vorbeigelaufen sind, wo er gerade mit den neuen Konfirmanden bible school hatte, hat er diesen direkt erklärt, mein Name sei Pilipili hoho, worauf diese in schallendes Gelächter ausgebrochen sind…

Langer Rede kurzer Sinn: mir geht es immer noch bestens! „Polepole ndiyo mwendo. – Langsam ist auch eine Geschwindigkeit!“ Davon merke ich nichts, die Zeit rennt nur so… Jetzt ist der Februar auch schon vorbei.

Fühlt euch ganz herzlich gegrüßt

Eure Debbie

Tolle Fotos von Debbies Vater Michael auf Debbies Blog unbedingt anschauen!:

Weihnachts- und Neujahrsgruß Dezember 2013:

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe, ihr hattet alle ein schönes Weihnachtsfest und habt die Festtage genossen! Auch wenn mit einiger Verspätung, möchte ich euch noch fröhliche Weihnachten wünschen und natürlich einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Hier war in der letzten Zeit so Einiges los. Der Dezember ist in Tansania der Monat der Feste: Konfirmationen, Taufen, Hochzeiten, Gradation, Abschiedsfeiern und natürlich Weihnachten. Die Tansanier nutzen aber auch jede noch so kleine Gelegenheit, um ein riesen Fest feiern zu können.
In unserer letzten Schulwoche vor den Ferien wurde der Schulleiter von Uuwo verabschiedet. Die Feier wurde von den Schülern sehr liebevoll gestaltet. Sie haben Blumenketten gebastelt und verteilt, Lieder und Tänze einstudiert und ihrem ehemaligen Schulleiter zahlreiche Abschiedsgeschenke von einer Thermoskanne über eine Haake und einen Gehstock bis hin zu einer Ziege mit Blumenkette um den Hals überreicht.
Ansonsten haben wir viel mit unserer Familie gekocht, Rezepte aufgeschrieben und Fotoshootings mit den fertigen Gerichten veranstaltet, was unsere Familie meist zu einem Lächeln gebracht hat, als wir alles, was wir im Haus finden konnten, irgendwie als Dekoration genutzt haben. Das Kochbuch ist in Druck und ich werde es euch wissen lassen, sobald es fertig ist und darauf wartet, von euch gekauft zu werden!
Jetzt in den Ferien sind auch unsere beiden Schwestern Nancy und Maren Zuhause. Gemeinsam mit Nancy waren wir bei einer Schneiderin und haben uns für Marens Konfirmation Kleider aus den traditionellen Kangastoffen nähen lassen. Und sie sind wirklich schön geworden :-)
Die Adventszeit spielt hier keine große Rolle. Es ist so viel los, dass Weihnachten einfach irgendwann vor der Tür steht. Wir waren auf der Graduation von unserer Tante Upendo und auf zahlreichen Konfirmationen. Auch Maren wurde letzte Woche konfirmiert. Sie war unglaublich aufgeregt, aber sie sah total süß in ihrem weißen Kleid aus und als ich ihr das gesagt habe, hat sich mich nur ganz fest umarmt. Und nach dem 5stündigen Konfirmationsgottesdienst war sie dann auch wieder deutlich entspannter. Die ganze Familie, alle Tanten, Onkels, Cousinen und Cousins sind gekommen. Nancy selbst meinte, dass sie nicht einmal die Namen von all ihren Cousinen und Cousin kennt. Eine tansanische Familie ist eben relativ groß. Die Konfirmationsfeier findet aber erst am 31. Dezember statt. Der größte Teil der Familie lebt noch hier in der Gegend. Nur ein Onkel lebt in Malawi. Yese ist mitsamt seinen zahlreichen Kindern wie jedes Jahr zu Weihnachten nach Hause gekommen. Somit ist das Haus bei uns und auch das bei Babu nun voll.
