Sehr enttäuschend war die Beteiligung beim 5. Altenstädter Grenzbegang. Obwohl schon vorher klar war, dass aufgrund vieler weiterer Termine kein Andrang zu erwarten war, hätte man bei dem schönen Wetter doch den ein oder anderen neugierigen Mitbürger mehr erwartet. Ortsvorsteher Bernd Ritter begrüßte insgesamt nur 40 wanderfreudige Altenstädter inklusive HNA-Reporter Reinhard Michel. Ebenfalls gekommen war Mike Gerhold, Stadtverordnetenvorsteher, der aber nicht mit wandern konnte. Immerhin stießen noch einige Teilnehmer hinzu, so dass am Ende insgesamt knapp 100 Personen zur Veranstaltungen kamen. Spaß gemacht hat es trotzdem!!!!
Von Junkern und Wegelagerern HNA-Bericht vom 15.6.09 (Reinhard Michel) Während des Altenstädter Grenzbegangs erfuhren die Wanderer auch Geschichtliches Altenstädt. Gleich zum Auftakt waren Jung und Alt gestern Vormittag beim traditionellen Altenstädter Grenzbegang konditionell gefordert. Denn vom Abmarschpunkt Semmethütte ging es hinauf zum Mühlenholz, mit 364 Metern die höchste Erhebung des Naumburger Stadtteils. 17 Kilometer lang ist die Strecke durch Wald und Flur rund um die 740 Hektar große Ortsgemarkung. Lediglich rund 50 Altenstädter gingen an den Start, wobei jedoch unterwegs sowie auf den einzelnen Verpflegungs- und Raststationen, vor allem während der Mittagspause im Lindchen auf Balhorner Gelände, weitere Mitwanderer sich einreihten. Und beim Abschluss an der reich gedeckten Kaffee- und Kuchentafel in der Semmethütte hatte sich die Anzahl der Grenzgänger mehr als verdoppelt.
Nur alle sieben Jahre
Die Teilnehmer erwanderten während der nur alle sieben Jahre stattfindenden Tour nicht nur ihre heimatliche Flur, sondern erfuhren von Werner Gerhold, Helmut Blum und Ottokar Kowalzik an markanten Punkten auch Altenstädter Geschichte und Geschichten. Zum Beispiel vom Schnegelsbach, wo sich gar kein Wasserlauf befindet, der aber topografisch nicht nur die Wasserscheide zwischen Diemel und Eder, sondern auch die fränkische sowie sächsische, beziehungsweise niederdeutsche Sprachgrenze bildet.
In Kassel enthauptet
Auch vom traurigen Ende des Otto Niedt, an den ein Stein an der Straße von Ippinghausen nach Altenstädt erinnert. erfuhren die Wanderer. Niedt hatte 1545 einen landgräflichen Geleitzug überfallen, wurde festgenommen und in Kassel enthauptet. Kopf und Körper kamen in Höhe des heutigen Monscheingasthauses auf ein Rad mit dem Hinweis, "daß ein solches die rechte Landstraß sei" zur öffentlichen Schaustellung. Im Klartext: Unrecht wird nicht geduldet.
Auch der Grenzstreit am 8. November 1664 zwischen Junker Carl von Buttlar aus Elbenberg mit den Altenstädtern im Mittelbusch ist belegte Historie. Der Adelige hatte dem Gemeindeschäfer vorgeworfen, die Schafe auf Elbschem Grund zu hüten, ihm deshalb ein paar Tiere "gepfändet". Alles was in Altenstädt Beine hatte machte sich bewaffnet auf den Weg, jagten dem Junker, der sich im Elbschen Holz verstecken konnte, die Schafe wieder ab.
Altes Ritual
Der Grenzgang war früher fester Bestandteil im Leben jedes Dorfes, jeder Stadt, vor allem, um den korrekten Verlauf der Gemeindegrenzen zu kontrollieren. Dabei wurden oft Neubürger auch "poaläst". Also über einen Grenzstein gehalten und dann mit dem Hinterteil (Ääs) auf den Stein (Poal) mehrmals aufgetischt. Davon blieben die mitgewanderten Neu-Altenstädter aber diesmal verschont. (zih)
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