Hobby mit Gewerbeschein
Volker Gerhold bietet einen besonders günstigen Einkaufsservice in Altenstädt HNA-online vom 14.6.09 Von Markus Berger
ALTENSTÄDT. Wo es bei anderen aufhört, fangt er erst an. Wenn jemand aus seinem Dorf nicht mehr mobil ist, aus Altersgründen oder weil er kein Auto besitzt, springt Volker Gerhold aus Altenstadt ein. Dann schwingt er sich auf seinen Drahtesel und kauft für diese Menschen ein. Fährt zum Fleischer in Altenstädt, in den Supermarkt in Sand, "und auch nach Ehlen und Naumburg radele ich, um den Leuten das zu besorgen, was sie brauchen", sagt der 49-Jährige. Gerhold ist seit drei Jahren arbeitslos, weil sein Arbeitgeber 2006 Insolvenz anmelden musste. Und seitdem hat er Zeit. Viel Zeit. "Und da ich für mich sowieso mehrmals in der Woche einkaufen gehe, kann ich doch auch gleich für andere, die nicht mehr selber los könen, was mitbringen."
"Ich mache das hauptsächlich aus Spaß - und weil ich gern helfe." Volker Gerhold
Das alles macht er mit dem Fahrrad. Mit Anhänger und Lenkerkörbchen. "Das ist umweltfreundlich und kostet kein Geld", erzählt er. "Deshalb haben meine Kunden auch keine Spritkosten zu bezahlen." Außerdem halte ihn das Radeln fit.
Service für ein paar Cent Verdienen kann Volker Gerhold mit seiner Dienstleistung jedoch nicht viel. Das will er auch gar nicht. Zwar hat er ein Gewerbe für seinen Einkaufs- und Bringdienst angemeldet. Der Lohn, den er für den Service einstreicht, kann aber nicht mal als Aufwandsentschädigung bezeichnet werden. "Ich nehme pro Woche 50 Cent Grundgebühr und dann noch mal zwei Cent pro transportiertem Kilo", erklärt er. Benötigt also jemand in einer Woche 10 Kilo Lebensmittel, dann zahlt er für den kompletten Service gerade mal 70 Cent. Damit ist klar: Um des schnöden Mammons willen bietet Volker Gerhold seine Leistung wohl kaum an. "Reich werden kann man damit tatsächlich nicht, aber ich mache das hauptsächlich aus Spaß, sozusagen als Hobby, und weil ich gern helfe."
Wo ist es billig? Eine edle Haltung, die der Altenstädter da an den Tag legt. Dabei haben seine Kunden noch einiges mehr von seinem Dienst. So sucht Volker Gerhold grundsätzlich die günstigsten Angebote aus den Prospekten und archiviert diese im Computer, um immer auf dem neuesten Stand der Preistendenz zu bleiben. Und er dreht jeden Cent seiner Kunden dreimal um, bevor er ihn ausgibt. "Niemand will zuviel für eine Ware bezahlen", sagt der 49-Jährige, "und daher achte ich peinlich genau darauf, wo die Lebensmittel am billigsten sind."
Er holt den Einkaufzettel ab Nach dem Einkauf bringt der engagierte Mann die Waren zu seinen Auftraggebern, und die haben nichts weiter zu tun, als die schmale Rechnung zu begleichen. Gerhold kommt, wenn es passt, sogar vor seiner Tour zu den Menschen an die Haustür und holt deren Einkaufszettel ab. "Meine Zeit erlaubt das meistens, außerdem mache ich das alles gerne", sagt er. Das ist Menschenliebe mit Vorbildcharakter.
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