Weihnachten selbst wird hier erst am 25. Dezember gefeiert. Als ich morgens aufgestanden bin, ist mir Maren direkt mit einer Weihnachtsmütze entgegen gekommen und hat sie mir auf den Kopf gesetzt. Wir haben angefangen, Weihnachtsplätzchen zu backen, das Haus zu schmücken und den Weihnachtsbaum aufzustellen. Geschmückt wurde er mit allem, was wir im Haus finden konnten. Ketten, Girlanden, Weihnachtskugeln, Weihnachtskarten und dem Highlight – der singenden Lichterkette! Der Höhepunkt an Weihnachten ist der Weihnachtsgottesdienst, der jedoch genauso abläuft, wie jeder andere, dafür aber doppelt so lange dauert: also 4 Stunden. Anschließend haben wir mit den Kindern gespielt, gegessen, getanzt und Weihnachtslieder gehört. Und wir haben eine deutsche Weihnachtsshow von vor weiß ich nicht wie vielen Jahren gesehen, wo japanische Kinder Weihnachtslieder gesungen haben. Am zweiten Weihnachtsfeiertag waren wir dann auf der Konfirmationsweihnachtsfeier von Nachbarn von Babu eingeladen, die in Dar wohnen und über Weihnachten in ihrem Ferienhaus hier leben. Das heißt, ich weiß gar nicht, ob wir auch eingeladen waren, aber wir sind einfach hingegangen und natürlich haben sich alle gefreut. Diese Konfirmation war die mit Abstand größte und nobelste. Die Familie scheint jedenfalls nicht arm zu sein. Der Garten war riesig und sehr gut gepflegt, die Hecken sogar ordentlich beschnitten. Überall im Garten waren Lichterketten verteilt und alles in den Farben lila und orange gehalten. Es gab viele Schnittblumen, die hier ziemlich teuer sind und die Zelte, die im Garten aufgestellt waren, waren mit teuren Stoffen verkleidet. Auch das Buffet war vielfältiger als alle, die wir bisher erlebt haben. Wir hatten jedenfalls einen richtig schönen Abschluss der Feiertage.
Egal, um was für eine Art Feier es sich handelt: die Rituale sind immer die Gleichen. Besonders wichtig ist das Füttern der Familie und Ehrengäste von Kuchenstücken bzw. Stückchen einer Ziege. Diese alte Chaggatradition darf auf keinem Fest fehlen. Und anschließend kauen die Tansanier wie so oft noch stundenlang auf den Zahnstochern herum.
Jetzt geht es nach Weihnachten noch mit einer Taufe und Marens Konfirmationsfeier weiter, bevor wir dann im Januar irgendwann wieder in unseren Alltag zurück finden müssen. Zuvor kommen mich aber noch meine Eltern und meine Schwester besuchen, worauf ich mich schon riesig freue!
Achja und auf mehrfaches Nachfragen hin: dem kleinen Hund geht es gut! Er wächst fleißig und trainiert auch seine Stimme. Allerdings muss er da noch etwas üben. Als er neulich seine Stimme testen wollte und die Schildkröte angebellt hat, war diese noch völlig unbeeindruckt, hat ihn irritiert angeguckt und sich nicht einmal zurückgezogen. Der keine Hund, den wir mittlerweile Kitunguu („Zwiebel“) genannt haben, war daraufhin ganz verzweifelt und ist jaulend auf meinen Schoß gesprungen, von dem er sich eine ganze Weile nicht mehr herunter getraut hat. Seinen Pflichten als Wachhund kommt er insofern nach, als dass er sich wie ein Schneekönig freut, wenn Besuch kommt. Das macht er Simba schon sehr gut nach.

Seid ganz herzlich gegrüßt,

Eure Debbie

Hier einige Fotoeindrücke von Debbies Block Ende 2013:

067_Laura und ich mit unseren Blumenketten
067a_Konfirmation von Godbless
070_Marens Konfirmation
077_Kinder tanzen
078_Konfirmationsweihnachtsfeier

 

