1. Unser ahle Dörfchen umgeschrieben für Altenstädt von Maria Kimm (ca. 2001)
Ahlenstädt war noch’en ahles Nest, s’es schon lange här. De jungen Liede, kennens so net mer. De Stroßen waren domols alle nur geschoddert, das ganze Nest war ziemlich verloddert. Hie un do war schon mo’ne Ecke geplasterd, un in der Schule gab’s au noch eine gedasterd. Derekt fer der Hußdäre hatte jeder ‘ne Mäste, als Klo, im Stalle ne Bräderkäste. Zum Abbotzen gab’s fer Ahle un Junge nur en Fetzen von der Zidunge, von wegen Klopapier. Des ganze Derfchen war ziemlich brimidief, das sehde am Kerchdorm, do war lange das Türmchen noch schief. Off der Stroße liefen noch Gänse un Hiener Un mit der Schelle kam der Dorfdiener. Der machte zum Beispiel bekannt, am ersten wird’s Wassergeld bezahlt bar off de Hand. Wer kannte do schon ‚nen Barscheck oder worde ewerwessen, do hot mancher das Bezahlen absichtlich vergessen. Engekauft worde noch bie den Kaufmannslieden, das waren jedenfalls noch schöne Zieten. Un bie der ahlen Ulle, glich eme die Ecke, gob’s bie dem Bäcker Knippschild noch Wasserwecke. Jo domals war’s im Derchen noch scheen Do konnste noch medden off der Stroße gehn. Macheste hedde querreffer net trabb, dann fährd dä so’n Affe de Absätze ab.
Sonnabends worren 3 Mann im selben Wasser im Stunze gebadet, Un stellt och mo der – es hot kinnen geschadet. 6 Mann moßten an en Handtuch sich botzen, das war fer ne Modder vor größden Notzen. Dog gab’s noch kinne Waschmaschien oder ‚ne Schleuder, wer väle Wasser verblemberde, das war en Luder Offgebodset wurde medem Schrobber, wo immer der Stähl war loose. Als Lumben hademe Omas kabudde Unnerhose. De Omas hadden do noch Hosen met Schletzen, im Sommer sehr angenehm, wechen dem Schwetzen.
Sonntags ginge me alle in de Kerche, das gab do soh’n richtiges Gewärche. Der Parr war do drewer richtig bewächd, do war der letztoe Platz belächt. Do saßense off der Richen wie Orchelpiffen, obwohl manche vor der Predicht ewerhaupt nix begriffen. Die waren awer ned dumm. Ei bie Gott kenne Doofen, sä waren fär Müdigkeit nur engeschloofen. Docj kaum warense us dem Dempel drusse, dann saßense schon im Wirtshusse. Hie machden se dann Schoppen un Kännchen, un hinnerher das Wackelmännchen. Waren se dann voll wie ne Kanallche, dann kozzen se bie Toben ewer de Kralche. Daheime gab’s im Stalle von der Ahlen dann Schmässe, wenn’s dicke kam, dann laachen se im Schesse. Nu werense frochen, woremme das alles im Stalle, hä musste mo bullern, hinnern Kiewen, das machten alle.
De Sommern waren sonnich, es roch herrlich no Hau, un me schließ noch bie der eigenen Frau. De Kenner wurden do noch vom Klapperstorch gebracht, un net wie hedde, daheime selber gemacht. Do stands Bullerdeppen noch unterem Bedde, un im Wender kam die Wärmeflasche medde. Mä schlief noch mit Ungerhose un Hemmed, un 2 mal pro Woche, worden de Hoore gekämmet. Fer ens Jungen war der Kamm awer fehl am Platze, mä hadden doch alle ne Glatze. An den Hosen waren noch Knöppe am Latze, Net wie hedde, nen ewig kaputten Reißverschluss, Un bast me net off – dann gigged au noch s’Gloggensteggchen russ. Domols waren de Hosen knielang, gingenbis off de Waden, un domitte gingeme ins Semmete baden. Do trug me noch Hosenträger mit Lederriemen, un net en Gramm Fett war off nen Ribben.
Das Essen war do au net das Beste, ein Kottlet gab’s höchstens zum Weihnachtsfeste. Bellkartuffeln gab’s mit Duggefett oder griene Soße, das machte den Stuhlgang au scheene lose. Da aß me Kohlraben un Ferkelfüße, un sonntags gab’s au noch Lauchgemüse. Me bruchte kenn Diätplan oder Schlankheitspillen, do wurde geschuftet, dann vergingen die Grillen. Mit der Gesundheit war’s zum Besten bestellt, färn Doktor oder Zahnklempner do hatteme kinn Geld. Do hatten au die Ältesten noch Zähne wie Haie Unnen gar keine, oben aber noch zweie. Mä kannte au noch kinnen Bulldog oder Gummiwachen, da wurde isenbereift noch mit den Kiwen gefahren. De Dreschmaschine wurde von 6 Päaren gezochen, das kudde mä glauben, das ess net gelochen. Do fuhr noch kinn Auto oder Omnibus, nen Sonntags ging mä zu Fuß noch russ.
Mä bruchten kinne Garasche oder Partykeller, da waren me froh ewer Kartuffeln offen Täller. Es gab net jeden Tag Fleisch oder Worscht, do soffeme noch Leidungswasser fer nen Dorscht. Do brachte noch’s Lieschen im Herbst die Zäche nohm Bocke. Un passte genau uff – egal ob’s hinnerher heimzus auch stinken tat, von oben bis unnen am Rocke. Im Geist, sah’s nämlich schon so nen kleines Zächenlämmchen ganz fresch knusprich, gebraten Oster uffen Tisch.
Un wenn me zum Schwätzen off der Treppe versammelt, nachts wurde kenne Dähre verrammelt. Mäh hatte ungernanger noch vertrauen, un keiner tat dem anneren was klaun. Ging’s tagsebber zum Arbeiten off’s Feld, war keiner mehr daheime, wurde einfach en Risserbesen fär de Hußdähre gestellt. Do war einer färm anneren noch do, un half, wenn nedig, ohne Darro. Hädde gigged einer den anneren net ahn, dass ganze Leben verleift nur noch nach Plan. 8 Stunnen arbeiten, 4 Stunnen Fernsehn geglotzt, sprecht me en Wort, wird me glich angemotzt. Hahls Mull, sei stille oder geh ins Neste ahles Gefitze, klagst doch als hättestes so em Kretze.
Jo so hott sich geändert de Welt un die Zeit, ich brachte zurück etwas Vergangenheit. Erinnern wir uns alle gern daran, es war doch unsre Kennerzitt. Und heute? Wir fortschrittlich, aufgeschlossen und nett, ist geworden unser Dorf „Altenstädt“. Wirtschaftswunder, Neuheut und Technik hat nicht vor’m Dorf halt gemacht, für Neuerungen war jeder Einwohner stets bedacht. So ist aus Altenstädt das geworden wie’s heute da steht, kommt gern alle mal, Ihr lieben Leute, damit Ihr es kennen lernt und auch mal seht. Denn wir können uns alle glücklich preisen, weil wir Altenstädter Schauten heißen..
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