Bericht von Willi Gerhold, veröffentlicht in den Naumburger Nachrichten:
Altenstädter Erzählcafe gestartet Landwirtschaft früher Am Sonntag den 26. Januar 2014 hat in dem Naumburger Stadtteil eine neue Epoche des gemeinschaftlichen Engagements begonnen, ein Erzählcafe wurde gegründet und präsentierte die 1. Auflage unter dem Thema: Landwirtschaft früher Eine kleine Gruppe mit Martha Knatz, Werner Gerhold, Bernd Ritter und Willi Gerhold haben sich getroffen um ein seit einiger Zeit diskutiertes Thema in die Tat umzusetzen, schon nach einem kurzen Gespräch war man sich einig: Wir machen es. Erst danach begann sich Gedanken zu machen über das wie. Erfahrungen mit der Vergangenheit hatten die vier schon bei der Erstellung der Festzeitschrift zu 1175 Jahre Altenstädt gesammelt, das war auch eine gute Basis denn viele Bilder, Daten und Fakten existieren bereits. Dazu kam noch das umfangreiche Wissen vieler älterer Altenstädter. Mit Marie Gabriel, Elsbeth Raabe, Irma Pfennig und Änne Briel kamen fleißige Erzählerinnen dazu. Somit war der Grundstein für ein gelingen der Veranstaltung gelegt. Offen war noch die Frage: Wie wird das bei der Bevölkerung angenommen? Auch diese Frage wurde mit Bravour beantwortet. Der Zuspruch war sehr zur Freude der Initiatoren größer als erwartet und mit Engagement und voll gepackt mit Daten und Fakten und einer großen Zahl Foto aus alter Zeit konnte man das vorbereitete Programm gemeinsam mit den Besuchern erleben. Angetreten mit den Gedanken: Geschichte bewahren - Historisches wiedergeben – gemeinsam Erinnern und Erzählen – miteinander ins Gespräch kommen – Schnuddeln über früher und “Gott und die Welt“ - oder einfach nur andere treffen, das alles sind wichtige Faktoren für eine harmonische Dorfgemeinschaft. Somit war man mit dem Ergebnis mehr als zufrieden und weitere Erzählcafes sind einfach Pflicht oder richtiger gesagt, wird es geben. Dazu ist man aber auf das bei vielen „gespeicherte“ Wissen, über das was man selbst erlebte und das was die Vorfahren übermittelten, angewiesen. Ein großer Wunsch des Teams ist, das noch möglichst viele Ältere ihr Wissen weitergeben, damit man auch in Hundert Jahren noch sagen kann: So war es in
Unserm Altenstädt Unserm Dorf – Unserer Heimat
Hier noch einiges zu der Veranstaltung. Willi Gerhold der den ersten Stein pro dieser Veranstaltung geworfen hatte begrüßte mit einem Dankeschön für das Vertrauen in diese Veranstaltung der besonderen Art, die zahlreichen Gäste. Das Thema: Landwirtschaft früher war sehr nahe liegend, denn Wasser, Luft und Liebe gab es immer und änderte sich kaum, ernähren musste man sich auch immer, irgendwie. Doch es unterlag einer gewaltigen Veränderung im Laufe der vielen Jahrhunderte. War zu Zeiten der Chatten und Germanen in unseren Breitgraden noch die Jagd die wichtigste Ernährungsquelle, so änderten sich mit der Sesshaftigkeit der Menschheit die Gewohnheiten hin zur Siedlung und Bearbeitung der Felder mit sähen und ernten. Aus dieser Entwicklung entstanden die Zeit der Ackermänner (Bauern), Knechte, Tagelöhner (Vasallen), Eine schwere Zeit für den Berufsstand den die Adligen und der Klerus waren nicht gerade zimperlich im Umgang mit den Untertanen, dies ging im 15. Jahrhundert soweit das es zu den bekannten Bauerkriegen kam, so Willi in seinen Ausführungen. Mit den unfangreichen Informationen über die Verkopplung schaffte Werner den Sprung ins 20. Jahrhundert und Martha berichtete über die Entwicklung der Landwirtschaft als z.B. die Gänse, Hühner noch frei auf dem Hof umher liefen. Mehr wusste sie dann über jene Zeit zu berichten als die Bauern und ihre Helfer mit viel körperlichen Einsatz die zu bewältigende Handarbeit wie sähen, ernten und das verarbeiten der Erzeugnisse ohne das Maschinen zur Verfügung standen verrichteten. Auch vom Schweine, Kühe, Gänse hüten zur täglich zur Futteraufnahme, wusste Martha zu berichten. Erst in der Zeit