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Aus Debbies Blog vom 13.10.2013 - Fotos vom 10.10.2013:
  In den ersten Tagen hier, haben wir die Gegend hier schon ganz gut kennengelernt. Mittlerweile finden wir den Weg problemlos von der Straße nach Hause und auch nach Mwika oder zur Kiumako ist kein Problem mehr, genauso wie die ganzen Begrüßungsfloskeln. Wir machen Fortschritte! Außerdem bekommen wir jetzt auch Kiswahiliunterricht von Pastor Moshi persönlich. Er ist der Pfarrer in unserer Kirche in Uuwo und ja, er heißt witzigerweise genauso wie die nächstgrößere Stadt hier! Er selber scheint das auch lustig zu finden.
Den Gottesdienst haben wir ebenfalls schon besucht. Er ist gar nicht so unterschiedlich zu denen in Deutschland, dauert aber um die 2 Stunden und man steht viel mehr auf. Außerdem ist die Kirche jedes Mal  voll und es gibt zwei Gottesdienste. Der erste beginnt um 7 Uhr. Aber das Glaubensbekenntnis und das Vater unser werden ebenfalls im Chor gesprochen, es wird gesungen und es gibt einen Chor und einen Posaunenchor. Nur eine Orgel, die den Gesang begleitet gibt es nicht. Allerdings sieht die Kirche etwas anders aus. Sie ist ein Gebäude wie jedes andere, nur mit einem großen Kreuz über dem Eingang und innen sind überall bunte und blinkende Lichter und Lichterketten. Das Sammeln der Kollekte verläuft ganz anders als bei uns. Mitten im Gottesdienst stehen die Leute Reihe für Reihe auf, gehen nach vorne und außen wieder zurück wie einstudiert. Aber auch eine lange Predigt gibt es hier. Bei unserem ersten Gottesdienst gab es dabei einen kleinen Zwischenfall. Plötzlich sprangen in einer Reihe alle Menschen auf und wendeten sich einem Punkt zu. Jemand rief etwas und sämtliche Frauen warfen Tücher dorthin. Kurz darauf wurde ein extrem zuckender Mann nach draußen getragen und unser Doktor Eike flüsterte das Wort „Krampfanfall“. Später erklärte unsere Gastmutter Pracseda uns, dass so etwas häufig im Gottesdienst vorkomme. Nach dem Gottesdienst werden sämtliche Lebensmittel unter den Besuchern versteigert, wie z.B. Bananenstauden, Beeren, Früchte, Hühner oder Zuckerrohre.
Wir haben auch schon einige der Projekte hier kennengelernt. Einmal im Monat soll in jeder der insgesamt 6 Schulen gekocht werden. Dies findet dienstags oder freitags statt, da dies die Markttage in Mwika sind. Dabei muss immer für 200 - 400 Leute gekocht werden. Da ist so einiges an Gemüse notwendig. Besonders unsere Technik beim Kohlschneiden hat sich auch schon verbessert. Und wenn man dann bei der Essensausgabe die zufriedenen Gesichter der Kinder sieht, die Gemüse anstatt wie jeden Tag Ugali (Maisbrei) und Bohnen bekommen, weiß man wofür man sich die Arbeit gemacht hat. Ich kann es kaum fassen, wie glücklich man einige Kinder machen kann, indem man ihnen etwas zu Essen gibt!
Auch das Filmprojekt haben wir bereits begleitet. Hier werden den Kindern an der Kondiki Primary School Filme auf Englisch gezeigt, um ihnen die Sprache auf eine andere Art und Weise näher zu bringen. Normalerweise besteht der gesamte Unterricht nur aus auswendig lernen. Die Lehrer brüllen etwas und alle Schüler wiederholen es immer und immer wieder im Chor. An der Kiumako haben wir gemeinsam mit der alten Freiwilligen Verena schon eine Olympiade veranstaltet und sie zu ihrem Besuch in den Kindergarten begleitet. Welche der Projekte wir letztendlich genau übernehmen und wie das so aussehen wird, wird sich noch zeigen…
Aber auch neben dem alltäglichen Leben haben wir hier schon einiges kennengelernt. Unser Gastvater Gilbert ist mit uns an den ca eine Stunde entfernten Lake Chala gefahren, der genau auf der Grenze zu Kenia liegt. Dort haben wir plötzlich eine ganz andere Landschaft gesehen. Hier war nicht mehr alles grün und voller Pflanzen, die genug Nahrung für jeden abwarfen. Hier gab es weit und breit nur Steppe und ausgetrocknete Flussläufe, die bei der Regenzeit aber wohl bis oben gefüllt seien. Die perfekte Location für König der Löwen. Genau so hatte ich mir die Landschaft vorgestellt. Kleine braune Bäume inmitten von kniehohen gelben Strohbüscheln. Wir haben einige Affen gesehen, die mit einer Mordsgeschwindigkeit an uns vorbeigerannt sind. Zum See selber musste man einen steilen Pfad herunterklettern. Unten war es aber wunderschön und alles wieder grün. Das Wasser war schön warm und ziemlich klar. Ebenfalls wie in einem kleinen Paradies kommt man sich bei den zahlreichen Wasserfällen um Marangu herum vor. Es gibt hier zahlreiche unglaublich schöne Plätze.
Meistens wird ein Ausflug oder auch mal ein ganz normaler Abend mit einem Kilimanjarobier beendet!
Ein bisschen Gesellschaftskunde hatten wir mit Gilbert, als wir das Chaggamuseum besucht haben. Die Chagga ist der Stamm, der hier in der Gegend um den Kilimajaro herum gelebt hat und auch noch lebt. Besonders die Sprache der Chagga ist noch sehr verbreitet, was uns nur noch mehr verwirrt, wenn manche Menschen einen nicht auf Kiswahili, sondern auf Kichagga begrüßen…
Bis demnaechst,
Eure Debbie.