als die Bauern Maschinen die mit Pferden und bei den Leuten die weniger Grundbesitz hatten von Kühen gezogen wurden veränderte sich vieles bei der Arbeit. Grasmäher, Heuwender, Selbstbinder bis hin zur Dreschmaschine bestimmten diese Zeit. Der erste Traktor ein Lanz Bulldog wurde 1935 im Dorf angeschafft wusste Werner zu berichten. Nach der Erzählung über die Zeit und die Methoden jener Epoche im Allgemeinen wendete man sich einzelnen besonderen Höfen und deren Begebenheiten zu. Über Dörings Hof und seinen letzten Besitzer Walter Döring gab es viel zu erzählen, zumal der Hof auf dem heutigen Dorfplatz so etwas wie das Herz im Ort war. Die Geschichten um Dörings Hof beschäftigte fast alle Gäste denn es gab oder gibt unendlich viel darüber zu erzählen. Werner ließ den Hof seiner Vorfahren - „Gerhold`s Hof“ am Krizzewege - Revue passieren, das war so spannend und Umfangreich das bei den Besuchern oft der Satz: Das hab ich gar nicht gewusst, zu hören war. Marie und Elsbeth konnten viel von Krizzeweg (Heute Waldecker Strasse) berichten. Löbers Haus was abgebrannt ist, oder über das Haus Huhn, das Hirtenhaus und Bräutigams Haus und Hof die später abgerissen wurden waren ein wahres Eldorado an Erinnerungen. Hier kam dann auch die Kuh des kleinen Mannes die Ziege zur Sprache, diese Tiere ernährten lange Zeit die Familien der „geringen“ Leute die über kein bzw. nur ganz wenig Land verfügten und sich die Felder von den Bauern bearbeiten lassen mussten, dafür arbeiteten sie über das ganze Jahre als Helfer auf deren Höfen. In die Zeit als man immer breitere Strassen wollte viel auch der Abriss der Häuser Kregelius und Damme (Klapp) sowie Schaumlöffel, die Häuser allein und ihre wechselnden Besitzer können ganze Geschichtsbücher füllen und sind ein gutes Thema für weitere Veranstaltungen. Über das alte Gasthaus Ritter, von dem noch schöne Bilder vorhanden sind, konnte Irma interessantes berichten. So auch aus der Zeit als das Haus bis auf die Grundmauern nieder gebrannt war und die Gaststube in ihrem Elternhaus Dörings Hof (Greben) in der heutigen Kasseler Strasse verlegt war, wo noch lange Zeit ein Loch durch die Decke für die Bierleitung aus dem Keller ein Zeitzeuge war. Es wurde viel über schöne alte Zeit erzählt, aber auch über weniger Gutes war zu berichten so z. B. über die vielen Auswanderer die aus vielerlei Gründen die Heimat verlassen mussten, hier war Änne in ihren Element ob Namen der Familienmitglieder, Jahreszahlen und Begebenheiten es war toll was einer alles erzählen kann. Willi der die Fotos zusammengestellt hatte zeigte zum Schluss noch eine Auswahl von Maschinen in ihrer weiteren Entwicklung von Anfang der 50er Jahre bis Heute. Bernd sorgte mit vielen Fotos für ein gut gefülltes Archiv. Durch das tolle Bereitschaft der Erzählerinnen und Erzähler konnten wir gemeinsam einen schönen Nachmittag verbringen, einem kleiner Nebeneffekt diese Tage, immer wieder wenn man sich begegnet wird über die Veranstaltung, das Früher erzählt und dabei kommen immer neue Geschichten zu Tage, irgendwie Gut. Nun ist es an der Zeit den Bericht abzubrechen, allen Erzählern die an diesem Tag das Salz an der Suppe waren, den Besuchern und dem gesamten Team vor und hinter den Kulissen möchten wir Danke zu sagen für den Mut so etwas ins Leben zu rufen, Danke für die Vorbereitung, Danke für die Unterstützung mit Redebeiträgen und einfach Danke fürs kommen. Erfolg verpflichtet zum weiter machen und so wird es in einigen Monaten wieder ein Erzählcafe geben. Das Thema wird demnächst erarbeitet, es könnte unter anderen “Unser Dorf früher“ heißen, die Entstehung, die Erbauer Anno…, ihre Geschichte, Erinnerungen und Anekdoten und die Bewohner im Wechsel der Zeit. Wer zu dem Thema etwas erzählen kann und wer alte Bilder die noch zur Erfassung weiter gegeben waren kann das gern beim Erzählteam tun. WG
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