Sponsorenlauf in Altenstädt:

Plakat_Sponsorenlauf

Aus Debbies Blog vom 20.7.2013:
 20 Läufer, über 30 Sponsoren, 12 Kuchen, knapp 100 Besucher, strahlender Sonnenschein und über 1500€ in den Spendenboxen – besser kann ein Sponsorenlauf wohl kaum laufen. Am Samstagnachmittag fand dieser auf dem Sportplatz in Altenstädt statt. 372 Runden, also 111,6 km, sind die Läufer in einer Altersspanne von 1,5 bis 55 Jahren zusammen gelaufen und haben so den Großteil der Spenden, die ich für meinen Freiwilligendienst in Tansania benötige, zusammen bekommen. Von so einem Ergebnis habe ich nicht zu träumen gewagt!
Anfang Oktober werde ich über den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts für ein Jahr in das afrikanische Entwicklungsland gehen und dort mit 3 weiteren Freiwilligen in einer Schule mit ca. 100 Schülern und 9 Lehrern am Fuße des Kilimanjaro arbeiten. Um die Projekte vor Ort zu unterstützen, das Konzept weltwärts „Lernen durch tatkräftiges Helfen“ zu verbreiten und sich schon vor Ausreise intensiv mit ihrem Projekt und den neuen Aufgaben auseinanderzusetzten, ist es die Aufgabe der Freiwilligen, einen bestimmten Betrag durch Spenden selbst aufzubringen. Dafür habe ich den Sponsorenlauf organisiert, aber nicht mit einem solch überragenden Ergebnis gerechnet. Bei allen Läufern, Sponsoren, Zuschauern und Helfern möchte ich mich deshalb ganz herzlich für ihr Engagement bedanken. Dass durch Euch tatsächlich 1751€ an Spenden zusammengekommen sind, macht mich echt sprachlos!
Der beste Läufer mit 37 Runden war Sascha Kuhaupt (23). Den mit Abstand größten Spendenbetrag von 474€ ist Klaus-Dieter Gehring (55) mit 34 Runden und 7 Sponsoren erlaufen. Der großzügigste Sponsor, Axel Römer vom Hof Römer, sponserte die Läuferin Lena Kuhaupt (19) mit 6€ pro Runde und kam so auf eine Spende von 174€. Sogar der jüngste Läufer, Dion Ghaboli, schaffte mit seinen 1,5 Jahren 2 Runden. Und das ganze bei einer Temperatur von 32°C!

Die Hitze sorgte allerdings keinesfalls für gedrückte Stimmung. Bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen verfolgten die Zuschauer amüsiert die Anstrengungen der Läufer. Für diese gab es am Schluss dann noch eine schöne Abkühlung, als die Wassereimer entleert wurden...

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